An dieser Stelle haben schon viele Editorials gestanden. Alle hatten sie den Jahreswechsel zum Thema, alle begegneten sie ihm mit der gebotenen Mischung aus Hoffnung und Zuversicht, Neugier und Tatendrang. Blick zurück, Blick nach vorn, alle Maschinen auf „volle Kraft voraus“ – und los ging’s.
Dieses Mal ist alles anders. Die Welt hat eine ordentliche Breitseite abbekommen, komplett unvorbereitet, vollkommen überrascht, und erst einmal ohne Plan, wie darauf zu reagieren sei. Ein Virus lief so fast ungehindert einmal um den Globus. Und jedes Land, jedes Regime, jede Gesellschaft hat es dabei auf seine Art unterschätzt. Die autoritären wollten es nicht wahrhaben, die liberalen nicht ernst nehmen, die föderalen nicht gemeinsam bekämpfen und die nationalen sich einfach einschließen. Nichts von alldem hat funktioniert. Unser aller Lernkurve war so steil wie die der wöchentlichen Neuinfektionen, sie war schmerzhaft und mühsam.
Aber die Welt hat auch gezeigt, was sie kann. Einen Impfstoff entwickeln in Rekordzeit. Intensivstationen einrichten und ausrüsten, die Krankheit verstehen, Risikogruppen schützen, Leben retten. Eine Milliarde Masken produzieren. Und nicht zuletzt: das eigene Verhalten ändern. Dass das nicht nur in Polizeistaaten gelingen kann, sondern auch in freiheitlichen Demokratien, in föderalen Staaten und mit den Mitteln eines Rechtsstaates, ist eine der besten Erfahrungen überhaupt. Kollektive Vernunft, Einsicht in das Notwendige, gelebte Solidarität, freiwillige Kooperation und gegenseitige Empathie: Es ist eine Menge Positives, was da in der Not zum Vorschein und zusammen kommt. Querdenker? Ach ja, geschenkt.
Und so gelingen sie dann doch noch, der optimistische Blick nach vorn und die Überzeugung: Wir werden da stärker rauskommen, als wir reingegangen sind. Wir werden die Lasten gemeinsam tragen, werden wieder hochfahren, was am Boden lag, und wir werden das ein oder andere noch besser machen als zuvor. Denn wir alle haben einen dreifachen Crashkurs gemacht – einen in Digitalisierung, einen in Resilienz und einen in Solidarität. Und wir haben sie alle drei bestanden.
Redaktion, Verlag und Anzeigenverwaltung der „Wirtschaft im Südwesten“ und die Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg wünschen allen Mitgliedern, Partnern, Kunden und Lesern ein erfolgreiches Jahr 2021.
Ihr Claudius Marx