Wer im Netz nach „Goodies für Mitarbeiter“ sucht, landet unter Umständen bei einem Kaffeeverkäufer (Produkte stehen für Wertschätzung!); beim Initiator eines Portals, das Mitarbeitenden Gehaltsextras (steuerlich gecheckt!) und Zusatzleistungen offeriert, oder natürlich beim Anbieter betrieblicher Altersvorsorge…
Was häufig ein gutes Goodie wäre, hat bereits eine beachtliche Historie, würde tatsächlich einen Bedarf decken und erlebt derzeit eine Renaissance: die Werkswohnung. Ihre Ursprünge hat sie im 19. Jahrhundert. Die Landflucht nach der Mechanisierung der bäuerlichen Arbeiten ließ die Städte rasend schnell wachsen und eine dramatische Wohnungsnot entstehen. Was diese von der gegenwärtigen unterscheidet: Die Unternehmer, die damals Werkswohnungen errichteten, nutzten sie weniger wegen eines Fachkräftemangels. Sie waren ein früher Versuch einer aktiven Mitarbeiterbindung.
Zurück in die Gegenwart. In der Tat ist das Zur-Verfügung-Stellen von Wohnraum heute ein wirksames Instrument, um Fachkräfte zu gewinnen. Personalabteilungen werden mittlerweile zu Mietern oder Käufern von Wohnungen, die Landesbank hat gar ein Förderprogramm aufgelegt für Unternehmen, die Mitarbeiterwohnungen errichten. Die IHK hat das Thema längst als eine Aufgabe identifiziert, politisch aktiv zu werden. Nicht zuletzt, weil sich der fehlende Wohnraum auch in der IHK-Standortumfrage als eines der drängendsten Themen zeigte.
Interessiert? Dann lohnt sich die Lektüre der Titelgeschichte dieser Ausgabe. Sie ist ein Blick nach vorne. Der zurück ist schön romantisch: Bergarbeitersiedlungen, die Meisterhäuser der Firma Krupp in Essen oder das größte geschlossene Bauvorhaben Südbadens im Jahr 1952 in Offenburg, als der Verleger Franz Burda 300 Wohneinheiten errichten ließ. Manches Fundament des Erfolgs ist tatsächlich das Dach – überm Kopf.
Ihr Thomas Conrady