Wir alle blicken dieser Tage mit großen Erwartungen auf den 23. Februar. Ein Wahltag im Winter – verbunden mit der Chance, politisch die Weichen so zu stellen, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Wie es ausgeht? Keine Ahnung. Aber ich bin überzeugt, dass unsere politischen Entscheidungsträger in den vergangenen Wochen den Ernst der Lage verstanden haben. Dass sie gehört, gelesen, gefühlt und gesehen haben, dass sich dringend etwas ändern muss, wenn es wieder gut werden soll. Und frei nach Hölderlin kann man feststellen: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.
Aktuell stellt Wirtschaftspolitik für 42 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe ein erhebliches Risiko dar – das ist ein absoluter Rekordwert. Noch nie wurde diese Zahl in der Konjunkturumfrage der IHK auch nur annähernd erreicht. Und wenn man dazu noch weiß, dass in deutschen Unternehmen inzwischen
22 Prozent der Arbeitszeit für Bürokratie draufgeht, dann wird klar: Wir haben uns verzettelt. Es braucht also nicht nur eine Wirtschaftswende, sondern auch ein neues Vertrauen als Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik – mit dem Optimismus, der Risikobereitschaft und der Eigenverantwortung von Unternehmern und nicht mit der von Misstrauen geprägten Regelungswut und Verbotsgläubigkeit von Juristen.
Politik muss authentisch und greifbar sein, verständlich und motivierend. Es braucht gemeinsame Ziele, eine nachvollziehbare Strategie und wir müssen es schaffen, unser Gemeinwohl über ideologische Partikularinteressen zu stellen. Wenn uns das gelingt, einen wir auch unsere Gesellschaft wieder. Dafür aber müssen wir Gemeinsamkeiten betonen und Zusammenhänge verstehen. Etwa, dass es eine gesunde Wirtschaft braucht, damit wir auf einer guten gesellschaftlichen Basis gut zusammenleben. Wie wichtig solide Staatsfinanzen sind und was Investitionen von Konsum unterscheidet.
Der Frühling ist eine Zeit des Aufbruchs und der Erneuerung. Hoffen wir also auf einen deutschen Frühling und dass sich bewahrheitet, dass ein gutes Pferd immer dann besonders hochspringt, wenn es muss. Das haben wir Deutschen schon ein paar Mal geschafft – warum nicht auch 2025?
Mit optimistischen Grüßen, Ihr
Thomas Conrady
Präsident IHK Hochrhein-Bodensee