Die Unternehmen in den Innenstädten waren und sind vom coronabedingten Lockdown im Frühjahr und Ende des Jahres erheblich betroffen. Dramatisch ist das nicht nur für die Umsätze der Geschäfte. Es geht auch um die Funktionszusammenhänge vor Ort. Mit dem „Aktionsplan Innenstadt“ möchten die IHK und der Handelsverband Südbaden dazu beitragen, dass die Innenstädte von der Pandemie nicht zerstört werden.
Innenstädte sind ein wichtiger wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Mikrokosmos, der für die Zeit nach den Coronaeinschränkungen gerüstet sein muss“, führte IHK-Präsident Steffen Auer bei einem Pressegespräch im Dezember aus. Die Innenstadt sei mehr als nur Shoppen. „Sie ist auch Arbeitsplatz, Wohnort, Ort des Verweilens, Erlebnisort, Freizeitstätte, Veranstaltungsort, Begegnungsstätte, Marktplatz – und noch so vieles mehr.“ IHK und Handelsverband sehen die Innenstädte daher als Gemeinschaftsprojekte, die es entsprechend gemeinsam, mit allen Beteiligten, zu bewahren gelte. Kammer und Verband haben deshalb einen „Aktionsplan Innenstadt“ entwickelt. Seine Maxime: „Die Innenstädte sind Gemeinschaftsprojekte. Alle Akteure einer funktionsfähigen und lebendigen Innenstadt sind aufgerufen, zur koordinierten Belebung aktiv beizutragen. Das sichert ein attraktives Stadtbild, das garantiert die Einnahmesituation von Unternehmen, Kommunen, Verpächtern und Vermietern.“
Philipp Frese, Präsident des Handelsverbandes Südbaden, sieht die Innenstädte als „Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens“. Er betonte, dass viele Funktionen in den Innenstädten gebündelt seien. „Daher ist es wichtig, dass diese Zusammenhänge auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Mit mehreren politischen Forderungen haben sich IHK und Handelsverband bereits an verschiedene Stellen gewandt, um die Handelnden auf politischer Ebene für das Thema zu sensibilisieren. Themen sind unter anderem die Freigabe von Mitteln zur Leerstandsbekämpfung, die Etablierung von Innenstadt-Kümmerern, der Verzicht auf Anlassbezug bei Durchführung verkaufsoffener Sonntage im Jahr 2021, die Erweiterung der Gruppe der Förder- und Zuschussberechtigten bei der Vergabe von Digitalisierungsgeldern sowie anderer Überbrückungshilfen.
Außerdem beinhaltet der „Aktionsplan Innenstadt“ rund zwei Dutzend Impulse, die an Städte, Standortgemeinschaften, Eigentümer von Immobilien und die Betriebe selbst gerichtet sind. „Wenn wir am Ende der Coronakrise keine verwaisten Innenstädte haben wollen, dann müssen wir jetzt etwas tun“, mahnte IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon. Dabei gehe es nicht darum, den Kommerz zu retten. „Nein, es geht darum, die europäische Stadt zu retten.“ Als das Pressegespräch stattfand, befand sich Deutschland noch im Teil-Lockdown. Jetzt, im zweiten Komplett-Lockdown, hat der „Aktionsplan Innenstadt“ für IHK und Handelsverband nichts an Bedeutung verloren. Frese zur aktuellen Lage: „Gerade jetzt müssen wir handeln. Nutzen wir die Zeit, um einen Plan für das Danach zu entwickeln.“ Mit Blick auf die Mitte Dezember in Kraft getretene Corona-Verordnung fügt Salomon hinzu: „Abholdienste sind in Baden-Württemberg leider nicht zugelassen, aber von vielen Betrieben werden unter Einhaltung der Auflagen Lieferdienste angeboten. Oftmals werden diese auch von Standortgemeinschaften organisiert. Und damit sind wir auch in einer konkreten Umsetzung möglicher Maßnahmen aus dem Aktionsplan Innenstadt.“ Auer ergänzt: „Neben den Ad-hoc-Maßnahmen im Lockdown muss es aber das Ziel sein, mittel- und langfristig die Innenstädte neu und resilienter, also widerstandsfähiger, aufzubauen. Digitalisierung, Strukturierung, Vernetzung, Solidarisierung und Vitalisierung bleiben Ansätze, die es nun gemeinsam mit IHK und Handelsverband in lokalen Aktionsbündnissen auszuloten gilt.“
Text: naz
Bild: Michael Bode
Mehr zum „Aktionsplan Innenstadt“ unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de ( 4980684)