Wer Veränderung liebt, wer „disruptiv“ spannender findet als „weiter so“ und wer Neuland am besten gleich morgen betritt, der darf sich auf 2020 freuen. Alle anderen sollten zuvor tief durchatmen. Die Liste dessen, was nicht bleiben wird, wie es war, hat heuer XL–Format.
Abschied von der Kohle, Abschied vom Verbrennungsmotor, überhaupt von allen fossilen Brennstoffen – es ist das Thema des Jahrtausends, der Klimawandel wartet nicht auf uns. Abschied von altbewährten Geschäftsmodellen und etablierten Verhaltensmustern – die Digitalisierung verändert die Wirtschaft genauso wie unser aller Alltag. Abschied von einer stabilen institutionellen Weltordnung – WTO, NATO und EU sind eingeladen, sich neu zu erfinden oder sich wenigstens gegen die notorischen „Fliehkräfte“ zu behaupten. Abschied von den großen Volksparteien, wie sie für Nachkriegsdeutschland prägend waren – unsere politische Landschaft entwickelt sich zügig dahin, wo viele unserer europäischen Nachbarn schon sind. Abschied schließlich von einer zehnjährigen Phase ungebremsten wirtschaftlichen Wachstums – erstmals seit 2009 sehen wir einen Geschäftsklimaindex im Sinkflug. Wenn wir das alles einmal konstruktiv Herausforderungen nennen wollen, müssen wir doch eingestehen, eine davon hätte gereicht, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Aber gut. Manchmal kommt halt so einiges zusammen.
Man darf annehmen, dass die kommenden fünf Jahre fordernder werden als die zehn davor. Und davon ausgehen, dass die Selbstverwaltung der Wirtschaft Gelegenheit bekommen wird, zu zeigen, was sie kann. In allen genannten Zusammenhängen sind Antworten gefragt, und eines ist dabei sicher: Es werden nicht die alten Antworten auf die Fragen von gestern sein, mögen sie auch bislang funktioniert haben. Veränderungsbereitschaft ist gefragt, Kreativität, Mut zu neuen Lösungen, technologieoffene Forschung und Innovation, aber auch technische und ökonomische Vernunft und – mehr denn je – eine starke Stimme der Wirtschaft. Auf der Negativliste stehen hektische Kurswechsel, unkoordinierte Insellösungen, wirtschaftsschädliche Utopien und die Flucht in Verbote und Regulierungen.
In all dem stecken, wie könnte es anders sein, jede Menge Chancen. Wie unsere Innenstädte in Zukunft aussehen, wie sich unser Mobilitätsverhalten ändert, wie und was wir produzieren und konsumieren und welchen ökologischen Fußabdruck wir dabei hinterlassen – es liegt in unserer Hand. Eine bessere Welt wartet darauf, realisiert zu werden. Darin steckt so viel Potenzial. Ärmel hoch, willkommen 2020 – Zukunft will gestaltet sein, sonst passiert sie einfach!
Redaktion, Verlag und Anzeigenverwaltung der „Wirtschaft im Südwesten“ und die Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg wünschen allen Mitgliedern, Partnern, Kunden und Lesern ein erfolgreiches Jahr 2020.
Ihr Claudius Marx