Warum nennen Sie Ihr Haus „Guesthouse“?
Daniela Núñez: Offiziell sind wir ein Hotel garni, aber der Begriff gefällt uns nicht, Pension passt auch nicht, Gästehaus schon: klein, fein, familiär. Das waren früher gehobene Übernachtungsgelegenheiten, zum Beispiel neben Herrenhäusern. Und Englisch, weil wir über die Website auch internationale Gäste ansprechen.
Was war das Haus zuvor? Wie haben Sie es finanziert?
Peter Laux: Es war ein Schrotkurheim, zuletzt aber nicht mehr richtig in Betrieb. Die Vorbesitzer hatten sehr lange nichts investiert. Wir haben es über ein Immobilienportal im Internet gefunden. Wir wollten in den Schwarzwald. Raus aus der Stadt, raus aus Stuttgart. Beim Renovieren haben wir bemerkt, wie groß es ist: 800 Quadratmeter vom Keller bis zum Dachgeschoss. Wir haben fast alles selbst gemacht, zweieinhalb Jahre hat das gedauert. Es war Erspartes da, deshalb haben wir uns für den Kauf entschieden. Mit einem Kredit kann man das vergessen.
Was haben Sie zuvor gemacht? Wie kamen Sie auf die Idee, ein Guesthouse zu betreiben?
Laux: Ich war Leiter und Lehrer einer Gitarrenschule und nebenher Entspannungspädagoge. Meine Frau arbeitete an der Uni im Bereich nachhaltige Landwirtschaft. Das Essen ist jetzt ihr Part. Sie bildet sich zum Ayurveda-Ernährungscoach weiter. Wir wollten Nachhaltigkeit, Ruhe und Erholung an einem Ort verbinden. Daher auch der Name: Kailash ist der heilige tibetische Berg. Er steht für Kreativität, Erholung und Heilsamkeit.
Kailash Guesthouse
Gründer: Daniela Núñez (39) und Peter Laux (48)
Ort: St. Georgen
Eröffnung: September 2018
Branche: Hotellerie/Gastronomie
Idee: Ein nachhaltiger Ort, um aus der Hektik auszusteigen
Sehen Sie sich als Aussteiger?
Núñez: Nein, nicht als Aussteiger, sondern als Umsteiger. Es geht uns um ganz Grundsätzliches wie Klasse statt Masse und um Wertschätzung – für die Menschen und für das, was man konsumiert. Aussteigen: Das bieten wir anderen für ein paar Tage bei uns an.
Was zählt bei Ihnen alles zum Angebot?
Laux: Wir haben acht Zimmer und eine private Ferienwohnung mit zusammen 16 Betten. Dazu bieten wir Seminare in Meditation und Entspannungspädagogik an. Gerne auch für Gruppen, die sich von uns verpflegen lassen können. Unser Essen ist komplett bio, fast alles selbst gemacht, sogar die Marmelade fürs Frühstück.
Wie läuft’s bislang?
Núñez: Der Start war schwierig, seit dem Sommer läuft’s. Es war gut, dass es langsam losging, denn wir sind Quereinsteiger. Wir mussten viel lernen, auch dass wir nicht alles selbst machen können. Wir beschäftigen jetzt einige gute Aushilfen und eine Reinigungsfirma für die Zimmer. Und das Café samt Mittagstisch haben wir erstmal wieder geschlossen. Wir wollen uns zu einem Haus für Gruppen und Seminare entwickeln – das ist in guter Qualität eine Nische. Die Idee ist, wochenends Kurse anzubieten, unter der Woche beispielsweise Fastenkuren und alles dazwischen mit Buchungen aus Onlineportalen aufzufüllen.
Interview: kat