In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: die Stehleuchte Lavigo von Waldmann aus Schwenningen.
Licht für Arbeitsplätze
Waldmann beleuchtet Arbeitsplätze – in Büros, Fabriken,
Kliniken, Praxen und Pflegeheimen. Zum Angebot zählen Steh-, Tisch-, Wand- und Deckenleuchten, Ein- und Aufbauleuchten für Maschinen, Lupen-, Prüf- und Behandlungsleuchten, viele weitere spezielle Leuchten sowie die zugehörigen Beleuchtungskonzepte. Einer der Bestseller ist die abgebildete Stehleuchte Lavigo. 40.000 bis 45.000 Stück davon stellt Waldmann jährlich her, in Dutzenden Varianten. Man findet sie in zahlreichen Büro- und Verwaltungsgebäuden. Auf der Referenzliste der Schwenninger stehen viele namhafte Unternehmen, kleine Firmen gleichermaßen wie große Dax-Konzerne, die Waldmann größtenteils direkt beliefert. Büro- und Industriebeleuchtung steuern jeweils rund 40 Prozent zum Umsatz bei, die Sparte Pflege und Gesundheit etwa 20 Prozent. Insgesamt setzte Waldmann 2018 rund 147 Millionen Euro um, 2019 war stabil, für 2020 erwartet man ein kleines Plus – auch aufgrund der neuen digitalen Serie (siehe rechts).
Produktion im Toyota-Prinzip
Die Waldmann-Produktion funktioniert nach dem Toyota-Prinzip – das heißt im Kundentakt und mit möglichst geringem Ressourceneinsatz. Lavigo ist „Cradle to Cradle“-zertifiziert, alle verwendeten Materialien sind also auf ihre Wiederverwertung hin getestet. Die Fertigungstiefe ist enorm, Waldmann kauft nur wenige Teile wie Netzstecker oder Kabel zu und produziert alles Wesentliche selbst. Das Blech für den Lampenkopf läuft bei Großserien wie Lavigo direkt vom Coil in die Presse, wo es geschnitten, geformt und gelasert wird. Das rund zwei Meter lange Standrohr entsteht aus einem Standardstahlrohr, wird ebenfalls gelasert, geschnitten, nach Kundenwunsch lackiert und elektrifiziert. Die Kunststoffteile wie Blenden und Schalter formt Waldmann in der eigenen Spritzgießerei, der Leuchtenfuß wird gegossen. LEDs und Leiterplatten kommen aus Fernost, werden aber in Schwenningen bestückt und geprüft.
Diffus, indirekt, digital
Seit Computer auf den Schreibtischen stehen, haben Stand- die Tischleuchten weitgehend ersetzt. Lavigo strahlt diffus sowie nach unten und oben, also direkt und indirekt, leuchtet so Räume gleichmäßig aus und erfüllt damit das biologische Lichtbedürfnis von Mitarbeitern. Die Idee des natürlichen Lichts hat Waldmann schon in den 1980er-Jahren marktfähig gemacht und immer weiterentwickelt. Das Unternehmen arbeitet mit Forschungsinstituten zusammen an Konzepten wie dem Human Centric Lighting (HCL), das mit dynamischem und farblich wechselndem Licht den Biorhythmus unterstützen und so das Wohlbefinden steigern soll. Aktuell steht die Digitalisierung des Lichts im Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem Berliner Start-up LIZ hat Waldmann die intelligente Leuchte Yara entwickelt, die mittels Sensoren Daten erfasst und für neue Funktionen auswertet. Gerade baut man in Schwenningen die Montagelinie für die neue Serie auf, die im März auf der Messe „Light+Buildung“ präsentiert wird.
Wechsel zur vierten Generation
Emil Waldmann gründete das Unternehmen 1928 als reinen Elektroinstallationsbetrieb. Sein Sohn Herbert Waldmann startete in der Nachkriegszeit die Fertigung von Arbeitsplatzleuchten – anfangs vor allem für Uhrmacher – und stellte damit die Weichen für die Expansion. Seit 1987 leitete Gerhard Waldmann das Familienunternehmen und drückte ihm seinen Stempel auf, indem er die Produktion auf das Toyota-Prinzip umstellte und die Leuchten immer intelligenter machte. Zum Jahreswechsel hat der Wechsel zur vierten Generation stattgefunden. Gerhard Waldmann, der 2019 seinen 70. Geburtstag feierte, hat den Betrieb an seine 34 Jahre alten Zwillinge übergeben. Sohn Christoph Waldmann teilt sich die Geschäftsführung mit Markus Wiedmann und Daniel Hug; Tochter Melanie Waldmann leitet das Personalwesen. Das Unternehmen zählt rund 1.000 Mitarbeiter, davon rund 670 am Hauptsitz in Schwenningen.
kat