Der Geist ist willig, aber das Fleisch allzu oft schwach. Diese schon in der Bibel aufgefallene menschliche Eigenart gilt insbesondere dann, wenn es um Unangenehmes geht. Oder wenn etwas noch ganz weit weg ist. Kommt beides zusammen, kennt die Aufschieberitis keine Grenzen.
Ein Gedanke, der deshalb besonders gerne und lange verdrängt wird, ist der an die eigene Verletzlichkeit, an Krankheit, Unfall, Tod. Klar, man müsste sich mal Gedanken machen, was wäre wenn … Aber jetzt doch noch nicht … Man steht ja schließlich voll im Saft … Hand aufs Herz, wer von Ihnen hat schon eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht oder ein Testament abgefasst? Ich habe meine auch erst in Angriff genommen, als in der Familie urplötzlich eine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde. Unverhofft kommt eben doch oft.
Und wo dieses Thema schon für „Privatleute“ ein wichtiges ist, da ist es für Unternehmer von ganz besonderer Brisanz. Denn wie geht es mit der Firma weiter, wenn der Chef ausfällt? Für drei, vier Wochen oder länger? Gerade jetzt, wo Omikron auf jedermanns Türschwelle steht, ist das kein unwahrscheinliches Szenario mehr.
Wer kennt sich dann im Betrieb aus? Wer übernimmt das Steuer? Wer darf überhaupt? – Wie schwierig es für Angehörige und Mitarbeiter ist, die Firma unvorbereitet durch einen solchen Worst Case zu manövrieren, davon berichten Unternehmerinnen aus der Region mutig in unserer Titelgeschichte. Sie möchten mit ihren Erfahrungen möglichst viele Geschäftsleute inspirieren, frühzeitig Regelungen zu treffen. Auf dass ein williger Geist endlich mal auf williges Fleisch trifft, bevor es zu spät ist.
Mein Team und ich wünschen viel Inspiration beim Lesen.
Ihre Ulrike Heitze