Die Unternehmen im Land sehen bei den Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit wieder stärker die Risiken. Das ergab die Auswertung einer bundesweiten Befragung unter mehreren tausend Betrieben aller Branchen und Größen.
Gefragt nach den Maßnahmen, welche die Politik kurzfristig ergreifen sollte, stand die Forderung nach Beschleunigung der Genehmigungsverfahren beim Übertragungsnetzausbau, verbunden mit der Unterstützung des Netzausbaus durch die Politik und damit das Thema Versorgungssicherheit klar an erster Position“, erläutert IHK-Energiereferent Marcel Trogisch.
Doch die Befragung der IHK-Organisation deckt noch mehr auf. Denn die Ergebnisse spiegeln auch die hohe Anpassungsbereitschaft der heimischen Wirtschaft wider: „Bei der Betrachtung der baden-württembergischen Daten lässt sich erkennen: Wie in den Vorjahren ergriffen oder planten die Unternehmen im Land auch dieses Jahr häufiger klimaschutzbezogene Maßnahmen als im Bundesschnitt.“
Besonders deutlich wird dies laut IHK beispielsweise bei der Berechnung der eigenen Klimabilanz und beim Bezug von Ökostrom. Die größten Steigerungsraten seit der letzten Befragung verzeichnen unter anderem Maßnahmen zur Mobilität, wie die Anschaffung von Elektrofahrzeugen und der Aufbau einer Landeinfrastruktur.
IHK-Energiewendebarometer
Die Energiewende ist ein Projekt mit Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Daher hat es sich die IHK-Organisation zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr die Erfahrungen und Einschätzungen in den deutschen Unternehmen unterschiedlichster Größen und Branchen zur Energiewende abzufragen. An der Onlinebefragung haben sich unter anderem das unternehmerische Ehrenamt der IHK und die Betriebe aus den IHK-Energiearbeitskreisen beteiligt. Grundlage der Auswertung bilden dieses Jahr 2.589 eingegangene Antworten, davon 359 aus Baden-Württemberg. Das Ergebnis wird in einem jährlichen Barometerwert zwischen plus 100 und minus 100 dargestellt.
Im Jahr 2021 bewerten die befragten Unternehmen aus Baden-Württemberg die Auswirkungen auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit mit minus 5,5 nochmals etwas negativer (gegenüber einem Wert von minus 2,6 im Jahr 2020).
„Dies zeigt uns, dass die heimische Wirtschaft die Herausforderungen der Energiewende und des Klimaschutzes gleichermaßen angenommen hat und entsprechend handelt“, ergänzt der Energiereferent. Doch er findet auch mahnende Worte: „Um weiter schnell Maßnahmen realisieren zu können, bedarf es Planungssicherheit und finanzieller Ressourcen. Doch gerade die Stromzusatzkosten, bestehend unter anderem aus Umlagen und Stromsteuer, sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dass nun die Umlage zur Finanzierung der erneuerbaren Energie (EEG-Umlage) in diesem Jahr merklich gesunken ist, war angesichts der aktuellen Preisentwicklungen auf den Energiemärkten mehr als notwendig und ist eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Steigende Erzeugungskosten, CO2-Emissionshandelspreise oder eine steigende KWK-Umlage werden diese Senkung für den Endkunden eher wieder aufwiegen.“
Schon jetzt nimmt Deutschland bei den Strompreisen für Unternehmen im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Kritisch sieht die IHK daher angesichts der Preisentwicklungen für Strom und Energie auch das Vorhaben der EU von Ende 2021, mehr als 100 Sektoren von den Entlastungen bei Abgaben auf den Strompreis auszuschließen: „Diese Mittel fehlten dann nicht nur für Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen oder für die Elektrifizierung der Industrie, sondern mehr noch: Eine solche Entwicklung könnte die Wettbewerbsfähigkeit vieler hundert Betriebe, auch aus unserer Region, beeinträchtigen oder gar ihre Existenz am Standort Deutschland gefährden. Das wiederum hätte Auswirkungen auf Arbeitsplätze und die gesamte Wertschöpfungskette“, führt Trogisch weiter aus.
Darum hat sich die IHK-Organisation dafür eingesetzt, dass möglichst viele Unternehmen weiterhin von den Entlastungen profitieren. Der Entwurf wurde daraufhin nochmals entschärft.
Text: Tro
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Marcel Trogisch, Fachbereich Innovation | Technologie
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