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Wirtschaft im Südwesten
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Ende des Jahres hat der Guide Michelin
einen neuen Rekord für Deutschland
verkündet. An insgesamt 292 Res-
taurants bundesweit vergab der wohl
renommierteste Restaurantführer seine
Sterne. Das sind 17 Prozent mehr als
vor fünf Jahren. Die mit Abstand meis-
ten Sterne erhielten Restaurants in
Baden-Württemberg, speziell in Südba-
den ist die Dichte besonders hoch. Doch
andere Gegenden holen auf.
E
r wirkt fast unscheinbar, dieser kleine rote
Stern, dessen runde Zacken ihn eher wie ein
Blümchen aussehen lassen. Und doch hat er
eine enorme Bedeutung für seine Träger. Deshalb fie-
bern Spitzenköche dem Jahresende stets mit reichlich
Nervosität entgegen. Der Michelinstern verschafft
einem Restaurant eine größere Aufmerksamkeit als
andere Auszeichnungen, wie beispielsweise Raimar
Pilz, der vor einem Jahr erstmals einen erhielt, im
Interview auf Seite 8 berichtet.
Die Gewichtigkeit seines Urteils hat sich der Restau-
rantführer des Reifenherstellers über viele Jahrzehnte
erarbeitet. Ursprünglich sollte er dafür sorgen, dass die
Menschen mehr herumreisen und ihre Reifen abnut-
zen. Seit dem Jahr 1900 gibt es ihn in Frankreich, 1910
gab Michelin erstmals einen Reiseführer für Deutsch-
land heraus, ab 1964 erschien er kontinuierlich, 1966
wurden hierzulande erstmals Sterne als Krönung gu-
ter Küche vergeben. Heute erscheint der Guide in 28
Ländern. Die Michelin-Tester arbeiten – im Gegensatz
zu allen anderen Restaurantführern – vollzeit und fest-
angestellt. „Das Team besteht aus zwölf Inspektoren,
die für Deutschland und die Schweiz zuständig sind“,
erklärt Pressesprecher Michael Küster. „Wir bekom-
men aber auch Unterstützung aus Italien, Frankreich,
England und Belgien.“ Insgesamt seien für die aktuelle
Ausgabe 18 Inspektoren tätig gewesen. Sie treten stets
anonym auf, zahlen ihre Rechnung selbst und geben
sich erst danach zu erkennen. Die Entscheidung, ob ein
Restaurant herauf- oder herabgestuft wird, fällt erst,
nachdem mehrere Inspektoren dort gegessen haben.
Eine Gala für den neuen Guide
Die Diskretion ist das Markenzeichen des Michelin. Doch
es gibt Veränderungen. So feierte man die neue Ausgabe
jetzt erstmals mit einer pompösen Gala in Berlin. Pro-
minente, Pressevertreter, Partner aus Wirtschaft sowie
Politik und viele Köche waren dazu eingeladen. Dass die
Hauptstadt der Veranstaltungsort war und nicht Karls-
ruhe, wo die deutsche Michelin-Redaktion sitzt, liegt
nicht nur an der dortigen Medienpräsenz. „Berlin ist als
Bild: Michael Wissing
Guide Michelin 2017
Bad-Peterstal-Griesbach:
Le Pavillon
(Martin Hermann)
Konstanz:
Ophelia
(Dirk Hoberg)
Rust:
Ammolite
–The Lighthouse Restaurant (Peter Hagen)
Sulzburg:
Hirschen
(Douce Steiner & Udo Weiler)
Bad Krozingen:
Storchen
(Fritz & Jochen Helfesrieder)
Bad Säckingen:
Genuss-Apotheke
(Raimar Pilz)
Durbach:
Wilder Ritter
(Christian Baur)
Endingen:
Merkles Restaurant
(Thomas Merkle)
Freiburg:
Wolfshöhle
(Sascha Weiss)
Freiburg:
Zirbelstube
im Colombi (Alfred Klink)
Freiburg-Munzingen:
sHerrehus
(Oliver Rausch)
Häusern:
Adler
(Florian Zumkeller)
Horben:
Gasthaus zum Raben
(Steffen Disch)
Konstanz:
San Martino
(Jochen Fecht)
Lahr-Reichenbach:
Adler
(Otto & Daniel Fehrenbacher)
Öhningen:
La Falconera
(Johannes Wuhrer)
Pfaffenweiler:
Zehner‘s Stube
(Fritz Zehner)
Sasbachwalden:
Fallert
(Gutbert & Marius Fallert)
Vogtsburg:
Schwarzer Adler
(Anibal Strubinger)
Inspektoren
treten anonym
auf und zahlen
ihre Rechnung
selbst
Guide Michelin
Deutschland 2017
1.176 Seiten
29,95 Euro