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Wirtschaft im Südwesten

1 | 2017

12

LEUTE

FREIBURG.

Galerist zu werden, ist eine Lebensaufga-

be, der Beruf mit Risiken verbunden. Starke Nerven sind

gefragt, bei konjunkturellen Hochs und Tiefs. Geht es

der Wirtschaft allgemein schlecht, bekommt das auch

die Kunstbranche zu spüren. Über einen starken Willen,

gepaart mit Durchhaltevermögen, verfügt Albert Baum-

garten. Mit seiner Galerie Baumgarten in der Freiburger

Oberwiehre ist er seit 40 Jahren in der Kunstszene prä-

sent. Das ist eine lange Zeit für eine Galerie. Im Schnitt

machen Galerien heutzutage nach 15 Jahren dicht. Denn

die Zeiten sind schwieriger geworden, die goldenen Jahre

vorbei. Wie kommt es also, dass Baumgarten noch am

Markt tätig ist?

Er ist „der andere Galerist“. Baumgarten hat seinen

eigenen Stil – und das mit Erfolg. Der sympathische

Mann mit Hornbrille bringt eine große Leidenschaft für

Kunst mit, sein Fokus liegt auf der zeitgenössischen.

Ihm geht es nicht nur ums Geschäft, wie es heute, so

berichtet er, leider oftmals üblich sei. Ihn schüttele es,

wenn er an marketinggeschulte Kollegen denke, die sich

an Eloquenz gegenseitig überbieten. „Ich bequatsche die

Leute nicht“, verrät Baumgarten eines seiner Erfolgs-

rezepte. Lieber kommt er ins Gespräch mit Besuchern

und Interessenten. Als begnadeter Geschichtenerzähler

kann er stundenlang über ein Bild sprechen, ohne dass

es jemals langweilig wird. Er stellt Bezüge zu anderen

älteren Gemälden her oder zum Privatleben des Künst-

lers, sein Wissensschatz ist groß. So schafft er es, eine

Verbindung zu Kunstwerken herzustellen, sie werden

im Auge des Betrachters „besonders“, erhalten eine

Aura. Kunden haben die Option, ein Bild eine Woche

lang zuhause aufzuhängen und es dann – ohne peinlich

herumzudrucksen oder einen Grund angeben zu müs-

sen – zurückzubringen. Das kommt allerdings äußerst

selten vor. Denn im Vorfeld wird sorgfältig ausgesucht.

Am liebsten diskutiert der Galerist mit Besuchern, gerne

auch kontrovers. Er akzeptiert jede Meinung, verurteilt

niemanden. Geschmäcker sind schließlich verschieden.

Bernhard Strauss, Freiburg

Der andere

Galerist

Albert Baumgarten | Galerie Albert Baumgarten

»Ich bequatsche

die Leute nicht«