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1 | 2017

Wirtschaft im Südwesten

13

Doch alles der Reihe nach: Eigentlich sollte der inzwi-

schen 65-Jährige, so stellten sich seine Eltern das damals

vor, Lehrer werden. Der gebürtige Franke studierte in

Heidelberg, Aston und Freiburg Germanistik, Anglistik und

Kunstgeschichte auf Lehramt und schloss mit dem zwei-

ten Staatsexamen ab. Während des Studiums in Freiburg

war er Mitglied in einer Künstlergruppe und gründete mit

Kommilitonen und Freunden eine Galerie, die 1976 eröff-

net wurde. Doch die Freunde zog es nach dem Studium

in die weite Welt. Allein Baumgarten hielt Freiburg die

Treue – und auch der Galerie, bei gleichzeitigem Verzicht

auf eine beamtete Lehrerstelle. Wenngleich Freiburg nicht

gerade die Kunstmetropole Deutschlands ist, schaffte

er es sich zu etablieren. Dafür musste er einiges in Kauf

nehmen, inklusive seinen geliebten VW Käfer verkaufen,

da er Kapital brauchte, um die Galerie am Leben zu halten.

„Die ersten Jahre waren harte Lehrjahre“, erinnert sich der

Kunstliebhaber. „Den Wagen zu verkaufen, tat weh. 2.000

Mark erhielt ich, das war damals sehr viel Geld.“ Mit dem

Käfer war er durch halb Europa gereist. Das Geld reichte

für ein Jahr. „Man muss halt auch einmal Prioritäten set-

zen“, so Baumgarten. Und wegen eines Kredits abhängig

von Banken werden, das wollte er eben auch nicht.

Was ihm neben Bescheidenheit half, war seine Eigen-

schaft, ein Netzwerker zu sein. Erst in Freiburg, später

auch im Land Baden-Württemberg gründete er einen

Berufsverband und war auch einige Jahre Vorstand im

Bundesverband der deutschen Galerien in Köln. Durch

sein Renommee erwarb er sich die Zulassung zu großen

Messen in Köln, Basel, Zürich, Frankfurt oder Karlsru-

he (die Teilnahme muss eine Jury absegnen). Schlappe

45.000 Euro kostete die Gebühr für die größte in Paris.

Doch die Präsenz auf Messen zahlte sich aus. Seine Kartei

wuchs rasant, Baumgarten wurde europaweit bekannt.

Wie das Geschäft aktuell läuft, damit ist er zufrieden.

Während viele Kollegen stöhnen und etliche schließen

müssten, könne er weitere Kunstwerke ankaufen. Etwas

stöhnen muss er dann aber doch auch und zwar über

die Erhöhung der Mehrwertsteuer vor zwei Jahren von 7

auf 19 Prozent. Gerechter sei die Besteuerung in Europa

dadurch nicht geworden.

Mit der Suche nach einem Nachfolger beschäftigt er

sich. Seinen Kindern (26 und 25 Jahre) will er die Galerie

nicht aufzwingen. Der Sohn und die Tochter studieren

etwas anderes, nicht Kunst. Doch jemand Geeignetes

zu finden, ist eine Herausforderung. „Weil die jünge-

re Generation eine völlig falsche Vorstellung von dem

Beruf hat.“ Die wolle meist das schnelle Geld machen

oder zumindest keine Durststrecken und Leidenszeiten

aushalten müssen. Dabei bietet die Galerie sehr gute

Grundvoraussetzungen: Eine über die Jahre gewachsene

einmalige Struktur mit zahlreichen Stammkunden aus

ganz Zentraleuropa. Dazu viele Kontakte in der Szene

und darüber hinaus. Beispielsweise berät Baumgarten

Büros, Firmen, Praxen sowie Kanzleien und stattet diese

aus. Wer die Galerie einmal übernehme, könne gleich

richtig dabei sein, ist sich Baumgarten sicher. Ganz eilig

ist es ihm aber nicht. Mit 65 fühle er sich topfit, habe

noch zu viele Ideen im Kopf. Er hängt zu sehr an der

Galerie, als dass er sie bald abgeben wollte.

ew

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Die Industriemesse des Wirtschaftsverbands

Industrieller Unternehmen Baden e.V.

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