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Wirtschaft im Südwesten
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Doch alles der Reihe nach: Eigentlich sollte der inzwi-
schen 65-Jährige, so stellten sich seine Eltern das damals
vor, Lehrer werden. Der gebürtige Franke studierte in
Heidelberg, Aston und Freiburg Germanistik, Anglistik und
Kunstgeschichte auf Lehramt und schloss mit dem zwei-
ten Staatsexamen ab. Während des Studiums in Freiburg
war er Mitglied in einer Künstlergruppe und gründete mit
Kommilitonen und Freunden eine Galerie, die 1976 eröff-
net wurde. Doch die Freunde zog es nach dem Studium
in die weite Welt. Allein Baumgarten hielt Freiburg die
Treue – und auch der Galerie, bei gleichzeitigem Verzicht
auf eine beamtete Lehrerstelle. Wenngleich Freiburg nicht
gerade die Kunstmetropole Deutschlands ist, schaffte
er es sich zu etablieren. Dafür musste er einiges in Kauf
nehmen, inklusive seinen geliebten VW Käfer verkaufen,
da er Kapital brauchte, um die Galerie am Leben zu halten.
„Die ersten Jahre waren harte Lehrjahre“, erinnert sich der
Kunstliebhaber. „Den Wagen zu verkaufen, tat weh. 2.000
Mark erhielt ich, das war damals sehr viel Geld.“ Mit dem
Käfer war er durch halb Europa gereist. Das Geld reichte
für ein Jahr. „Man muss halt auch einmal Prioritäten set-
zen“, so Baumgarten. Und wegen eines Kredits abhängig
von Banken werden, das wollte er eben auch nicht.
Was ihm neben Bescheidenheit half, war seine Eigen-
schaft, ein Netzwerker zu sein. Erst in Freiburg, später
auch im Land Baden-Württemberg gründete er einen
Berufsverband und war auch einige Jahre Vorstand im
Bundesverband der deutschen Galerien in Köln. Durch
sein Renommee erwarb er sich die Zulassung zu großen
Messen in Köln, Basel, Zürich, Frankfurt oder Karlsru-
he (die Teilnahme muss eine Jury absegnen). Schlappe
45.000 Euro kostete die Gebühr für die größte in Paris.
Doch die Präsenz auf Messen zahlte sich aus. Seine Kartei
wuchs rasant, Baumgarten wurde europaweit bekannt.
Wie das Geschäft aktuell läuft, damit ist er zufrieden.
Während viele Kollegen stöhnen und etliche schließen
müssten, könne er weitere Kunstwerke ankaufen. Etwas
stöhnen muss er dann aber doch auch und zwar über
die Erhöhung der Mehrwertsteuer vor zwei Jahren von 7
auf 19 Prozent. Gerechter sei die Besteuerung in Europa
dadurch nicht geworden.
Mit der Suche nach einem Nachfolger beschäftigt er
sich. Seinen Kindern (26 und 25 Jahre) will er die Galerie
nicht aufzwingen. Der Sohn und die Tochter studieren
etwas anderes, nicht Kunst. Doch jemand Geeignetes
zu finden, ist eine Herausforderung. „Weil die jünge-
re Generation eine völlig falsche Vorstellung von dem
Beruf hat.“ Die wolle meist das schnelle Geld machen
oder zumindest keine Durststrecken und Leidenszeiten
aushalten müssen. Dabei bietet die Galerie sehr gute
Grundvoraussetzungen: Eine über die Jahre gewachsene
einmalige Struktur mit zahlreichen Stammkunden aus
ganz Zentraleuropa. Dazu viele Kontakte in der Szene
und darüber hinaus. Beispielsweise berät Baumgarten
Büros, Firmen, Praxen sowie Kanzleien und stattet diese
aus. Wer die Galerie einmal übernehme, könne gleich
richtig dabei sein, ist sich Baumgarten sicher. Ganz eilig
ist es ihm aber nicht. Mit 65 fühle er sich topfit, habe
noch zu viele Ideen im Kopf. Er hängt zu sehr an der
Galerie, als dass er sie bald abgeben wollte.
ew
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Die Industriemesse des Wirtschaftsverbands
Industrieller Unternehmen Baden e.V.
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