Wirtschaft im Südwesten
5 | 2018
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Praxiswissen
INNOVATION
Studie: Digitalisierung und Zukunft der Arbeit
Trend zur Automatisierung
D
ie Hälfte der deutschen Betriebe nutzt laut einer
neuen Studie des Zentrums für Europäische Wirt-
schaftsforschung (ZEW) bereits 4.0-Technologien. We-
niger als ein Drittel der Betriebe haben sich noch gar
nicht mit der Nutzung entsprechender Technologien
auseinandergesetzt. In Summe können derzeit etwa
fünf Prozent der Produktions- sowie acht Prozent der
Büro- und Kommunikationsmittel der Kategorie 4.0 zu-
geordnet werden. Für die kommenden Jahre zeigt sich
ein deutlicher Trend zur weiteren Digitalisierung und
Automatisierung. Hierbei ist davon auszugehen, dass
vor allem die 3.0-Technologien Arbeitskräfte ersetzen,
während 4.0 vor allem einen vermehrten Einsatz von Ar-
beitskräften in analytischen und interaktiven Berufsfel-
dern mit sich bringen. Im Zusammenspiel mit weiteren
Faktoren haben 4.0-Technologien in Summe zwischen
2011 und 2016 zu einer leichten Beschäftigungszunah-
me geführt. Damit verbunden sind aber auch Indizien,
dass der technologische Wandel kurzfristig eine eher
geringe Bedeutung für die Beschäftigungsentwicklung
hat und diese vielmehr von den konjunkturellen Ein-
flüssen dominiert ist. In Übereinstimmung mit anderen
Studien weisen die Autoren darauf hin, dass ungeachtet
der makroökonomischen Betrachtungen letztlich jeder
einzelne Mitarbeiter individuell auf den Arbeitsmarkt
der Zukunft vorbereitet werden muss.
sw
Private Stiftung Ewald Marquardt
Zukunftspreis zum sechsten Mal verliehen
M
itte März ist im Stiftungshaus in Rietheim-Weil-
heim zum sechsten Mal der im zweijährigen Tur-
nus ausgeschriebene Zukunftspreis verliehen worden.
Wie der Stifter Ewald Marquardt ausführte, wird er für
die „wissenschaftliche Durchdringung und innovative
Gestaltung von Erzeugnissen und von Verfahren der
elektrischen Schalt-, Steuerungs- und Regelungstech-
nik“ vergeben. Er ist mit über 30.000 Euro ausgestattet
und wurde in mehreren Kategorien (erster Preis, zwei
zweite Preise, vier Sonderpreise) an eine ganze Rei-
he von Ingenieuren und Wissenschaftlern (häufig in
Teams) verliehen.
Den ersten Preis (10.000 Euro) erhielten Andreas
Hamma, Daniel Moosmann, Markus Ostler, Jens
Niemann und Klaus-Peter Vogler von der Marquardt
GmbH für die Entwicklung einer intelligenten Batterie
Management Steuerung für komplexe Batteriesysteme.
Sie ist einsetzbar bei Elektro- und Hybridfahrzeugen
und wird bereits in Großserie als Plattformbauteil bei
einem deutschen Hersteller eingesetzt. Sie verhindert
Überlast und Tiefenentladung, vermeidet elektrische
Kurzschlüsse und zu hohe Temperaturen, sie informiert
permanent über den Lade- und Alterungszustand und
sorgt für eine gleichmäßige Ladung aller Batteriezellen.
Ein zweiter Preis (5.000 Euro) ging an eine Gruppe
aus dem Institut für Steuerungstechnik der Werk-
zeugmaschinen und Fertigungseinrichtung an der
Universität Stuttgart für die Entwicklung eines Frei-
formflächen-3D-Druckverfahrens. Einen weiteren
zweiten Preis (ebenfalls 5.000 Euro) bekam ein For-
schungsteam der Marquardt GmbH für die Entwicklung
eines Laufzeit-Messsystems zum Schutz von „Relay-
Attacken“ bei Komfortschließsystemen in Fahrzeugen.
Damit sind Attacken (sprich Diebstähle) auf Autos mit
sogenannten Keyless-Go-Systemen verhinderbar.
Eine Entwicklergruppe des Fraunhofer Instituts für So-
lare Energiesysteme ISE in Freiburg wurde mit einem
Sonderpreis (3.000 Euro) für eine universelle, hochdy-
namische Umrichterregelung für ein- und dreiphasige
Systeme im Netzparallel-, Insel- und unterbrechungs-
freien USV-Betrieb ausgezeichnet. Das ist für die de-
zentrale Versorgungsstruktur in der Energiewende von
Bedeutung. Einen weiteren Sonderpreis (3.000 Euro)
erhielt eine Gruppe der Heidelberger Druckmaschinen
AG für einen unidirektionalen Hoch- und Tiefsetzsteller
für Brennstoffzellenfahrzeuge. Ein dritter Sonderpreis
(3.000 Euro) ging an zwei Entwickler der Hochschule
Reutlingen für eine Halbleiter-Ansteuerschaltung zur
Reduzierung von Schaltverlusten durch Ausnutzung
eines induktiven Rückkoppelnetzwerkes. Den vierten
Sonderpreis (3.000 Euro) schließlich gewann ein Team
der Hochschule Furtwangen, Campus Tuttlingen und der
Marquardt GmbH für die Entwicklung eines Drehmo-
mentsensors für Pedelecs. Es dient dem Fahrkomfort
vor allem beim Anfahren aus dem Stand.
Der Jury des Zukunftspreises gehören Hans-Jörg Bullin-
ger, Peter Jung und Gerald Higelin an.
orn
Der Stifter Ewald Marquardt
(vordere Reihe, vierter
von rechts) im Kreise von
Preisträgern und Jurymit-
gliedern.
Die 143-seitige
Studie mit zahlreichen
weiteren Informatio-
nen ist auf der ZEW-
Website veröffentlicht:
www.zew.de