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Wirtschaft im Südwesten

5 | 2018

48

Themen & Trends

Veranstaltung zu Cyberrisiken

Gefahr aus

dem Netz

N

eben dem Altglascontainer entdeckte der IT-Professor ei-

nen ausrangierten PC, zückte aus beruflicher Neugier einen

Schraubenzieher, öffnete das Gehäuse und untersuchte die

entnommene Festplatte. Sie funktionierte einwandfrei und offenbarte

dem wunderfitzigen Wissenschaftler anhand der gespeicherten Pro-

gramme und Daten ihren Lebenslauf vom Büro- zum privat genutzten

Computer. Alles unverschlüsselt, nichts gelöscht. Diese Anekdote

seines Chefs erzählte Thomas Scheible als Beispiel für sorglosen

Umgang mit Datensicherheit. Gleichfalls die Filmchen, die der Ex-

perte für IT-Sicherheit von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

präsentierte. Darin nannten Passanten dem Interviewer offenherzig

ihre Passwörter. Das zeigt: IT-Sicherheit ist nicht nur eine technische,

sondern vor allem auch eine menschliche Frage. In etwa der Hälfte

aller Fälle sind „Innentäter“, also Mitarbeiter, beteiligt, berichtete

Polizeihauptkommissar Bernhard Lacker. Er arbeitet beim Landes-

kriminalamt in der zentralen Ansprechstelle für Cyberkriminalität

(ZAC) und weiß: „Cybercrime ist eine Boombranche.“ Da betätige

sich mittlerweile die klassische organisierte genauso wie eine neue

Cyberkriminalität. Im Netz, insbesondere dem sogenannten Darknet,

finde man alles, was für einen Cyberangriff nötig ist: Schadsoftware,

die nötige „Infrastruktur“, sprich ein sogenanntes Botnetz bereits

infizierter Rechner und Ähnliches.

Je mehr sich die Welt digitalisiert, desto mehr Geräte sind im Netz –

von der Armbanduhr über die Waschmaschine bis zum industriellen

Bearbeitungszentrum. Weil man all diese internetfähigen Helfer weni-

ger als Computer wahrnimmt, sind sie häufig nicht so gut administriert

(ein Update für den Kühlschrank?!) und werden leicht zum Einfallstor,

warnte Lacker. Er sieht Datendiebstahl als allgegenwärtiges Problem.

„Davon sind alle betroffen. Wenn nicht, dann ist man entweder tat-

sächlich zu unwichtig, oder – und das ist wahrscheinlicher – man hat

es nicht bemerkt.“ Schließlich verlaufen die Angriffe in der Regel nicht

gezielt, sondern automatisiert, wie der Informatiker Scheible zu be-

richten wusste. Die Täter machen Kasse durch Masse. Die Einstellung

„Wer soll mich schon angreifen?“ sei mithin leichtsinnig.

Die Experten rieten daher zur Vorsicht in jeder Hinsicht. So sollte

man bei allen internetfähigen Rechnern regelmäßig Updates des

Cyberrisiken sind die Kehrseite der Digitali-

sierung. Wie Angreifer im Netz vorgehen, was

Unternehmen dagegen tun und wie sie sich

schützen können, zeigte eine Veranstaltung in

Freiburg, zu der die IHK Südlicher Oberrhein

und der Verband deutscher Unternehmerinnen

(VdU) eingeladen hatten.