Wirtschaft im Südwesten
5 | 2018
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Themen & Trends
Veranstaltung zu Cyberrisiken
Gefahr aus
dem Netz
N
eben dem Altglascontainer entdeckte der IT-Professor ei-
nen ausrangierten PC, zückte aus beruflicher Neugier einen
Schraubenzieher, öffnete das Gehäuse und untersuchte die
entnommene Festplatte. Sie funktionierte einwandfrei und offenbarte
dem wunderfitzigen Wissenschaftler anhand der gespeicherten Pro-
gramme und Daten ihren Lebenslauf vom Büro- zum privat genutzten
Computer. Alles unverschlüsselt, nichts gelöscht. Diese Anekdote
seines Chefs erzählte Thomas Scheible als Beispiel für sorglosen
Umgang mit Datensicherheit. Gleichfalls die Filmchen, die der Ex-
perte für IT-Sicherheit von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen
präsentierte. Darin nannten Passanten dem Interviewer offenherzig
ihre Passwörter. Das zeigt: IT-Sicherheit ist nicht nur eine technische,
sondern vor allem auch eine menschliche Frage. In etwa der Hälfte
aller Fälle sind „Innentäter“, also Mitarbeiter, beteiligt, berichtete
Polizeihauptkommissar Bernhard Lacker. Er arbeitet beim Landes-
kriminalamt in der zentralen Ansprechstelle für Cyberkriminalität
(ZAC) und weiß: „Cybercrime ist eine Boombranche.“ Da betätige
sich mittlerweile die klassische organisierte genauso wie eine neue
Cyberkriminalität. Im Netz, insbesondere dem sogenannten Darknet,
finde man alles, was für einen Cyberangriff nötig ist: Schadsoftware,
die nötige „Infrastruktur“, sprich ein sogenanntes Botnetz bereits
infizierter Rechner und Ähnliches.
Je mehr sich die Welt digitalisiert, desto mehr Geräte sind im Netz –
von der Armbanduhr über die Waschmaschine bis zum industriellen
Bearbeitungszentrum. Weil man all diese internetfähigen Helfer weni-
ger als Computer wahrnimmt, sind sie häufig nicht so gut administriert
(ein Update für den Kühlschrank?!) und werden leicht zum Einfallstor,
warnte Lacker. Er sieht Datendiebstahl als allgegenwärtiges Problem.
„Davon sind alle betroffen. Wenn nicht, dann ist man entweder tat-
sächlich zu unwichtig, oder – und das ist wahrscheinlicher – man hat
es nicht bemerkt.“ Schließlich verlaufen die Angriffe in der Regel nicht
gezielt, sondern automatisiert, wie der Informatiker Scheible zu be-
richten wusste. Die Täter machen Kasse durch Masse. Die Einstellung
„Wer soll mich schon angreifen?“ sei mithin leichtsinnig.
Die Experten rieten daher zur Vorsicht in jeder Hinsicht. So sollte
man bei allen internetfähigen Rechnern regelmäßig Updates des
Cyberrisiken sind die Kehrseite der Digitali-
sierung. Wie Angreifer im Netz vorgehen, was
Unternehmen dagegen tun und wie sie sich
schützen können, zeigte eine Veranstaltung in
Freiburg, zu der die IHK Südlicher Oberrhein
und der Verband deutscher Unternehmerinnen
(VdU) eingeladen hatten.