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1 | 2017

Wirtschaft im Südwesten

1

EDITORIAL

Schotten dicht?

Mit uns nicht!

Man soll nicht alles in einen Topf werfen. Was den USA

ins Haus steht, was in Großbritannien vor sich geht,

was hier und bei unseren Nachbarn die Politik bewegt –

jedes Land, jede Gesellschaft, jeder Markt ist anders und

verdient, differenziert betrachtet zu werden. Wenn aber bei

aller Diversität ein gemeinsames Muster erkennbar wird, wäre

es ebenso unklug, die Augen davor zu verschließen.

Es gibt ein solches gemeinsames Muster. Es ist noch nicht das ebenso

simple wie eingängige „America first“ eines Donald Trump, das auf eine

rigorose Priorisierung des eigenen, nationalen Vorteils setzt und in der

alten Welt munter kopiert wird. Es ist vielmehr die Antwort, die neuer-

dings – und immer öfter – auf die Frage gegeben wird, was denn bitte die-

sem rigorosen, nationalen Eigeninteresse am besten nütze. Was auffällt,

ist, dass jenseits und diesseits des Atlantiks immer

stärker werdende politische Kräfte glauben (machen

wollen), das nationale Wohl liege in der Abgrenzung.

In der Abschottung. In der Ausgrenzung. Und in ei-

nem mehr oder weniger aggressiv propagierten Pro-

tektionismus zugunsten des heimischen Marktes.

Personenfreizügigkeit und Niederlassungsfreiheit sind

da ebenso wenig willkommen wie der freie Waren-

und Dienstleistungsverkehr und der Abbau von Zöllen

oder nichttarifären Handelshemmnissen. Suprastaat-

liche Kooperation wird als nationale Entmündigung

erfahren und internationale Solidarität als Souveräni-

tätsverlust. An den äußeren Rändern des politischen

Spektrums treffen sich derweil rechter Populismus

und linke Globalisierungskritik in trauter Einigkeit.

Über Jahrzehnte ausgehandelte Freihandelsabkom-

men bleiben kurz vor dem Ziel auf der Strecke.

Man muss kein blinder Befürworter der Globalisie-

rung sein, kein Fan der Digitalisierung und auch kein

„EU-Versteher“, um zu erkennen, dass dieser Weg

in keine gute Zukunft führt. Nicht für eine Nation,

nicht für ein Bundesland und nicht für eine Region,

die wie die unsere mit der übrigen Welt Handel treibt. Offene Grenzen,

offene Märkte und offene Gesellschaften sind das Fundament, auf dem

wir stehen. Wir sollten es verteidigen. Mit Herz und Verstand. Wenn nötig

auch mit Zähnen und Klauen.

Redaktion, Verlag und Anzeigenverwaltung der „Wirtschaft im Südwesten“

und die Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg

wünschen allen Mitgliedern, Partnern, Kunden und Lesern ein erfolgrei-

ches Jahr 2017.

Claudius Marx,

Hauptgeschäftsführer der

IHK Hochrhein-Bodensee,

für die Herausgeber der

Wirtschaft im Südwesten

Ihr