Wirtschaft im Südwesten
4 | 2016
56
Praxiswissen
innovation
Gutachten der Expertenkommission „Forschung und Bildung“
Stärker auf Digitalisierung setzen
I
n ihrem nunmehr neunten
Gutachten spricht sich die
Expertenkommission der Bun-
desregierung, die beim Bun-
desministerium für Forschung
und Entwicklung angesiedelt
ist, für eine stärkere Unter-
stützung innovativer kleiner
und mittlerer Unternehmen
(KMU) mittels steuerlicher
Forschungs- und Entwick-
lungs-Förderung (FuE) sowie
für eine bessere Strategie bei
der Digitalisierung aus. Der Bericht thematisiert
unter anderem die im internationalen Vergleich ge-
ringen Innovationsausgaben kleiner und mittlerer
Unternehmen. Demnach sind diese in Ländern wie
Frankreich, Schweden oder Großbritannien rund
doppelt so hoch wie in Deutschland. Ein wesentli-
ches Innovationshemmnis ist der Mangel an Fach-
kräften und Finanzierungsquellen. Rund 11.000
KMU haben im Zeitraum 2010 bis 2013 aufgrund
fehlender Finanzierungsmittel ihre Innovationsak-
tivitäten aufgegeben. Dies betrifft vor allem KMU
mit nur gelegentlichen FuE-Aktivitäten. 2015 lagen
deren Ausgaben bei weniger als 60 Prozent des
Niveaus von 2006.
Bei KMU mit kontinuierlicher Forschung und Entwick-
lung liegen die Ausgaben für Innovation hingegen auf
einem weitgehend konstanten Niveau. Der Anteil
von KMU, die eine öffentliche Innovationsförderung
in Anspruch genommen haben, ist zwischen 2004
und 2012 deutlich gestiegen. Den größten Anteil
hatten Programme des Bundes. Die Höhe der KMU-
Förderung entsprach in den Jahren 2012 und 2013
demnach 0,25 Promille des Bruttoinlandprodukts,
während zum Beispiel die Niederlande, Frankreich
und Österreich jeweils mehr als 1,5 Promille des Brut-
toinlandsprodukts investierten (jeweils direkte und
indirekte Förderung). Eine Handlungsempfehlung der
Expertenkommission beinhaltet daher eine steuerli-
che FuE-Förderung mit besonderer Beachtung der
Belange der KMU. Auch wird empfohlen, die Struktur
der Förderprogramme hinsichtlich übermäßiger Kom-
plexität zu überprüfen.
Zudem kritisiert die Expertenkommission, dass
die Bundesregierung zu viele Ressourcen für den
Schutz etablierter Strukturen verschwendet, an-
statt konsequent auf die Chancen der Digitalisie-
rung zu setzen. Die Chancen von Big Data und
Cloud Computing würden kaum genutzt. Die Kom-
mission sieht keine systematische Strategie der
Politik, um Unternehmen zu helfen, die Chancen
des Internets zu nutzen. Eine weitere Handlungs-
empfehlung ist deshalb, den Bereich „Internet der
Dinge“ stärker zu fördern und selbst die Möglich-
keiten von E-Government-Lösungen besser zu er-
greifen. Das Gutachten mit zahlreichen weiteren In-
halten von der Robotik bis zur digitalen Wirtschaft
kann auf der Internetseite
www.e-fi.deeingesehen
werden.
sw
Sebastian Wiekenberg, Telefon: 0761 3858-268
sebastian.wiekenberg@freiburg.ihk.de» Chancen von Big
Data und Cloud
Computing nutzen «
Mia Seeger-Preis
Auszeichnung für Junior-Designer
D
er Mia Seeger-Preis geht in die neue Runde. Die
Mia Seeger-Stiftung sucht wieder junge Designe-
rinnen und Designer von deutschen Hochschulen mit
außergewöhnlichen Projekten. Studierende und Ab-
solventen von gestalterischen Studiengängen können
teilnehmen. Im Zentrum des diesjährigen Wettbewerbs
stehen Produktentwürfe und -konzepte, die
sich mit den wichtigen Aspekten unseres
Lebens und Zusammenlebens befassen und
hierfür neuartige, sinnvolle Lösungen vor-
schlagen. Dabei soll der Art, wie Menschen
– beruflich wie privat, alt und jung, gesund
oder krank – miteinander umgehen und
sich verständigen besonderes Augenmerk
gelten. Unter den gestalterischen Kriterien
wie Gebrauchstauglichkeit, Ästhetik, Neu-
artigkeit und Umweltverträglichkeit wird
dem sozialen Nutzen Priorität eingeräumt.
Bewerben können sich Jungdesigner mit Studien-
oder Abschlussarbeiten, die in den Jahren 2014 bis
2016 entstanden sind. Gefragt sind auch Gruppenar-
beiten. Da sich das Studium immer stärker an einer
fächerübergreifenden Praxis orientiert, kann offen
bleiben, welchen Fachrichtungen die Einreichungen
zuzuordnen sind. Es sollen jedoch Entwürfe von Ge-
genständen des praktischen Gebrauchs sein, die sich
einerseits von rein medialen Produkten, andererseits
von Objekten der Architektur unterscheiden.
Die Mia Seeger-Stiftung schreibt den Preis jährlich
in Kooperation mit dem Rat für Formgebung aus und
will damit den Designnachwuchses fördern. Unter
den Gewinnern wird eine Preissumme von insgesamt
10.000 Euro verteilt. Die Bewerbungsfrist endet am
22. April.
wis
www.design-center.de.» Im Zentrum stehen
wichtige Aspekte unseres
Zusammenlebens «
Bilder: everythingpossible, Delux – Fotolia, Harro Höfliger – Hahn-Schickard