Malterdingen. Als Holger Wiedel am 1. Februar 2005, also vor genau 15 Jahren, seine auf Netzwerktechnik spezialisierte Firma HWI IT gründete, war der Begriff „Industrie 4.0“ noch kaum geläufig. Die umfassende Digitalisierung von Produktionsprozessen war indes damals schon der Schwerpunkt von Wiedel, den die Automation seit Langem fasziniert. Er hat in Braunschweig Elektro- und Datentechnik studiert und seine Diplomarbeit als Teil eines Nasa-Projekts für ein komplett autonomes System im Weltall geschrieben. Nach einer kurzen Tätigkeit bei Siemens in München und einer etwas längeren bei einem Netzwerkunternehmen in Emmendingen, entschloss er sich mit 34 Jahren zur Selbstständigkeit.
„Wir schließen die Lücke zwischen IT und OT“ beschreibt Wiedel die Spezialisierung seiner Firma. (OT steht für „Operational Technology“ und umfasst alle Technologien und Prozesse rund um die Produktion.) Denn genau an der Stelle hapert es seiner Beobachtung nach häufig. „Das Spannungsfeld zwischen IT und OT spüren wir an jeder Ecke“, sagt Wiedel. In vielen Unternehmen arbeiteten die IT-Abteilung und die Produktion nicht wirklich miteinander, das lasse sich an praktischen Themen wie den Arbeitszeiten ablesen. So gebe es beispielsweise in der IT – anders als in der Produktion – in der Regel keine Schichtdienste. Auch das ganze „Mindset“ wie Wiedel es nennt, sei komplett unterschiedlich, oft fehle den Informatikern das Verständnis für die Prozesse in der Produktion. Um die organisatorischen, technischen und menschlichen Lücken zwischen der IT und der OT zu schließen, hat die HWI IT GmbH das Framework „autolinguale IT“ entwickelt und patentieren lassen.
Damit war das Malterdinger Unternehmen in den vergangenen vier Jahren äußerst erfolgreich, seit 2015 haben sich die Kennzahlen verdoppelt. Der Umsatz ist 2019 auf rund vier Millionen Euro gestiegen, die Zahl der Mitarbeiter liegt aktuell bei 25. Und Holger Wiedel hat „so ein Gefühl“, dass die maximale Steigerung noch nicht erreicht ist. Denn seit wenigen Monaten ist HWI „Solution-Partner“ von Siemens und war auf einer großen Messe mit am Siemens-Stand. Das könnte zu einem weiteren Sprung führen. Schon jetzt zählt HWI viele Kunden aus dem Automotive-Sektor, zudem aus der Pharma-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Seit Beginn stehen beispielsweise die Staatsbrauerei Rothaus und der Automobilzulieferer PWO auf der Referenzliste. Anfangs hat HWI IT nur beraten, mittlerweile setzen die Cyberexperten um Wiedel die Projekte mit der nötigen Hard- und Software auch um und bieten für den Betrieb Serviceleistungen an – auf Kundenwunsch sogar rund um die Uhr.
Das Wachstum geht also weiter. Die Zahl der Mitarbeiter steigt in diesem Jahr voraussichtlich um vier weitere, und HWI IT wird auch wieder, wie schon seit vielen Jahren, neue Auszubildende einstellen.
kat