Die spanische Nationalmannschaft hat sich den Öschberghof als Quartier für die EM 2024 in Deutschland ausgesucht. Für das 5-Sterne-Superior Resort bei Donaueschingen ist das eine Herausforderung in Kombination mit viel Vorfreude. Was dies bedeutet, erläutern General Manager Michael Artner und Director of Sports, Ben Hortig, im Interview mit der WiS.
WiS: Der Öschberghof hat 127 Zimmer und Suiten. Werden die alle von der spanischen Nationalmannschaft belegt?
Michael Artner: Wir rechnen mit etwa 100 spanischen Gästen bestehend aus Spielern, Trainerteam, Physiotherapeuten und Betreuern. Dazu kommen noch der Spa-Bereich und viele Funktionsräume, die ebenfalls genutzt werden.
Freie Zimmer für andere Gäste gibt es trotzdem nicht?
Ben Hortig: Unser Hotel steht exklusiv dem spanischen Verband zur Verfügung. Bei einer Europameisterschaft geht es um das Teamgefüge und Konzentration. Da möchte man Ablenkung jeglicher Art vermeiden.
Ist das für Sie ein eher positiver oder herausfordernder Umstand, dass der Öschberghof exklusiv und komplett gebucht wird?
Michael Artner: Bei einer derart prominenten Mannschaft vereinfacht eine Exklusivbuchung den operativen Hotelbetrieb, speziell über einen so langen Zeitraum. Das heißt im Gegenzug allerdings, dass wir leider einige Gäste vertrösten mussten.
Aber vielleicht mal ganz von vorn gefragt: Wie wird man überhaupt Quartier einer Nationalmannschaft?
Ben Hortig: Wir arbeiten seit gut fünf Jahren exklusiv mit einer Agentur zusammen, welche alle Trainingslager der Mannschaften aus der ersten und zweiten Fußballbundesliga abdeckt. Zudem sind wir mittlerweile bei den Profi-Mannschaften als etabliertes Resort bekannt. Wir wissen genau worauf es ankommt und haben uns somit in diesem Segment einen Namen gemacht.
Was war ausschlaggebend für die Entscheidung pro Spanien?
Michael Artner: Letztendlich haben wir ein Angebot vorgelegt, und die Entscheidung lag dann beim Verband.
Der Verband hat sich den Öschberghof bestimmt vorher angeschaut?
Ben Hortig: Ja. Wir hatten schon mehrere Delegationen verschiedener Verbände zu Gast, die sich unser Hotel und die nahegelegenen Trainingsplätze angeschaut haben. Das gilt auch für die Vereine aus der Bundesliga, La Liga oder der englischen Premier League. Wir sind mit der Thematik auch schon länger befasst.
Sie waren schon Gastgeber von Trainingslagern hochkarätiger Fußballmannschaften. Ist der Aufenthalt der spanischen Elf aus organisatorischer Sicht ähnlich?
Ben Hortig: Der Umfang ist in etwa vergleichbar. Auch Liverpool hatte 90 Zimmer belegt , aber nicht das gesamte Hotel. Der größte Unterschied liegt in der Aufenthaltsdauer. Bei einem Trainingslager sprechen wir von zehn bis maximal 14 Tagen. Davon haben wir pro Jahr meist zwei, manchmal auch drei. Aber das Quartier für eine Mannschaft während einer Europameisterschaft zu sein ist schon etwas Besonderes.
Michael Artner: Absolut! Sollte Spanien es bis ins Halbfinale oder ins Finale schaffen, reden wir von einem Aufenthalt über nahezu sechs Wochen. Das ist in der Tat etwas Neues für uns.
Was passiert, wenn die Mannschaft früher aus dem Turnier ausscheidet?
Michael Artner: Das wäre schade, aber natürlich sind wir darauf vorbereitet – ohne ins Detail gehen zu wollen.
Das ist verständlich – auch angesichts von rund 400 Mitarbeitenden – oder Gastgeberinnen und Gastgeber, wie Sie sie nennen. Reicht Ihr Team für die Aufgaben, die mit dem Besuch der La Furia Rocha verbunden sind?
Michael Artner: Das ist letztendlich unser größter Benefit mit den 400 Gastgeberinnen und Gastgebern, die im Öschberghof tätig sind. So haben wir die Möglichkeit, alles aus eigener Hand zu bewerkstelligen.
Sind mit dem Aufenthalt zusätzliche Aufgaben wie zum Beispiel Security verbunden?
Ben Hortig: Die Europameisterschaft ist ein Turnier der UEFA. Sie ist Gastgeberin und übernimmt solche Aufgaben mit ihren Mitarbeitern. Sie stellt zum Beispiel Ordner, die rund um das Hotel und den Trainingsplatz in Aasen im Einsatz sein werden. Wir konzentrieren uns auf das, was wir können.
Welche Bedeutung hat der Aufenthalt der spanischen Elf für den Öschberghof?
Michael Artner: Für uns ist das sensationell. Die ganze Belegschaft freut sich sehr darauf. Das große Öffentlichkeitsinteresse ist dabei schöner Nebeneffekt.
Bereiten Sie die Gastgeberinnen und Gastgeber gezielt auf die Nationalmannschaft vor?
Michael Artner: Von unseren 400 Gastgeberinnen und Gastgebern werden nicht alle direkten Kontakt mit den Spielern oder dem Stab haben. Wir sind hier sehr professionell, wie man es in einem 5-Sterne-Resort erwartet: diskret, zurückhaltend und respektvoll. Wir haben häufig prominente Gäste, die gerade deswegen zu uns kommen.
Für ihre spanisch sprechenden Mitarbeitenden ist das sicher eine besondere Situation…
Michael Artner: Wir haben im Öschberghof tatsächlich Gastgeberinnen und Gastgeber mit spanischen Wurzeln. Diese werden wir in dieser Zeit selbstverständlich bewusst einsetzen.
Die Übernachtung ist das eine, die Trainingsmöglichkeiten das andere: Wie ist der Öschberghof da aufgestellt?
Ben Hortig: Früher hatten wir eigene Fußballplätze, doch die wurden in den Golfplatz integriert. Stattdessen gibt es eine Kooperation mit dem SV Aasen, etwa 500 Meter Luftlinie vom Hotel entfernt. 2018 wurde dort von uns ein erster Fußballplatz nach UEFA-Standard eingerichtet, für den wir ein Nutzungsrecht besitzen. Mittlerweile sind es zwei komplette Plätze, die von unserem Greenkeeping betreut werden.
Welches Finale wünschen Sie sich?
Ben Hortig: Wir fänden es schon klasse, wenn Spanien im Finale steht und gewinnt. Es wäre etwas Besonderes, wenn wir hier den Europameister beherbergen würden. Das wäre schon ein einmaliges Erlebnis.
Michael Artner: Das ist ein Ereignis, welches man selbst als Direktor in seiner Karriere nicht so oft haben wird. Daher wäre es schön, wenn Spanien so lange wie möglich im Wettbewerb bleibt und wir am Ende gemeinsam feiern können.
Interview: Patrick Merck