Dass sich unsere Welt schneller verändert, als gut für sie und für die Menschheit ist, braucht man niemandem mehr groß zu erklären. Und dass sich dies nur ändern lässt, wenn alle mitziehen, dürfte auch allen klar sein. So ist es längst keine hilfreiche Option mehr, nur auf die gesetzlichen Auflagen zu schauen. Doch wie bringt man seinen guten Willen sinnvoll auf die Straße? – Unternehmer aus der Region berichten, wie sie das Thema angehen.
Noch acht Jahre. Dann wollen 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht haben (siehe Kasten rechts). Doch alle hinken dem Zeitplan dieser „Agenda 2030“ hinterher. Auch Deutschland. Deshalb ist jetzt Tempo angesagt, um die Nachhaltigkeitsziele noch zu erreichen. Neu am Horizont steht zusätzlich der Green Deal. Mit diesem Zukunftsmodell will Europa bis 2050 zu einem klimaneutralen und ressourcenschonenden Kontinent mit einer fairen und wohlhabenden Gesellschaft sowie einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft werden. Inklusive der Sozialverträglichkeit dieses Wandels – so der Plan. Heike Wagner, Umweltreferentin bei der IHK Hochrhein-Bodensee, bringt es für den Südwesten Deutschlands auf den Punkt: „Es ist klar, wohin die Reise geht. Und deshalb müssen wir unsere Mitglieder weiter für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Denn diejenigen, die das nicht auf dem Schirm haben, werden künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Das fängt an bei der Vergabe von Zuschüssen, Fördergeldern und Krediten. Und geht weiter bei den Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten, Kunden und Endverbrauchern. Ganz zu schweigen von der Glaubwürdigkeit bei der eigenen Belegschaft und neu zu rekrutierenden Mitarbeitern.
Ein Thema mit vielen Facetten
Nachhaltig ist längst nicht nur alles, was auf den Klimaschutz einzahlt. Die Vereinten Nationen haben sich in ihrer Agenda 2030 auf 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung verständigt , die sogenannten Sustainable Development Goals oder SDG-Ziele, symbolisiert durch 17 Farbtafeln. Sie reichen von „keine Armut“ über „Geschlechtergleichheit“ bis „nachhaltiger Konsum und Produktion“ und „Maßnahmen zum Klimaschutz“.
Grundsätzlich lassen sie sich in drei Kategorien unterteilen:
- Ökonomische Nachhaltigkeit hat die Steigerung des Ertrags zum Ziel. Dabei sollen die Ressourcen in gleicher oder besserer Qualität zur Verfügung stehen. Zusätzlich geht es auch um Risikominimierung.
- Ökologische Nachhaltigkeit steht für den Schutz der Umwelt. Im Fokus steht der vorausschauende und rücksichtsvolle Umgang mit Ressourcen wie Rohstoffen, Energie oder Abfall.
- Soziale Nachhaltigkeit zielt auf eine positive gesellschaftliche Entwicklung und eine Sicherung der Arbeitskräfte ab. Dazu gehören eine faire Bezahlung, bessere Bildung und Ausbildung, Gleichberechtigung von Mann und Frau, betriebliche Altersvorsorge, Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten.
Alle Ziele sollen bestmöglich erreicht werden. Unternehmen gibt das die Chance, sich in verschiedenen Bereichen zu engagieren.
Dabei verbirgt sich hinter dem Schlagwort „Nachhaltigkeit“ weit mehr als nur Klimaschutz: Nachhaltiges Wirtschaften ist die Ausrichtung eines Unternehmens auf wirtschaftliche, ökologische und soziale Ziele und deren bewusste Planung, Steuerung und Umsetzung. Die Wahrnehmung dieser gesellschaftlichen Verantwortung wird auch als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet. Eine gesetzliche Nachweispflicht dafür gibt es derzeit nur für große Unternehmen. Doch dies wird so nicht bleiben: Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD, mehr dazu hier) arbeitet die Europäische Union bereits an einer Verschärfung der aktuellen CSR-Berichtspflicht. Und auch der vor Kurzem vorgelegte Entwurf der EU-Kommission für ein Lieferkettengesetz sieht strengere Regeln vor als das Gesetz, das die Bundesregierung im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat. Letzteres soll ab 2023 an den Start gehen und gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten. Die EU möchte auch sehr viel kleinere Betriebe zu strengen Sorgfaltspflichten entlang ihrer Lieferkette verpflichten.
Einfach anfangen
Aber egal, wie streng die gesetzlichen Auflagen letztlich ausfallen werden, sind Unternehmen jedweder Größe gefordert, zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele beizutragen. Und tatsächlich tun dies immer mehr Verantwortliche aus freien Stücken, auch wenn sie aufgrund ihrer Unternehmensgröße gar keine gesetzlichen Mindeststandards erfüllen müssten. Einfach, weil sie sich verantwortlich fühlen. So wie etwa Tanja Schuhmacher. Die IT-Spezialistin ist 2016 in den Familienbetrieb eingestiegen, als ihr Vater die KS Metallbearbeitung GmbH in Spaichingen krankheitsbedingt nicht mehr führen konnte. Der Klimaschutz ist für sie das drängendste Problem unserer Zeit. „Man kann auch mit vielen kleinen Maßnahmen etwas erreichen“, meint die junge Geschäftsführerin. Nach und nach sanierte sie das Firmengebäude mit energieeffizienten Maßnahmen, ließ eine Photovoltaikanlage installieren – für viele Unternehmen im Südwesten aktuell ein beliebter Weg zur umweltfreundlichen Energieproduktion – investierte in eine neue Druckluftversorgung und schult ihre 25 Mitarbeiter darin, wie sie Strom, Druckluft und Material sparen können.
Über die IHK ist sie auf das Klimafit-Programm des Landes Baden-Württemberg aufmerksam geworden und hat sich als Pilotbetrieb beworben. Mit externer Unterstützung wurde eine Treibhausgasbilanz für das Unternehmen erstellt und ein Maßnahmenprogramm entwickelt, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Tanja Schuhmacher arbeitet bereits an weiteren Reduktionsmaßnahmen. „Ab 2025 werden wir dann klimaneutral produzieren“, so ihr Ziel. Inzwischen ist das Betriebsgebäude zu klein geworden und ein Neubau kurz vor der Umsetzung. Auch dabei setzt Schuhmacher auf Nachhaltigkeit: Umweltschonende Baustoffe wie Holz und Lehm sind regional und nachhaltig, die Low-Tech-Architektur setzt auf Minimierung des Energiebedarfs durch architektonische Strategien und regenerative Energien wie Wärmerückgewinnung und Photovoltaik (PV). Zusätzliche Tipps für ihr Neubauprojekt holt sich die KS-Chefin bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Naturnahe Freiflächen und eine Fassadenbegrünung sind vorgesehen. Über das Projekt „UnternehmensNatur“ lässt sie sich vom Naturschutzbund und der Flächenagentur Baden-Württemberg beraten, wie sich das Gelände naturnah gestalten lässt.
Standards für Nachhaltigkeitsberichte
Die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts sollte einem definierten Standard entsprechen. Das stellt sicher, dass alle relevanten Themen, Inhalte und Daten dokumentiert werden. Welcher Standard individuell am besten geeignet ist, sollte sorgfältig je nach Positionierung des Unternehmens und mit Unterstützung von Experten abgewogen werden. Gängige Standards sind:
- EMAS: Beim Umweltmanagementsystem EMAS ist eine öffentliche, detaillierte Umwelterklärung mit allen konkreten Maßnahmen und Daten verpflichtend vorgesehen.
www.emas.de - DNK: Beim Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) legt das Unternehmen offen, welche qualitativen und/oder quantitativen sowie zeitlich definierten Nachhaltigkeitsziele gesetzt und operationalisiert werden und wie deren Erreichungsgrad kontrolliert wird. www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de
- GRI: Die „Global Reporting Initiative“ (GRI) ist ein kontinuierlicher internationaler Dialog zur Unternehmensberichterstattung, an dem Unternehmen und ihre Stakeholder teilnehmen. Eine Auswahl von GRI-Leistungsindikatoren ergänzt die Berichterstattung des DNK. www.globalreporting.org
- WIN-Charta: Nachhaltigkeitsmanagementsystem des Landes Baden-Württemberg speziell für kleine und mittlere Unternehmen. www.nachhaltigkeitsstrategie.de/wirtschaft-handelt-nachhaltig
Vom und im Netzwerk profitieren
Bei der Freiburger Verkehrs AG (VAG) ist Mareike Rehl für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele verantwortlich. Sie ist direkt dem Vorstand unterstellt und hat sich ihre Expertise zuvor in anderen Unternehmen erworben. Die VAG ist einer von fünf kommunalen Betrieben in Freiburg, die sich der Erfüllung der Freiburger Nachhaltigkeitsziele verpflichtet haben. „Als Einzelkämpferin motiviert der Austausch mit meinen Nachhaltigkeitskollegen von ASF, Badenova, FSB und FWTM und stellt sicher, dass wir immer auf dem aktuellen Informationsstand sind“, berichtet Mareike Rehl. Denn gerade bei den Fördermitteln von Stadt, Land und Bund verändert sich durch die neue Regierung derzeit viel. Schließlich will die VAG bis 2035 klimaneutral sein und benötigt für die Berechnung der CO2-Emissionen oder die Planung von PV-Anlagen die Unterstützung externer Fachleute. Einen Nachhaltigkeitsbericht im Format des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) erstellt die VAG bereits seit Jahren. „Auf der Internetplattform des DNK besteht auch die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen in den Bereichen Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft zu vergleichen. So sehen wir, wo wir gut sind und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.“ Punkten konnte die VAG etwa mit ihrer Vielfältigkeitskampagne, die zum deutschen Diversitytag am 18. Mai 2021 gestartet wurde. „Mit Videos und verschiedenen Aktionen setzen wir ein Zeichen für Toleranz und gegen Rassismus“, erklärt Rehl. Sie profitiert aber auch über den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vom Know-how der anderen Mitglieder und gibt selbst ihr Wissen an Nachhaltigkeitsbeauftragte in anderen Unternehmen weiter.
Mehr Output bei weniger Input
Die FSM AG in Kirchzarten entwickelt mit ihren 140 Mitarbeitern elektronische Produkte. Das Unternehmen arbeitet bereits heute klimaneutral. Der Betrieb ist als fahrradfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet und als familienbewusstes Unternehmen zertifiziert. Auch das Miteinander unter den Kollegen stimmt. „Trotzdem hatten wir irgendwann den Eindruck, dass wir die PS unserer Leistung nicht mehr auf die Straße kriegen“, erinnert sich Santha Zeiher, Marketingexpertin bei FSM.
Der damals zweiköpfige Vorstand analysierte die Situation und suchte nach Lösungen. Dabei stießen sie auf die Businessbücher von Silke Hermann und Niels Pfläging, die sich als Berater auf die Entwicklung und Transformation von Organisationen spezialisiert haben. Daraus entstand 2019 der Impuls, die Fachabteilungen und Hierarchien bei FSM abzuschaffen. Stattdessen gibt es jetzt selbst-organisierte produkt- und kundenbezogene Teams. Dadurch ist die Firma effizienter und damit wirtschaftlicher geworden bei einer Umsatzsteigerung von 35 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre. Auch den Kundenstamm hat FSM auf eine breitere Basis gestellt, um nicht in Abhängigkeiten zu geraten. „Inzwischen überlegen wir, auch einen Nachhaltigkeitsbericht zu schreiben“, berichtet Santha Zeiher.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Ein alter Hase in Sachen Nachhaltigkeit ist die Bad Dürrheimer Mineralbrunnen GmbH + Co. KG Heilbrunnen. „Mit unserem inzwischen Bio-zertifizierten Mineralwasser sind wir als Unternehmen unmittelbar auf eine intakte Natur angewiesen und müssen Umweltschutz über das eigene Firmentor hinausdenken“, erklärt Geschäftsführer Ulrich Lössl. Deshalb fördert das Unternehmen den Ökolandbau und artenreiche Blühwiesen, um die reinigende Kraft gesunder Böden zu erhalten. Auch das soziale Engagement hört nicht bei den eigenen Arbeitnehmern auf, sondern schließt das Sponsoring kultureller Events ein. Die Klimaschutzmaßnahmen, das Umweltmanagement nach ISO 14001 sowie die Nachhaltigkeit nach DNK-Standard und der WIN-Charta werden ständig weiterentwickelt und dokumentiert.
„Wir halten es außerdem für wichtig, unser Engagement für Nachhaltigkeit gerade auch den Verbrauchern gegenüber öffentlich zu machen“, betont Lössl. „Deshalb holen wir uns im Bereich Kommunikation wertvolle Impulse von einer auf Nachhaltigkeit spezialisierten Kommunikationsagentur.“
Oft weiter als gedacht
Das allgegenwärtige Schlagwort „Nachhaltigkeit“ verliert seinen Schrecken oder seine Größe, wenn man sich bewusst macht, dass kaum ein Unternehmen bei null anfängt, wenn es sich entschließt, ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen. „KMU denken oft noch, dass nachhaltiges Wirtschaften zu komplex und aufwendig für sie wäre. Viele mittelständische Unternehmen arbeiten aber jeden Tag nach Werten, die traditionell nachhaltig sind. Sie sind sich dessen nur nicht bewusst“, stellt Santha Zeiher von FSM fest. Das macht Mut, das eigene Potenzial für ein nachhaltiges Unternehmen zu analysieren und weiterzuentwickeln. Das Wissen, wie man diesen Prozess angeht, und Fördermittel, um entsprechende Projekte umzusetzen, gibt es reichlich. Man muss beides nur anzapfen.
Text: Susanne Hartwein
Unterstützung & Information
- Woche der Nachhaltigkeit: Kostenfreie Veranstaltungsreihe (online und Präsenz) ab dem 13. Mai mit Themen aus der gesamten Nachhaltigkeitspalette. Organisiert von der IHK Südlicher Oberrhein. www. wochedernachhaltigkeit-freiburg.de
- Veranstaltungsreihe Klimaschutz 2022: Kostenfreie siebenteilige Onlinevortragsreihe ab dem 26. April zu diversen Klimaschutzthemen. Veranstalter sind verschiedene IHKs
aus Baden-Württemberg. www.bw.ihk.de/klimaschutz - Zielgerade 2030: Das Bündnis Zielgerade 2030 ist ein gemeinsames Projekt der IHK Südlicher Oberrhein und der Energieagentur Regio Freiburg GmbH, bei der sich die teilnehmenden Unternehmen und Kommunen verpflichten, bis 2030 tatsächlich klimaneutral zu arbeiten. www.zielgerade2030.de
- ecocockpit: Kostenfreies CO2-Bilanzierungstool für Unternehmen. Infos und Schulungen unter anderem bei den IHKs. www.ecocockpit.de
- Umweltnewsletter der IHK Hochrhein-Bodensee: www.konstanz.ihk.de/servicemarken/newsletter
- IHK ecoFinder: Kostenfreie Umweltfirmendatenbank, in der Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen im Bereich Umweltschutz und Energie anbieten, ihr Leistungsprofil präsentieren können. www.ihk-ecofinder.de
- KlimaFit (BW): Förderprogramm des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, bei dem Unternehmen mit Hilfe von Beratern eine Klimabilanz und ein Maßnahmenpaket erarbeiten. Aktuell in der Testphase. www.klimafit-bw.de
- UnternehmensNatur: Das Projekt „UnternehmensNatur“ Baden-Württemberg von NABU und Flächenagentur zeigt Firmen, wie ihr Gelände zum Schutz der Biodiversität beiträgt. www.unternehmensnatur-bw.de
- Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz: Die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz unterstützt den deutschen Mittelstand bei der Umsetzung der Energiewende. Ziel ist es, weitere Energieeinsparpotenziale in den Betrieben zu heben und ihre Energieeffizienz zu verbessern. Die Initiative ist ein gemeinsames Projekt des DIHK, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), des Bundesministeriums für Wirtschaft und für Umwelt. www.mittelstand-energiewende.de
- Charta der Vielfalt: In der Charta der Vielfalt verpflichten sich Unternehmen, dass sie Chancengleichheit für ihre Beschäftigten herstellen und fördern werden. www.charta-der-vielfalt.de
Die IHK-Ansprechpartner rund ums Thema Nachhaltigkeit in und für Unternehmen:
IHK Hochrhein-Bodensee:
Heike Wagner
Telefon: 07531 2860-190
Mail: heike.wagner@konstanz.ihk.de
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:
Marcel Trogisch
Telefon: 07721 922-170
Mail: trogisch@vs.ihk.de
IHK Südlicher Oberrhein:
Jil Munga
Telefon: 0761 3858-263
Mail: jil.munga@freiburg.ihk.de
»Nachhaltigkeit ist der Mut, neue Wege zu gehen«
Frau Keller, Sie beschäftigen 140 Mitarbeiter und stellen Bürsten her. Welchen Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit können Sie da leisten?
Jasmin Keller: Ich sage oft, dass ich mit unseren Produkten den Weltfrieden retten möchte und ernte damit dann Lachen oder Fragenzeichen.
Das mit dem Weltfrieden müssen Sie erklären.
Wir haben uns vorgenommen, die UN-Nachhaltigkeitsziele tatsächlich umzusetzen. Mit ihnen könnte die Welt gut funktionieren, ohne dass jemand darunter leidet.
Für uns bedeutet das, die Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern, die wir als Familienunternehmen seit mehr als 150 Jahren aufgebaut haben. Das gelingt, indem wir unser traditionelles Handwerk ständig weiterentwickeln, um es auch für die Zukunft fit zu machen.
Seit 2013 geben Sie regelmäßig eine EMAS-Umwelterklärung ab. Warum tun Sie das?
Wir wollen transparent sein für unsere Marktpartner. Für uns selbst können wir damit kritisch überprüfen, was schon gut läuft und was wir noch besser machen können. Stillstehen ist nicht unsere Art. Deshalb werden wir künftig auch einen CSRD-Nachhaltigkeitsbericht abgeben.
Wie sieht Ihre nachhaltige Unternehmensstrategie aus?
Raus aus der Komfortzone und Neues ausprobieren. Wir arbeiten derzeit an innovativen Borsten, die vollkommen abbaubar sind. Aber auch an neuen Modellen zur Sicherung der Arbeitsplätze. Aktuell testen wir die Vier-Tage-Woche für unsere Mitarbeiter bei gleichem Gehalt. Bislang kann ich dadurch keinen Umsatzrückgang feststellen.
Wie gehen Sie Fragen und Problemstellungen rund um Nachhaltigkeit an?
Groß denken! Ich orientiere mich an internationalen Unternehmen auch aus anderen Branchen und breche das Relevante für unsere Vision, Mission und Strategie runter.
Aber um hier erfolgreich zu sein, braucht es auch Glück. Und eine Kultur für Fehler und Scheitern, mit der Bereitschaft, daraus zu lernen.
Interview: SH
Bild: Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas leitet die 53-Jährige die beiden Todtnauer Bürstenfabriken Keller und Faller in der fünften Generation.