Schülerpraktika, Ausbildungsbotschafter oder Youtube-Rundgänge durch die Firma – Unternehmen bieten so einiges, um dem potenziellen Nachwuchs Einblicke in Jobs und Berufswege zu geben. Beim Energieversorger Badenova wendet man sich seit 2019 auch an die Eltern. Warum und mit welchem Erfolg, darüber berichten Lisa Brecht und Julia Wisser, Referentinnen Personalbetreuung.
Was steckt hinter Ihrem „Elternabend“?
Lisa Brecht: Grob gesagt ist es ein jährlicher Informationsabend für Eltern rund um deren Rolle bei der Berufsfindung und Ausbildungssuche ihrer Kinder. 2019 haben wir erstmals dazu eingeladen, danach mussten wir pandemiebedingt pausieren, waren 2021 aber mit einer virtuellen Version am Start. In diesem April konnten wir die Eltern erstmals wieder vor Ort bei uns empfangen.
Wie viele Eltern kommen da im Schnitt?
Julia Wisser: Wir hatten uns pandemiebedingt bislang auf 20 bis 25 Personen beschränkt. Und knapp zwei Dutzend waren, bis auf einige kurzfristige Krankheitsabsagen, dann auch da.
Wie sieht so ein Abend aus?
Wisser: Es ist eine Mischung aus Präsentation – etwa 60 bis 90 Minuten – und der Möglichkeit, viele Gespräche zu führen. Für die Berufsbilder haben wir die Lehrmeister mit an Bord und Auszubildende, die sowohl präsentieren als auch Fragen beantworten. Eine Berufsberaterin von der Arbeitsagentur hat einen aktiven Part, um einen Querschnitt aus vielen Berufen zu zeigen. Zudem sind die IHKs und die Handwerkskammern eingeladen, sich zu beteiligen. Denn wir wollen breit und neutral informieren und keine Werbeveranstaltung für unser Unternehmen draus machen.
Worum geht es inhaltlich?
Brecht: Unser Fokus liegt tatsächlich auf der Rolle der Eltern bei der Berufswahl. Forschungen, wie etwa die McDonald’s Ausbildungsstudie, zeigen, wie sehr sich Jugendliche an Eltern und Familie orientieren, und welch wichtige Rolle ihnen deshalb in dem Prozess zukommt. Das möchten wir an diesem Abend vermitteln. Unsere Azubis, darunter auch Studienabbrecher, berichten zum Beispiel darüber, wie sie zu ihrem Beruf gefunden und welche Erfahrungen sie gemacht haben.
Und was möchten Eltern von Ihnen wissen?
Wisser: Wir informieren an dem Abend auch über Bewerbungsprozesse und Auswahlverfahren. Da kommen immer viele Detailfragen. Wann muss man sich bewerben? Mit welchem Zeugnis? Wir vermitteln zum Beispiel, dass eine seriöse E-Mailadresse wichtig ist, dass wir als Personaler merken, wenn Eltern die Bewerbung geschrieben haben, und dass sie sich ab einem gewissen Punkt auch wieder raushalten müssen.
Wie kommen Sie an die Eltern?
Brecht: Wir kommunizieren den Termin über unsere Netzwerke und Kanäle in den sozialen Medien und inserieren in lokalen Anzeigenblättern. Anfangs haben wir es auch über die Schulen versucht, aber die Resonanz war dürftig.
Hat es auf einen Elternabend hin auch schon mal Bewerbungen gegeben?
Brecht: Im vergangenen Jahr hatten wir pandemiebedingt im Frühjahr ein paar Stellen offen. Auf die gab es dann noch einen Schwung Bewerbungen. Aber an sich ist zum Elternabend bereits alles für den Herbst vergeben. Und wir wollen ganz klar feststellen: Auch wenn wir uns über Synergieeffekte freuen, hat dieses Veranstaltungsformat nicht das Ziel, Bewerber zu akquirieren. Wir wollen Eltern neutral informieren.
Interview: Ulrike Heitze
Bild: Adobe Stock, peshkova