Die IHK steht ihren Mitgliedsunternehmen beratend zur Seite: von der Aus- und Weiterbildung über die Existenzgründung bis hin zur Unternehmensförderung, von der Standortpolitik und dem Bereich International über Innovation und Umwelt bis hin zu Recht und Steuern. In dieser Serie möchten wir Ihnen wertvolle Hinweise geben. Falls Sie selbst eine Frage haben, dann schreiben Sie uns gerne an presse@konstanz.ihk.de.
Ohne die ehrenamtlichen Prüfer wären die IHK-Prüfungen in der Aus- und Weiterbildung nicht möglich. Mehr als 2.000 Fachkräfte aus Unternehmen der Region begleiten als Prüfer junge Menschen von der Ausbildung hin zur „geprüften Fachkraft“ oder Berufserfahrene zu einem öffentlich-rechtlichen Abschluss in der Höheren Berufsbildung. Durch ihr Engagement ermöglichen sie den hohen Qualitätsstandard der IHK-Prüfungen mit besonderer Praxisnähe und sichern damit den Fachkräftebedarf in der Region. Viele der Prüfer sind bereits seit Jahrzehnten dabei und konnten in dieser Zeit hunderten Absolventen zu ihrem Abschluss gratulieren. Aktuell sucht die IHK neue Prüfer.
Weshalb ehrenamtlich engagieren?
Die Prüfertätigkeit ist ein Ehrenamt, das sich lohnt, wenn auch nicht finanziell. „Ehrenamtlich“ sagt bereits, dass das Amt als Prüfer nicht mit einer regulären Bezahlung pro Arbeitsstunde vergleichbar ist. Stattdessen bietet sie eine Vielzahl an ideellen Vorteilen, Gestaltungsmöglichkeiten und interessanten Einblicken. Vielen macht es Spaß, mit den jungen Menschen zusammenzuarbeiten. Zudem bietet sich ihnen die Möglichkeit, Prüfungsabläufe und -inhalte mitzugestalten und Prüfungsanforderungen kennenzulernen. Dadurch können zum Beispiel Ausbilder ihre eigenen Azubis besser auf die Abschlussprüfungen vorbereiten. Viele Prüfer empfinden den regelmäßigen Austausch mit anderen Prüfern beziehungsweise Ausbildern und den dadurch entstehenden Einblick in die Aus- und Weiterbildung in anderen Betrieben als bereichernd. Mit den kostenlosen Prüferschulungen zu verschiedenen Themen bekommen sie außerdem theoretisches Wissen an die Hand.
Frisch dabei
Im Juni wird Jean-Claude Wolter zum zweiten Mal in seiner noch jungen Prüferkarriere zukünftigen Bilanzbuchhaltern die mündliche Prüfung abnehmen. Den schriftlichen Teil haben sie bereits hinter sich. Seit 2019 ist der gebürtige Rheinländer ehrenamtlicher Prüfer bei der Weiterbildung der IHK Hochrhein-Bodensee. Vor drei Jahren legte er selbst die Weiterbildungsprüfung zum geprüften Bilanzbuchhalter bei der IHK ab. Direkt im Nachgang zu den Feierlichkeiten wurde er gefragt, ob er nicht selbst Prüfer werden möchte. Da musste er nicht lange überlegen und sagte zu. Da er seine Prüfung selbst erst vor Kurzem abgeschlossen hat, sind ihm die Themen und Inhalte noch sehr präsent. „Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Präsentation“, sagt der 37-Jährige. „Jetzt bin ich gespannt, mit welchen Themen die neuen Prüflinge kommen.“ Wolter freut es, durch seine Prüfertätigkeit immer wieder einen Blick über den Tellerrand seiner täglichen Arbeitsbereiche hinaus werfen zu können. Die Weiterbildung hat ihn auch in seiner eigenen Karriere stark vorangebracht. Als geprüfter Bilanzbuchhalter bei der Glatt GmbH in Binzen konnte er beruflich einen Sprung nach vorn machen und hat seit Abschluss der Weiterbildung einen deutlich größeren Aufgaben- und Verantwortungsbereich. Die intensiven Kenntnisse für bestimmte Fachbereiche, die er bei der Weiterbildung erlangt hat, kann er jetzt direkt in seinem Beruf anwenden. „Das hat meine Arbeit viel abwechslungsreicher gemacht“, freut er sich. Das möchte er durch seine Prüfertätigkeit auch angehenden Bilanzbuchhaltern ermöglichen. Für die Tage im Jahr, in denen er die Prüfungen bei der IHK abnimmt, wird er von seiner Firma freigestellt, da sie seine Prüfertätigkeit unterstützen möchte. Wolter findet, dass sich bei dem geringen Zeitaufwand, der damit verbunden ist, und dem großen persönlichen Mehrwert, viel mehr Leute ehrenamtlich als Prüfer engagieren sollten.
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Wie wird man Prüfer bei der IHK?
Prüfer müssen persönlich und fachlich geeignet sowie im Berufsfeld versiert sein. Prüfer in der Ausbildung haben idealerweise bereits mindestens einen Auszubildenden erfolgreich durch die Ausbildung begleitet. Im Bereich der Ausbildungsprüfungen werden die Prüfer häufig aus der Gruppe der Ausbilder rekrutiert. Oftmals werden sie von der IHK oder auch von anderen Prüfern angesprochen.
Auch im Bereich der Weiterbildungsprüfungen läuft es zumeist über die direkte Ansprache. So werden oft Fachleute motiviert, sich als Prüfer zu engagieren, die selbst einen Abschluss auf dem entsprechenden Weiterbildungsniveau bei der IHK haben – als Fachwirte, Meister oder Studienabsolventen mit einschlägiger Berufserfahrung im Fachgebiet. Die Prüfungssachbearbeiter der IHK freuen sich jedoch auch immer über interessierte Fachleute, die sich bei ihnen melden. Wer als Prüfer bei der IHK einsteigt, ist normalerweise erst einmal als Gastprüfer dabei, um sich anzusehen, ob die Prüfertätigkeit das Richtige ist und wie die Prüfung abläuft.
Was sind die Aufgaben von Prüfern?
Die Berufung von Prüfern erfolgt zunächst für fünf Jahre. Den zeitlichen Aufwand, das heißt, wie oft sie im Jahr prüfen, bestimmen sie in Abstimmung mit der IHK selbst. Die Aufgaben der Mitglieder in Prüfungsausschüssen sind vielfältig. Dazu gehören insbesondere in der Weiterbildung das Korrigieren von schriftlichen Prüfungen und Projektarbeiten, das Bewerten von Arbeitsproben und Präsentationen, das Erstellen von Aufgaben für mündliche und praktische Prüfungen und das Führen von Prüfungsgesprächen. Auf diese Tätigkeiten werden die Prüfer intensiv durch Schulungen, Informationsmaterialien und von erfahrenen Mitgliedern vorbereitet. Wer Prüfer wird, ist über die Inhalte der Prüfungen selbstverständlich zur Geheimhaltung verpflichtet.
Aktuell werden Prüfer gesucht
Im Moment gibt viele freie Prüferstellen in verschiedenen Berufsgruppen. Alexandra Thoß, die Geschäftsführerin der Ausbildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee, ruft die Ausbilder bei den Mitgliedsunternehmen dazu auf, sich im Prüfungsausschuss zu engagieren: „Ich würde mir wünschen, dass jeder Ausbildungsbetrieb in den Berufen, die er ausbildet, auch mindestens einen Prüfer stellt. Insbesondere in eher selten ausgebildeten Berufen oder in jenen Berufen, in denen es sehr viele Auszubildende gibt, ist es für uns oft schwierig, ausreichend Prüfer zu finden“, sagt sie. „Natürlich gilt das nicht nur für die Ausbildung, sondern auch für die Höhere Berufsbildung. Auch dort suchen wir in vielen Bereichen weitere Prüfer. Bitte zögern Sie nicht, sich bei uns zu melden. Wir freuen uns, wenn Sie sich für eine Prüfertätigkeit bei unserer IHK entscheiden.“
Text: AT
Bilder: Вадим Пастух – stock.adobe/Susannafoto
Vom Ehrenamt zum Beruf
Sabrina Krieg hat aus ihrem Ehrenamt einen Beruf gemacht. Seit 2017 arbeitet sie als freiberufliche Dozentin und als Businesscoach. Für die IHK Hochrhein-Bodensee ist sie sowohl in der Ausbildung als auch in der Weiterbildung als Prüferin tätig. Wenn sie nach den Bereichen gefragt wird, die sie prüft, sprudelt es nur so aus ihr heraus: „In der Ausbildung prüfe ich die Einzelhändler, Verkäufer und die Kaufleute für Büromanagement. In der Weiterbildung prüfe ich die Ausbilder-Eignungsverordnung, die Wirtschaftsfachwirte, Betriebswirte, Handelsfachwirte, Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen, die Aus- und Weiterbildungspädagogen und die Berufspädagogen.“ Ihre Erfolgsgeschichte in der Prüfungsarbeit begann als Mitarbeiterin im Bereich Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Dort machte sie erste Erfahrungen mit der Prüfungsarbeit und absolvierte selbst die Weiterbildungen zur Wirtschaftsfachwirtin, Betriebswirtin und Berufspädagogin. Da in diesen Bereichen oft Prüferknappheit besteht, wurde sie damals gefragt, ob sie nicht selbst Prüferin werden möchte, was sie mit Freude annahm. Sabrina Krieg fing Feuer und übernahm im Anschluss immer mehr Prüfertätigkeiten. Inzwischen ist die 39-Jährige aus Konstanz auch im Landesfachausschuss der Aus- und Weiterbildungspädagogen tätig und hat seit diesem Jahr die Prüferschulungen von der IHK übernommen. „Wir haben da ein ganz neues Konzept auf die Beine gestellt“, freut sie sich. Während es bisher drei verschiedene Prüferschulungen gab – eine für Einsteiger, eine für Ausbildungsprüfer und eine für Weiterbildungsprüfer – sind sie jetzt thematisch geordnet. „Es gibt jetzt zum Beispiel eine Schulung zum Thema Kommunikation in mündlichen Prüfungen, und eine weitere zu rechtlichen Grundlagen“, erklärt sie. „So kann sich jeder das aussuchen, was er gerade thematisch braucht.“ Wer sich also als Prüfer bei der IHK engagiert oder in Zukunft engagieren möchte, wird Sabrina Krieg bestimmt bei der ein oder anderen Schulung kennenlernen.
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Eine Liste der Ansprechpartner und eine Übersicht über die Bereiche, in denen Prüfer gesucht werden, gibt es unter www.konstanz.ihk.de Nr. 5092090