Die IHK Südlicher Oberrhein und die Handwerkskammer (HWK) Freiburg haben zusammen mit der Deutschen Immobilien-Akademie (DIA) einen Gewerbemietspiegel für den Südlichen Oberrhein veröffentlicht – der erste seiner Art. Denn bisher gab es für die Region nur Mietpreisspiegel für den Wohnungsmarkt.
Wir hatten schon immer viele Anfragen unserer Mitglieder nach einem Gewerbemietspiegel, konnten aber nie die gewünschte Auskunft geben“, nennt Thomas Kaiser Gründe für die Erstellung der Analyse. Der Referent Handel und Innenstadtberater der IHK Südlicher Oberrhein weiter: „So etwas gab es bisher nicht für unsere Region, höchstens einen Mietspiegel für Ladenlokale. Und der galt dann für ganz Baden-Württemberg.“
Das ändert sich nun mit dem Gewerbemietspiegel der beiden Kammern. Mit wissenschaftlicher Unterstützung der DIA haben IHK und HWK eine umfassende Marktbetrachtung vorgenommen und dabei auch die Besonderheiten des Marktes in der Region aufgenommen. „Grundlage für den Gewerbemietspiegel war eine Mitgliederbefragung, deren Ergebnisse von qualifizierten Sachverständigen und den regionalen Wirtschaftsförderungen validiert wurden“, erklärt Eberhard Liebherr, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein. Mit dem Ergebnis bieten die Kammern nun ihren Mitgliedsbetrieben, aber auch Vermietern und weiteren Marktakteuren eine Orientierung bei der Mietpreisgestaltung für Gewerbeobjekte. Die Analyse betrachtet verschiedene Kategorien von Gewerbeobjekten: Neben Ladengeschäften und Büros finden sich auch Daten für Hotel und Gastronomie, Werkstätten und Lager in der Aufstellung. „Diese umfassende Betrachtung ist so bisher einzigartig “, erläutert Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Das betrachtete Gebiet umfasst den Ortenaukreis, die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald sowie die Stadt Freiburg. Zudem können bei der Handwerkskammer Freiburg die Daten für Werkstätten und Lager aus dem Landkreis Lörrach angefragt werden.
Deutlich macht der Mietspiegel, dass sich insbesondere die Mieten bei Ladenflächen in den Innenstädten zuletzt stark nach unten bewegt haben. „Die Pandemie und die steigende Anzahl von Leerständen sowie die schon seit Jahren sich abspielenden strukturellen Veränderungen der Handelsbranche haben sich hier schon ausgewirkt und werden sich wohl auch weiter auswirken“, sagt Alwin Wagner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein. Thomas Kaiser ergänzt: „In kleineren Orten sind die Gewerbemieten sogar günstiger als die Mietpreise für die Wohnungen.“ Möglicherweise könnte eine solche Preisentwicklung dazu beitragen, dass sich Gewerbe- in Wohnungsflächen verwandeln. „Aber in größeren Städten maximal in den Randlagen der Innenstädte“, glaubt Kaiser.
Bei der immer wichtiger werdenden Frage der Betriebsübergabe soll der neue Gewerbemietspiegel ebenfalls helfen. „Die Einschätzung, wie viel die gemieteten Gebäude aktuell am Markt wert sind, kann eine wichtige Rolle bei der Übergabe eines Unternehmens an die Nachfolgerin oder den Nachfolger spielen“, erläutert Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg. „Bisher musste hier vieles an Erfahrungswerten festgemacht werden, nun hilft ein Blick in den Mietspiegel.
Text: naz
Bild: Adobe Stock, Svetazi
Der Gewerbemietspiegel in einer Kurz- und Langversion unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de/gewerbemietspiegel