Neun thematische Ausschüsse mit zusammen 300 ehrenamtlichen Mitgliedern arbeiten der Vollversammlung und der Geschäftsführung der IHK zu. In einer Interviewserie befragen wir die jeweiligen Ausschussvorsitzenden zur Rolle, den Themen und Besonderheiten ihrer Ausschüsse. Diesmal: Michael Faller vom Umwelt- und Energieausschuss.
Warum gibt es einen Umwelt- und Energieausschuss, welche Bedeutung hat das Thema im IHK-Bezirk?
Spätestens seit den Neunzigerjahren hat das Thema Umweltschutz für viele Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Nun steht Umwelt und Energie durch den Klimawandel wieder täglich in den Medien. Freiburg als Green City hat hier immer schon eine Vorreiterrolle gespielt, und so ist es konsequent, dass sich unser Kammerbezirk schon lange Jahre mit dieser Thematik beschäftigt, viel Kompetenz aufgebaut und innerhalb der baden-württembergischen IHK-Bezirke die Federführung für Umweltfragen übernommen hat. Im Umwelt- und Energieausschuss bekennen wir uns zum Klimaschutz, achten jedoch im Sinne der Nachhaltigkeit neben ökologischen Zielen darauf, auch Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit zu berücksichtigen und miteinander in Einklang zu bringen. Wir wollen auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Einfluss nehmen und diese mitgestalten. Unsere Anträge bringen wir in das Entscheidungsorgan der IHK, die Vollversammlung, ein.
Wer sind die Mitglieder des Ausschusses?
Unternehmerinnen und Unternehmer, die die ökologische Weiterentwicklung als wichtige Aufgabe betrachten und denen gleichzeitig das wirtschaftliche Wohl unserer Region am Herzen liegt. Nachhaltiges Wirtschaften wird als Chance gesehen, vor allem wenn eine marktwirtschaftliche Reform der Klimapolitik gelingt und dadurch zusätzliche Impulse für Wachstum und klimafreundliche Innovationen gesetzt werden. Im Ausschuss ist ein repräsentativer Querschnitt unseres Kammerbezirks aus unterschiedlichen Bereichen vertreten: von der Industrie über den Dienstleistungsbereich bis hin zum Handel.
Wie wird man Mitglied?
Wer umwelt- oder energiepolitisch interessiert ist und etwas für die Region bewegen möchte, kann sich entweder direkt an mich oder an André Olveira-Lenz wenden. Ich bin nun schon circa 25 Jahre Mitglied des Ausschusses. Motiviert durch den damaligen Geschäftsbereichsleiter Umwelt, Werner Reif, konnte ich mich politisch einbringen, mich für umwelt- und klimafreundliche Betriebe der Region engagieren und habe selbst große Unterstützung in allen Umweltfragen durch die IHK für mein eigenes Unternehmen erhalten. Formale Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft ist lediglich, dass man Kammermitglied ist.
Zur Person
Michael Faller (60) ist geschäftsführender Gesellschafter von Faller Packaging. Am Hauptsitz in Waldkirch sowie den Produktionsstandorten in Binzen, Schopfheim, Worms, Hvidovre (Dänemark), Lodz (Polen) und Debrecen (Ungarn) zählt das Unternehmen insgesamt rund 1.400 Beschäftigte. Michael Faller ist Diplom-Kaufmann – er hat sein Studium an der Universität Hamburg 1985 abgeschlossen – und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. 1991 wurde ihm an der Freien Universität Berlin der Titel Dr. rer. pol verliehen. Seit 1997 ist Faller Mitglied im Umwelt- und Energieausschuss der IHK Südlicher Oberrhein, seit 2006 Vorsitzender. Zudem gehört er dem Beirat der Landesregierung Baden-Württemberg für nachhaltige Entwicklung an, ist Vizepräsident der IHK Südlicher Oberrhein sowie Vorstandsmitglied im WVIB und im Fachverband Faltschachtelindustrie.
Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Mit umwelt- und energiepolitischen Initiativen aus Brüssel, mit EU-Verordnungen und deren Umsetzung in nationales deutsches Recht, ebenso wie mit Konzepten und Maßnahmen der IHK, wie wir die Kammermitglieder sinnvoll bei der Umsetzung der Gesetzesinitiativen und staatlichen Regulierungen unterstützen können. Spannend sind auch immer Redner und Diskussionen, die sich mit Themen und Konzepten einer zukünftigen ökologischen Entwicklung oder Innovationen befassen, die für die Wirtschaft von Bedeutung sein können. Ob das nun die Verkehrsmobilität der Zukunft, energieeffizientes Bauen oder neue klimarelevante Innovationen wie die Wasserstoff-Technologie sind.
Wie häufig und wo treffen Sie sich?
Die Treffen finden mindestens zweimal jährlich bei interessanten Unternehmen der Region statt. Jedes Mitglied hat somit die Möglichkeit, Einblick in andere Unternehmen und Branchen zu gewinnen und gleichzeitig Meinungen und Feedback der anderen Ausschussmitglieder einzuholen und sich weiterzuentwickeln. Fachvorträge zu aktuellen Themen runden die Treffen ab. Darüber hinaus bieten wir in unregelmäßigen Abständen zweitägige Ausflüge im In- und Ausland an, um uns aktuellen klimarelevanten Sonderthemen zu widmen, ob das Elektromobilität auf dem Genfer Autosalon ist, die geplante Bahntrasse von Rotterdam bis Genua mit Besichtigung des Basistunnels am Gotthard und Diskussion aktueller Umsetzungshürden oder europäische Energiekonzepte mit Besichtigung von Schweizer Speichertechnologien. Hier lernen wir viel und kommen uns auch als Ausschussmitglieder persönlich näher.
Wie hoch ist Ihr zeitlicher Aufwand?
Dank der hervorragenden Unterstützung des Teams von André Olveira-Lenz sowie der aktiven Beteiligung der Ausschussmitglieder ist der Aufwand für die zwei Nachmittagstreffen überschaubar. Die Ausflüge sind optional zu sehen. Nutzen und Motivation, etwas bewegen zu können, sind deutlich höher zu bewerten.
Was hat Sie bewogen, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen?
Seit meinem Eintritt in das vom Urgroßvater gegründete Unternehmen hat mich die IHK bei unterschiedlichsten Themen, aber vor allem im Umwelt- und Energiebereich aktiv unterstützt. So haben wir den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg im Bereich Industrie gewonnen, haben den ersten Nachhaltigkeitsbericht im Kammerbezirk veröffentlicht und sind Gründungsmitglied der baden-württembergischen WIN-Charta. Auch deshalb ist Faller Packaging nun da, wo es ist. Viele Kammermitglieder wissen gar nicht, welche Kompetenz, welches Netzwerk und Potenzial mit der IHK zur Verfügung steht. Ich wollte dem Ausschuss und der IHK etwas zurückgeben und habe spontan ja gesagt, als der damalige Geschäftsbereichsleiter Werner Reif einen Nachfolger für den Ausschussvorsitz suchte. Ich bin dann auch in die Vollversammlung gewählt worden, inzwischen im Präsidium aktiv, habe mich im DIHK in Berlin engagiert und bin stolz, ein Mitglied des Beirates der Landesregierung für nachhaltige Entwicklung zu sein. Eine steile ehrenamtliche Karriere, in der ich viel Vertrauen geschenkt bekam, das ich gerne durch mein gesellschaftsverantwortliches Engagement und Handeln zurückgeben möchte.
Interview: ba
IHK-Ansprechpartner für den Umwelt- und Energieausschuss:
André Olveira-Lenz
Telefon: 0761 3858-260
Mail: andre.olveira-lenz@freiburg.ihk.de