Ein Erfolgsfaktor bei jungen Leuten ist die attraktive Gestaltung des Ausbildungsangebotes – etwa durch ein Auslandspraktikum. Über das Projekt „Go.for.Europe“ können Unternehmen ihrem Nachwuchs dies so gut wie kostenneutral ermöglichen. Michael Uriot erklärt, wie das geht.

Herr Uriot, was genau hat es mit „Go.for.Europe“ auf sich?
Michael Uriot: Ganz praktisch vermitteln wir Auszubildenden aus Baden-Württemberg ein vierwöchiges Praktikum in einem Betrieb im EU-Ausland, finanziert durch ein Erasmus+-Stipendium. „Go.for.Europe“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages, Handwerk International und Südwestmetall, mitfinanziert vom Landeswirtschaftsministerium und aus dem Europäischen Sozialfonds.
»Go.for.Europe wertet jede Ausbildung noch auf«
Michael Uriot
Projektleiter „Go.for.Europe“, BWIHK
Was müssen Betriebe tun, damit ihre Azubis mitmachen können?
Sie müssen sich verpflichten, während der vier Wochen die Ausbildungsvergütung weiter zu zahlen. Zudem benötigen wir eine Erklärung, dass der Azubi dafür freigestellt ist, und eine A1-Entsendungsbescheinigung. Mehr nicht. Gut geeignet also, es einfach mal auszuprobieren. Eine besondere Einladung gilt hier kleinen und mittleren Unternehmen.
Und was muss der auslandswillige Lehrling tun?
Er muss sich bewerben sowie eine Freistellung von der Berufsschule mitschicken. Wir schließen bei erfolgreicher Bewerbung mit ihm eine Teilnehmer- und Lernvereinbarung ab und kümmern uns um den Rest.
Der Rest wäre dann der Praktikumsplatz, eine Unterkunft, Tickets und Versicherungen, richtig?
Genau. Der Azubi hat nur einen kleinen Eigenanteil zu tragen, je nach Land zwischen 100 und 600 Euro.
Was hat ein Arbeitgeber davon, seinem Lehrling so etwas zu ermöglichen?
Zum einen wertet es natürlich die Ausbildung auf. Ganz nützlich im Sinne des Azubimarketings. Zudem gewinnen die Jugendlichen an Reife, Horizont, Sprachkenntnissen und Weltoffenheit.
Wie viele Plätze können Sie vergeben?
Alle drei Partner zusammen können pro Jahr – verteilt auf drei Termine – 200 bis 220 Teilnehmer entsenden.
Müssen Sie Kandidaten auch abweisen?
Leider ja. Die Nachfrage ist in den letzten anderthalb Jahren explodiert, so dass etwa ein Drittel bis ein Viertel der Jugendlichen nicht zum Zuge kommen kann. Was wir natürlich sehr bedauern. Trotzdem möchte ich alle Betriebe und Azubis motivieren, es einfach zu versuchen. Wir beraten auch gerne zu anderen Projekten, die Auslandspraktika bieten.
Interview: Ulrike Heitze
Bild: Adobe Stock – deagreez
Mehr Infos zu Go.for.Europe unter www.goforeurope.de
und bei
Michael Uriot
Mail: michael.uriot@freiburg.ihk.de
Telefon: 07821 2703-659