Geflüchtete, die eine Ausbildung absolvieren, haben häufig das Problem, dass sie ihren Ausbilder nicht verstehen. Gründe hierfür können ein mangelndes Sprachniveau, ein Dialekt oder eine zu komplexe Sprache sein. Dabei bilden die Kommunikation und das dadurch vermittelte Wissen den Grundstein einer erfolgreichen Ausbildung. Daher sollten Ausbilder komplexe Information in leichter Sprache wiedergeben, um dem jungen Auszubildenden das Verstehen zu erleichtern. Darum, wie das funktionieren kann, ging es in einem Workshop, der im Oktober in der IHK in Schopfheim stattfand.
Dazu hatten die Kümmerer der IHK, Sven Ness und Jan Vollmar, in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge des DIHK Vertreter der Wirtschaft eingeladen. Die knapp 30 Teilnehmer aus verschiedenen Wirtschaftszweigen zeigten großes Interesse für das Thema. Angeleitet von der Dozentin Adelheid Kumpf von Vivat Lingua konnten sie in einem dreistündigen Seminar die Stolperfallen von schwieriger Sprache selbst erfahren. So durften sich die Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung gegenseitig den Wasserkreislauf auf Englisch erklären. Für manch einen, dessen Schulenglisch schon eine Weile zurücklag, wurde dies zu einer Aufgabe, die nur mit Hilfsmitteln, Händen und Füßen bewältigt werden konnte. Die Teilnehmer kamen zu der Erkenntnis, dass es neben Geduld auf beiden Seiten auch viel Raum für erneutes Fragen geben muss. Gerade Flüchtlinge, die sich noch unsicher in der deutschen Sprache fühlen, haben das Gefühl, als dumm wahrgenommen zu werden, wenn sie den Anleitungen des Ausbilders nicht folgen können. Vermeidungstaktiken wie das Abnicken einer Anweisung ist ein daraus resultierendes Problem, mit dem sich viele Ausbilder auseinandersetzen müssen. Mittels der „einfachen Sprache“ sollen solche Hürden abgebaut werden, ohne dabei den Inhalt der Aussage zu mindern. Ausbilder sollten bei der Kommunikation mit dem Auszubildenden aber stets darauf achten, dass mit der „einfachen Sprache“ nicht in eine „Babysprache“ gewechselt wird. Gerade in den Anfangszeiten versuchen Geflüchtete ihr frisch erlerntes Deutsch zu festigen, indem sie sich den Gesprächsstandards ihres Umfelds anpassen. Die Alltagssprache im Betrieb wird als richtig und allgemein akzeptiert angesehen und dementsprechend gelernt. Verwendet ein Ausbilder Sätze wie „Du gehen Werkzeug holen“, kann dies für den Auszubildenden als ein grammatikalisch richtiger Satz wahrgenommen werden und hemmt diesen dadurch in seiner Sprachentwicklung.
Auch die Berücksichtigung der verschiedenen Sprachniveaus war Thema der Veranstaltung. So macht es doch einen erheblichen Unterschied, ob ein Geflüchteter seine Ausbildung mit einem A1-, B1- oder C1-Zertifikat bestreitet. Allgemein ist die Empfehlung, eine Ausbildung erst mit einem guten B1-Sprachniveau zu starten, um den Herausforderungen des schulischen Teils der Ausbildung gewachsen zu sein. Das Fazit der Veranstaltung: Das Erlernen einer Sprache und deren richtige Anwendung ist ein Entwicklungsprozess. Nur die regelmäßige Anwendung hilft, das Neue zu festigen und zu stabilisieren. Als Unternehmen kann man den Geflüchteten bei seinen Bemühungen unterstützen, indem man mittels „einfacher Sprache“ einen leichten Zugang zur betrieblichen Kommunikation bietet. Auch deutschen Auszubildenden kann eine Erklärung in „einfacher Sprache“ den Einstieg in komplexe Arbeitsbereiche erleichtern.
JV
Informationen zu den Sprachniveaustufen gibt es unter
www.goethe.de/z/50/commeuro/303.htm