Beim 3. Wasserstoff-Forum der IHK trafen sich Vertreter der Forschung und aus der Industrie, um sich über die Zukunft des Energieträgers auszutauschen.
Seine Einsatzmöglichkeiten sind riesig: Im Schienenverkehr, in der Seeschifffahrt, in Industrieanlagen oder im Individualverkehr. Grüner Wasserstoff ist ein relevanter Baustein für eine klimafreundlichere Zukunft. Das wurde beim 3. Wasserstoff-Forum der IHK Hochrhein-Bodensee im Konstanzer Konzil deutlich. Man sei zwar schon auf einem guten Weg, „aber es gibt weiß Gott noch genug zu tun“, fasste es IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx zusammen.
Marx sieht diesbezüglich die Verantwortlichen in Land und Bund in der Pflicht: „Ob Herstellung, Distribution oder Anwendung – nicht die technische Machbarkeit ist das Problem, sondern der politische und ökonomische Rahmen für die Realisierung. Zwei Drittel des künftig notwendigen Wasserstoffs müssen importiert werden. Unsere Region braucht deshalb den Anschluss an ein europäisches Wasserstoffnetz.“ Seine Bitte: „Die nationale Randlage darf kein Nachteil sein.“
Referenten verschiedener Forschungseinrichtungen, aus der Industrie und Projektentwicklung nutzten das Wasserstoff-Forum, um ihre Vorhaben vorzustellen und sich auszutauschen. Sabrina Zellmer von Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik in Braunschweig und Olaf Jedicke vom Institut für Thermische Energietechnik und Sicherheit (ITES) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) legten den fachlichen Grundstein. Christoph Diehn vom Netzbetreiber „terranets bw“ gab Auskunft über die möglichen Netze, mit denen Wasserstoff zu den Nutzern im Süden Baden-Württembergs transportiert werden soll. Stefan Keller vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, der mit einem Brennstoffzellen-Auto angereist war, erweiterte das Spektrum um die praktische Anwendung, und Projektmanager Martin Zerta berichtete von den Vorhaben am östlichen Bodenseeufer und der Zusammenarbeit mit der Bodenseeschifffahrt.
Wie sich Reststoffe unter anderem aus der Landwirtschaft dank moderner Prozesstechnik in verschiedene Energieformen wie Öl, Biogas und Wasserstoff verwandeln lassen, erläuterte Robert Daschner vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in bayerischen Sulzbach-Rosenberg. Und dass sich ganze Industriestandorte dekarbonalisiseren lassen, zeigte Kolja Backsmann von der Robert Bosch Elektronik GmbH in Salzgitter. Die Erfahrungen aus energiesparenden Verfahren und dem Einsatz von unter anderem Wasserstoff sollen auch in anderen Bosch-Standorten umsetzt werden.
Als regionalen Antreiber stellte sich zuletzt die Wasserstoff-Initiative im Dreiländereck „3H2“ vor. Oliver Jochum beschrieb, welche Unternehmen gemeinsam an einem Strang ziehen, um politisches Gehör zu finden. Die IHK Hochrhein-Bodensee ist ebenso mit an Bord wie Evonik aus Rheinfelden, die Handelskammer beider Basel, der Landkreis Lörrach und viele andere Institutionen sowie Firmen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Tatkraft von allen Seiten gefordert
„Die heute gezeigten Möglichkeiten verdeutlichen, wie weit wir bereits sind“, fasste Marx den Tag im Konzil zusammen: „Die Elektrolyse ist ein lange bekanntes Verfahren, ihre Effizienz wird noch weiter verbessert. Für den Transport stehen die Verflüssigung, aber auch die Synthese zu Ammoniak oder Methanol zur Verfügung. Die leitungsgebundene Distribution ist erprobt und kann auch bestehende Gasnetze nutzen. Und auf der Anwenderseite gibt es für den Einsatz in der Industrie und für die Mobilität unglaublich viele Optionen. Eine Anbindung an das europäische Wasserstoffnetz ist vor diesem Hintergrund außerordentlich wichtig, um die Entwicklung voranzutreiben.“ Hersteller, Netzbetreiber und potenzielle Anwender dürften nicht in einer „Henne-Ei-Konstellation“ verharren und auf den jeweils anderen warten. Nur durch eine beherzte, parallele Entwicklung aller drei Bereiche ließen sich die Klimaziele der Bundesregierung erreichen. „Die Unternehmen werden gerne ihren Teil dazu beitragen, wenn sie nur die Chance dafür erhalten“, ist er sich sicher.
Text: mrk
Foto: Hanser
Bedarfsabfrage
Um den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft mit dazugehöriger Infrastruktur zu initiieren, sind Basisdaten zum Wasserstoffpotenzial aus Industrie und Wirtschaft notwendig. Dazu haben mehrere IHKs und Regionalverbände sowie die Klimapartner Oberrhein im Rahmen der Trinationalen Wasserstoff-Initiative 3H2 eine Onlineumfrage gestartet. Mehr zur Teilnahme bis zum 30. September sowie zum nächsten Wasserstoff-Forum am 5. Oktober hier.