Die Transco-Gruppe hat mit Kriegsbeginn ihre Aktivitäten in Russland beendet. Wir haben mit Christian Bücheler über seine Sicht auf die Situation in der Ukraine und mögliche Auswirkungen für sein Unternehmen gesprochen.
Herr Bücheler, was denken Sie, wenn Sie Bilder aus der Ukraine sehen?
Christian Bücheler: Ich bin erschüttert über das unfassbare Leid, das die Menschen in der Ukraine ertragen müssen. Ich bin aber auch zutiefst beeindruckt, mit wie viel Liebe und Mut die Menschen in der Ukraine ihre Heimat verteidigen. Das berührt mich sehr. Wütend und entsetzt bin ich über das rücksichtslose und brutale Verhalten Russlands, das unter dem Vortäuschen falscher Tatsachen ein souveränes Land angreift.
Wie schwer sind Sie von dem Krieg in der Ukraine betroffen?
Transco hat Niederlassungen in Russland und der Ukraine. In der Ukraine waren wir in Kiew und Dniprodserschinsk (400 km südöstlich von Kiew) aktiv. Doch im Zuge der Annexion der Krim und den Unruhen im Donbass haben wir unsere Niederlassungen 2015 stillgelegt. In Russland sind wir in Moskau und Jekaterinburg. Mit dem Ausbruch des Krieges haben wir aber auch dort umgehend unsere Tätigkeit eingestellt.
Zur Person
Christian Bücheler ist geschäftsführender Gesellschafter der Transco-Gruppe. Der internationale Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Singen und einem
europaweiten Niederlassungsnetz zählt rund 700 Beschäftigte. Kerngeschäftsfelder des Unternehmens sind seit der Gründung internationale Transporte, Spedition und Logistik.
Wegen der Sanktionen?
Nein, Transporte waren noch bis 28. Februar gut möglich. Das ist einfach eine Frage der Haltung. Man kann nicht tatenlos zusehen und einen Diktator dabei gewähren lassen, wie er ein unabhängiges Volk überfällt. Zurzeit ist es moralisch nicht vertretbar, mit Russland Geschäfte zu machen. Deswegen befürworte ich auch die Sanktionen ausdrücklich. Mit dieser Haltung bin ich übrigens nicht alleine. Die große Mehrheit der Unternehmen hat Verständnis für die Sanktionen. Ich verstehe nicht, warum sie so spät gekommen sind.
Machen Sie sich keine Sorgen wegen der steigenden Energiepreise? Als Logistiker sind Sie sicherlich betroffen?
Jetzt geht es erst einmal um die Menschen und dass ein Weg gefunden wird, um den Krieg zu beenden. Die Ukrainerinnen und Ukrainer haben unsere Anteilnahme verdient und benötigen in nahezu allen Bereichen Unterstützung. Aber irgendwann werden wir die Diskussion über zu hohe Energiepreise führen müssen. Denn sie sind schon hoch und werden ganz bestimmt weiter steigen. Für viele Unternehmen könnte es dann eng werden. Das muss die Politik auf dem Schirm haben.
Es heißt, in der Ukraine werden westliche Werte verteidigt. Wie wichtig sind Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit für die Wirtschaft?
Sie sind unabdingbar und Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Unterdrückung hat noch nie zu Erfolg geführt. Auch deswegen hat die Regierung in Sachen Sanktionen die Unterstützung der Wirtschaft, weil es um die Grundlage unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft und unserer Zukunft geht.
Interview: Heike Wagner
Bild: Transco