Gerade Arbeitsplätze verändern sich durch die digitale Transformation. Für den effektiven Wandel der Arbeit durch Digitalisierung ist neben der Unternehmenskultur das Führungskonzept ein entscheidender Faktor. Der dritte Teil der IHK Digital Transformation Map steht daher unter der Überschrift „Menschen und Kultur“. Mit der Digital Transformation Map unterstützt die IHK Unternehmen aktiv beim Weg in die digitale Welt.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der digitalen Transformation?
Emmanuel Beule: Bei einer gesunden Unternehmenskultur sind die Mitarbeitenden zufrieden, stolz und haben Lust, für das Unternehmen einzustehen. Dieses innere Feuer der Belegschaft beeinflusst die Produktivität des Unternehmens. Gleichzeitig bildet es die Voraussetzung für die Bereitschaft zur Veränderung, die Offenheit für Neues oder auch den Mut, ungewohnte Dinge auszuprobieren.
Wie können Führungskräfte den aktuellen Stand ihrer Unternehmenskultur prüfen?
Wir empfehlen Führungskräften Arbeitgeberbewertungsplattformen zu nutzen. Sie sollten die Mitarbeitenden regelmäßig darum bitten, diese aktiv zu nutzen. Da man auf diese Plattformen anonym von zu Hause aus zugreifen kann, ist hier die Hemmschwelle bei den Mitarbeitenden viel niedriger als beispielsweise bei internen Stimmungsbarometern oder ähnlichen Abfragevarianten. Die Menschen schreiben dort meist sehr offen und unverblümt ihre Meinung. Diese ist sehr wertvoll und sollte von den Führungskräften genau studiert werden. Negative Bewertungen sind dabei keine Schande, sondern sollten als Chance gesehen werden, um sich mit den Bedürfnissen der Belegschaft auseinanderzusetzen. Oftmals lohnt es sich, dabei die Personalentwicklung um Unterstützung zu bitten.
Gibt es Möglichkeiten, die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen?
Die Unternehmenskultur wächst von allein, dennoch lässt sie sich zum Teil mitgestalten. Das ist auch dringend notwendig, denn wir befinden uns im „war of talents“, und wenn eine Unternehmenskultur nicht überzeugt, suchen sich unter Umständen gerade die sehr guten Mitarbeitenden eine andere Stelle. Hilfreich für eine gesunde Unternehmenskultur sind beispielsweise klare, strukturierte Zielvorgaben und transparente Regeln, die die Handlungsspielräume definieren. Ist es okay, das private Handy auch während Arbeitszeiten zu nutzen oder wie oft kann ich ins Homeoffice? Für solche Fragen sollte es klare Antworten geben. Eine kulturelle Diversität lässt sich auch fördern, indem ich unterschiedliche Menschen zusammenbringe.
Welche Fähigkeiten brauchen Führungskräfte, um die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten?
Die Ambidextrie als Führungsmodell wird immer wichtiger. Bestehende Modelle werden dabei optimiert und gleichzeitig erforscht. Die Führungskräfte bewegen sich somit im Kraftfeld zwischen den Interessen der Belegschaft, ihrem Geschäftsmodell, der Organisation und der Führung 4.0 – wenn hier die richtige Balance gelingt, ist das eine gute Basis für die digitale Transformation.
Zur Person
Emmanuel Beule ist Referent für Digitale Geschäftsprozesse bei der IHK Südlicher Oberrhein und damit auch Ansprechpartner für Unternehmen bei der Digital Transformation Map.
80 Prozent aller Changemaßnahmen scheitern, da sie viel mehr Zeit und Geld kosten als ursprünglich geplant. Daher sind viele Menschen im beruflichen Kontext veränderungsmüde. Wie sollten Führungskräfte damit umgehen?
Menschen lernen unterschiedlich schnell und sind unterschiedlich geeignet für verschiedene Arbeitsprozesse. Als Führungskraft muss ich die Empathie besitzen, damit umgehen zu können. Und natürlich werden durch den digitalen Wandel auch Arbeitsplätze entfallen, vor allem repetitive Arbeiten werden ersetzt. Wenn mein Arbeitsplatz in Gefahr sein könnte, entstehen psychologische Unsicherheiten.
Hier gilt es als Führungskraft, für Transparenz und Klarheit zu sorgen. Es sollten von Anfang an Alternativen für wegfallende Arbeitsinhalte aufgezeigt werden – ansonsten sabotieren Mitarbeitende im schlimmsten Fall sogar den Change Prozess.
Welche Möglichkeiten gibt es, Mitarbeitende für Veränderungen zu motivieren?
In der Praxis kann es beispielsweise helfen, Bildungsgutscheine anzubieten, damit sich Mitarbeitende rechtzeitig weiter qualifizieren und künftig auch andere Tätigkeitsfelder ausüben können. Im besten Fall sind Führungskräfte dabei jedoch für alles offen, auch wenn die Qualifikation nicht im direkten Zusammenhang mit dem bisherigen Tätigkeitsfeld steht. Wenn jemand aus einem Bürojob plötzlich einen Kochkurs machen möchte, weil das eine persönliche Leidenschaft ist, sollte das völlig okay sein, denn so steigern Unternehmen die Mitarbeiterbindung. Eine geförderte Mitarbeiterzufriedenheit wirkt sich letztlich positiv auf die Eigenkapitalrentabilität aus.
Wie kann das Angebot der IHK Digital Transformation Map Unternehmen bei diesem Wandel helfen?
Mit der Digital Transformation Map stellen IHK-Experten verschiedene Ansätze und Methoden vor, die Unternehmen resilienter und dynamischer machen und in allen Witterungsbedingungen des Marktes unterstützen können. Gemeinsam finden wir so einfach und schnell heraus, welche Änderungen und welche Impulse für Unternehmen sinnvoll, aber auch notwendig sind. Zudem unterstützen wir bei der Umsetzung mit unseren Beratungsangeboten.
Interview: heo
Bilder: Adobe Stock/IHK
Zur Einführung der „IHK Digital Transformation Map“ finden zwölf Fachimpulse statt.
Der nächste: „Prozesse und Strukturen (Vertiefung der Methode: KPI und OKR)“ am 13. Januar. Informationen zu allen Impulsen und Anmeldung unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de – 5246504
Details zur „IHK Digital Transformation Map“ unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de – 5246390
Kontakt:
Emmanuel Beule
Telefon: 0761 3858-268
Mail: emmanuel.beule@freiburg.ihk.de