Die Coronapandemie hat zu einem historischen Einbruch in den allermeisten Wirtschaftsbereichen geführt. Die Folgen der Pandemie schlagen sich bereits deutlich in der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen der Unternehmen am Hochrhein und am Bodensee nieder. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist durch die Coronaauswirkungen erdrutschartig von 130 auf 84 Punkte abgesackt. „Der Absturz der Konjunkturindexzahlen ähnelt in Verlauf und Fallhöhe bis dato der Finanzmarktkrise“, so Alexander Graf, der die Konjunkturumfrage bei der IHK durchführt. „Allerdings sind durch Corona wesentlich mehr Branchen von den negativen Folgen betroffen. Je länger die Pandemie anhält, desto mühsamer wird es für die Unternehmen werden, aus diesem Tief herauszukommen.“ Wie lange die Auswirkungen zu spüren sein werden, hänge auch davon ab, wie gut es gelingen wird, die Pandemie weltweit unter Kontrolle zu bringen.
Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen ist im Vergleich zum Jahreswechsel deutlich schlechter ausgefallen. So beurteilen 44 der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als schlecht, 21 Prozent dagegen als gut, während 35 Prozent noch zufrieden sind. Identisch sieht es bei der Ertragslage der Unternehmen aus.
Auslastungsgrad der Industrie bricht ein
Hatte sich bereits seit vergangenem Herbst eine Abkühlung im Bereich der produzierenden Unternehmen abgezeichnet, so bewirkt der Ausbruch der Pandemie nun einen Einbruch sämtlicher Konjunkturindikatoren in der Industrie. Die Umsätze sind im Vergleich zum Vorjahresquartal bei 75 Prozent der Betriebe gesunken. Ein Ausdruck der aktuellen Situation ist der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie. Dieser befindet sich mit rund 68 Prozent auf dem tiefsten Punkt seit über 20 Jahren und weit von seinem langjährigen Mittel von rund 86 Prozent entfernt.
Wenig verwunderlich zeigen sich die Auswirkungen des Lockdowns und der Grenzschließungen infolge der Pandemie bei den Betrieben im Handel und im Dienstleistungsbereich. Konnten beim Umsatz zu Jahresbeginn noch 45 Prozent der Dienstleistungsbetriebe eine Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnen, so sind dies aktuell nur noch zwölf Prozent. Dagegen sind bei 75 Prozent die Umsätze gefallen. 52 Prozent der Händler berichten von einer schlechten Geschäftslage. Zu Jahresbeginn waren dies nur acht Prozent gewesen. Umsatzausfälle haben 75 Prozent der regionalen Handelsunternehmen im Vergleich zum Vorjahresquartal zu verzeichnen.
Reduzierte Erwartungen für die kommenden zwölf Monate
Angesichts der aktuellen Lage ist die Geschäftserwartung der Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee – auch im Vergleich zum Ergebnis im Land Baden-Württemberg – bemerkenswert. Denn jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) ist optimistisch gestimmt und geht von einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung aus. In Baden-Württemberg sind es mit 22 Prozent etwas weniger. Der Anteil der Unternehmen im Kammerbezirk, die von einer schlechteren Entwicklung in den kommenden Monaten ausgehen, liegt bei rund 36 Prozent. Dagegen prognostizieren im Land insgesamt mehr als 43 Prozent negative Entwicklungen. Ob die Wende zum Besseren damit bereits bevorsteht, wird allerdings wesentlich vom weiteren Verlauf der Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abhängen.
Auch die Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland gehen coronabedingt zurück. So wollen rund 14 Prozent aller Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten gar nicht investieren. 39 Prozent planen, bei den Investitionen zu kürzen. 43 Prozent wollen die Investitionsbudgets beibehalten, und lediglich zwölf Prozent investieren voraussichtlich mehr.
Text:AG/hw
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