Lahr. Auf den ersten Blick ist das unprätentiöse zurückgesetzte Werksgebäude, eingeklemmt zwischen Wohnviertel, Kita und B415 leicht zu übersehen. Vermutlich wissen daher wenig Lahrer, dass seit hundert Jahren in ihrer Mitte ein Hidden Champion sitzt.
„Im Bereich der hochdrehenden Röhrenzentrifugen gibt es weltweit nur wenige Mitbewerber“, sagt Michaela Vinnay, die das inhabergeführte Familienunternehmen Cepa Carl Padberg Zentrifugenbau GmbH in der vierten Generation leitet. Mit bis zu 80.000-facher Erdbeschleunigung werden in diesen Geräten kleinste Partikel voneinander getrennt. Sie kommen vorwiegend in der Biotechnologie zum Einsatz, etwa zum Abtrennen von E-Coli-Bakterien. Diese werden im Anschluss zur Produktion bestimmter Enzyme als Basis von Medikamenten verwendet.
Als zweites Standbein fertigt Cepa Entölungszentrifugen für die metallverarbeitende Industrie, um metallische Späne von anhaftenden Ölen zu trennen. Die sortenreinen Endprodukte können anschließend neu eingeschmolzen werden. Das zurückgewonnene Öl fließt wieder in den Produktionszyklus. Durch den Einsatz autonomer Fahrzeuge zum Transport der Späne läuft dieser Vorgang vollständig automatisiert ab. Rund 120 maßgefertigte Maschinen verlassen jährlich das Lahrer Werk in die ganze Welt. „Wir haben unsere Kernkompetenz über 100 Jahre beibehalten“, sagt Vinnay. Sie übernahm 2012 die Geschäftsführung von ihrem Vater Klaus Albert. Dessen Großonkel Carl Padberg gründete das Unternehmen 1922 in Düsseldorf. Sohn Werner verlagerte es 1943 in die Geroldsecker Vorstadt in Lahr.
Rückgewinnung vom Lithium per Zentrifugalkraft
Seit dem Eintritt von Michaela Vinnays Mann Thomas 2011 als Technischer Leiter ist Cepa verstärkt in Forschungsprojekten involviert. Aktuell wird gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung und dem Karlsruher Institut für Technologie untersucht, wie sich Lithium aus Batterien mechanisch zurückgewinnen lässt. Ein Zukunftsmarkt, denn der Rohstoff wird für viele Bereiche der Energiewende benötigt. „Dass wir als recht kleines Unternehmen so viel Forschung betreiben, macht uns schon besonders“, sagt Thomas Vinnay. Aktuell sind 47 Mitarbeiter beschäftigt, davon drei in der Forschung. „Wir sind eben nicht ‚nur‘ der klassische Maschinenbauer aus dem Ländle“, scherzt Michaela Vinnay.
Die Auftragsbücher sind voll, 2021 war das bislang umsatzstärkste Jahr. Ohne den Russland-Krieg wäre eine völlig sorglose 100-Jahr-Feier möglich gewesen. Nun hat man sich von russischen Kunden getrennt und die Versorgung mit Rohstoffen bleibt unberechenbar. Das Fest im Mai fand dennoch statt, mit Werksführungen, einem Graffiti-Workshop an der Außenwand der Werkshalle, für die benachbarte Kita gab es Spielmaterial. Ein Techniktag für die Zweitklässler der Schule nebenan ist in Planung. Die Pflege der guten nachbarschaftlichen Beziehungen ist den Vinnays wichtig, damit sich in Lahr noch weitere hundert Jahre alles um die Zentrifuge drehen kann.
Bild: Die Cepa-Geschäftsführung (v.l.): Uwe Kirchgässer, Michaela und Thomas Vinnay.
db