Freiburg. Wenn Labore bundesweit ihre Coronatestergebnisse dem Robert-Koch-Institut (RKI) übermitteln, dann sind diese Daten dabei mit einer Sicherheitslösung aus Freiburg geschützt. Das Programm „Cryptshare“ der gleichnamigen AG sorgt dafür, dass sensible Informationen und große Datenmengen sicher elektronisch versandt werden können. Das RKI nutzt Cryptshare gleichermaßen wie viele große Kliniken und Unternehmen, Ministerien, Kommunen und Behörden. Insgesamt zählt das Freiburger Unternehmen mehr als vier Millionen lizensierte Nutzer in rund 30 Ländern. Etwa zwei Drittel des Umsatzes erzielt Cryptshare in Deutschland, Österreich und der Schweiz, rund 30 Prozent in den Beneluxländern und Skandinavien, den Rest außerhalb Europas. In den Niederlanden sind die Freiburger Marktführer bei Kunden aus dem öffentlichen Sektor und auch hierzulande stark in diesem Bereich.
Cryptshare startete im Jahr 2000 als Softwaretochter der Connect Computer & Netzwerktechnik GmbH, einem klassischen Systemhaus, allerdings unter anderem Namen. Anfangs hieß das Unternehmen Connect Software AG und war auch auf Softwarenentwicklung für Kunden wie Edeka oder Essilor ausgerichtet. Dabei musste es immer wieder Daten transportieren, erst vom Kunden, später die fertige Software, vor allem per CD. Aus dem Wunsch nach einem sicheren elektronischen Datentransfer heraus entstand die Idee für Cryptshare. Anfangs nutzte man sie nur für die eigenen Zwecke. Firmengründer Dominik Lehr erkannte aber das Potenzial, übernahm die Connect-Tochter und startete 2010 neu unter dem Namen Befine Solutions AG. Erst seit 2019 heißt das Unternehmen wie sein bekanntestes Produkt: Cryptshare.
„Sichere Lösungen gibt es viele. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir auch anwenderfreundlich sind“, wirbt Matthias Kess, der technische Vorstand (CTO). Wer die Sicherheitslösung nutzen möchte, brauche dafür keine besonderen Voraussetzungen, es reiche ein Browser. Immer mehr Nutzer setzen auf Nummer sicher, zumal in den vergangenen Jahren die rechtlichen Vorgaben verschärft wurden. Stichwort: Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die seit Mai 2018 die Verarbeitung personenbezogener Daten in Europa regelt. „Das hat einen Riesenschub bei uns ausgelöst“, berichtet Kess. Die Zahl der Beschäftigten hat sich seither mehr als verdreifacht. Aktuell zählt das Unternehmen rund 70 Mitarbeiter am Hauptsitz in Freiburg, bundesweit im Vertrieb sowie in den Niederlassungen in den Niederlanden und Großbritannien. Das Gebäude in der Schwarzwaldstraße mit seinen rund 800 Quadratmetern Bürofläche, das Cryptshare erst Ende 2017 bezogen hat, wird – wenn alle Mitarbeiter vor Ort und nicht wie derzeit im Homeoffice arbeiten – bald schon wieder knapp. In zwei bis drei Jahren steht wohl der nächste Umzug an.
Der Umsatz hat sich ähnlich entwickelt. 2019 lag er bei rund sechs Millionen Euro und hätte vergangenes Jahr einen weiteren Sprung machen sollen. Zwanzig Prozent Plus hatte die neue Vertriebschefin (CSO) Ingrid Hagen geplant. Doch dann kam Corona, und der Vertrieb gestaltete sich äußerst zäh. Geschäftspartner verschwanden ins Homeoffice, Projekte wurden verschoben. Am Ende landete man 2020 bei einer schwarzen Null – „den Umständen entsprechend sind wir damit zufrieden“, sagt Hagen. Die nicht realisierten Zuwächse würde sie gerne dieses Jahr nachholen – „der Markt reagiert wieder positiv, aber wir sind natürlich vorsichtig.“
kat