
Freiburg. Die erste Windkraftanlage hat Andreas Markowsky (68) vor 25 Jahren oberhalb von Schweighausen im Schuttertal projektiert und bauen lassen. Sie produzierte 100.000 Kilowattstunden im Jahr. Ende Oktober 2020 ist die 41. Anlage, die unter der Regie von Markowsky geplant und gebaut wurde, in Betrieb gegangen. Sie produziert acht bis zehn Millionen Kilowattstunden im Jahr und wurde zusammen mit zwei anderen etwas weniger hohen Anlagen oberhalb von Biederbach gebaut. Die drei Windräder weisen zusammen eine Produktion von 15 bis 20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr auf – also ein Vielfaches von Markowskys erstem Windrad – und sie haben Investitionen von elf Millionen Euro erfordert. Zu den Windkraftanlagen gesellten sich im Lauf der vergangenen 20 Jahre 150 Photovoltaik- und sieben Wasserkraftanlagen, deren Bau oder Ausbau Markowsky initiierte. Insgesamt sind in alle Projekte 80 Millionen Euro geflossen, derzeit kommen zehn Millionen Euro pro Jahr hinzu. Bei Windkraft im Schwarzwald ist die Ökostromgruppe mit 40 Prozent der Genehmigungen Marktführer. Die Voraussetzungen in der Region sind gut, so Markowsky: Wind auf den Bergen, Sonne in der Ebene und auf den Höhen, Wasser – potenziell zumindest – in den Tälern.
Die Genehmigungsverfahren vor allem für Windanlagen sind aufwendig, und sie dauern lang. Circa fünf Jahre rechnet Markowsky, bis an die 30 verschiedene Stellen ihre Begutachtungen erstellt haben und die Genehmigung vorliegt. Dieser Prozess kostet mehrere hunderttausend Euro. Bei den Windrädern geht es derzeit selten um neue Standorte – die sind im Schwarzwald zwar vorhanden, aber schwer zu realisieren – sondern vermehrt um sogenanntes „Repowering“, bei dem alte kleine durch neue große Anlagen ersetzt werden. Der Bau ist ebenfalls aufwendig. Eines der Kabinettstückchen dabei ist der Transport der mittlerweile bis zu 70 Meter langen Flügel über viele Kilometer kleiner, enger und kurviger Straßen durch Wälder und Siedlungen bis auf die Kuppen, wo die Windräder dann stehen. Dafür gibt es spezielle Fahrzeuge, die die Flügel in alle Richtungen neigen können.
Wasserkraft ist für Markowsky am interessantesten. Damit hat 1986 auch seine „Grüne-Strom“-Karriere begonnen: Mit einem Partner hat er ein kleines Wasserkraftwerk oberhalb von St. Wilhelm erworben und die Anlage renoviert. Bis heute sorgt er selbst für den Betrieb, was dem Wanderer und Naturliebhaber einiges Vergnügen bereitet – vom Parkplatz zur Anlage geht es immerhin einige hundert Meter zu Fuß bergan. Das ursprüngliche Hobby alternative Energien hat Markowsky im Jahr 2000 zum Beruf gemacht, so berichtet er. Bis dahin hatte der Diplom-Finanzwirt, ausgebildet für den gehobenen Dienst in der Steuerverwaltung, eine Karriere zunächst beim Finanzamt Karlsruhe Stadt, dann recht bald bei der BHW Bausparkasse gemacht. Hier hatte er als Regionaldirektor bereits im Alter von 32 Jahren die Region zwischen Offenburg, Tübingen, Ravensburg und Lörrach mit 30 Filialen und 600 Mitarbeitern zu betreuen. Aus dieser Karriere hat er einige wertvolle Erfahrungen für seinen jetzigen Berufsalltag mitgebracht: Netzwerken, den Umgang mit sehr verschiedenen Menschen, die Finanzierung und das Durchziehen größerer Projekte.
Das juristische und betriebswirtschaftliche Modell, mit dem die Anlagen entstehen, sind Bürgerenergiegesellschaften in Form einer GmbH & Co. KG mit 200 bis 500 Mitgliedern, die jeweils eine durchschnittliche Einlage von 10.000 Euro bringen. Fast immer sind die Bürger Einheimische, also Bewohner der Orte, wo die Anlagen gebaut werden. Anleger sind meist auch die Bauern und Waldbesitzer, durch deren Land die Kabel gelegt werden, die den von den Windrädern erzeugten Strom ins Netz leiten. Die Beteiligungswünsche sind sehr groß, so Markowsky, eine hohe dreistellige Zahl von Aspiranten steht auf den Wartelisten. Die Restfinanzierung erfolgt meist mit größeren regionalen Banken. Markowskys Netzwerk umfasst inzwischen mehrere hundert Personen und Institutionen, vom Ingenieurbüro über diverse sonstige Gutachter, Banken, Behörden und Verbände, bis hinein in die Ministerien und natürlich die ausführenden Firmen, die die Windräder und PV-Anlagen bauen und erstellen. Er selbst und seine Firma sind nur in Ausnahmefällen an den Anlagen beteiligt, er übernimmt vielmehr die Projektierung und Realisierung sowie die Verwaltung. Dafür bezieht seine Firma Honorar. Da fast jede Anlage eine eigene Gesellschaft erfordert, verwaltet Markowsky mehrere Dutzend Firmen. Der Umsatz seiner eigenen Projektierungs- und Verwaltungsgesellschaft liegt bei circa 12 Millionen Euro, die er mit zehn festen Mitarbeitern erwirtschaftet. In den 20 Jahren seiner Selbstständigkeit ist die Realisierung von Windenergieanlagen nicht einfacher geworden, so stellt Markowsky fest. Die Widerstände und Ängste in einzelnen Gemeinden ohne einschlägige Erfahrung sind immer noch groß – in anderen Gemeinden gar nicht, wobei lokale Fürsprecher eine große Rolle spielen – von seiner Grundidee und seinem Handeln ist Markowsky aber überzeugter denn je. Die Energiewende sei nur unter Zutun aller für die nächsten Generationen zu schaffen, sagt der Vater von vier Söhnen.
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