Sensorlösungen für die Industrie 4.0 gibt es viele. Was ist das Besondere an Ihrer?
Axel Hülsmann: Wir haben Radartechnologie, die für die Automobilindustrie entwickelt wurde, aber nur zentimetergenau funktioniert, für die industrielle Produktionsumgebung weiterentwickelt. Dort können wir mit hoher Präzision mikrometergenau steuern, überwachen und messen. Radartechnologie wird bislang erstaunlich wenig in der Industrie eingesetzt, obwohl sie sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt hat. Ihr Vorteil ist, dass sie schmutzunempfindlich und damit bei Regen und Staub absolut zuverlässig ist. Und man kann sie für viele Applikationen verwenden, die bisher optischen Sensoren vorbehalten waren – von der Lichtschranke bis zum Distanzmesssystem.
Wer sind Ihre Kunden?
Mathias Klenner: Unser Fokus liegt sowohl auf kleinen und mittleren als auch auf Großunternehmen in Baden-Württemberg, die mitten in der Digitalisierung stecken und die nächste Generation ihrer Maschinen intelligenter, genauer und schneller machen wollen. In Deutschland sind es zum Beispiel ein Schleifmaschinenbauer und ein Reifenhersteller, in den USA Unternehmen aus der Landwirtschaft und der chemischen Industrie.
Ondosense GmbH
Gründer: Mathias Klenner (33, auf dem Bild rechts),
Axel Hülsmann (61)
Ort: Freiburg
Gründung: April 2018
Branche: Industrie, Sensorik
Idee: Innovative Radarsensor-Lösungen für die Industrie 4.0
Wie kamen Sie darauf, ein Unternehmen zu gründen, und wer macht nun was?
Hülsmann: Ich bin promovierter Festkörperelektroniker und habe über 30 Jahre mit ein paar Unterbrechungen am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg als Gruppen- und Projektleiter gearbeitet. Ich habe viel Projektforschung mit Radarsensorik gemacht. Wir wollten unser Know-how, das nur in die Herstellung von Prototypen geflossen ist, für die industrielle Fertigung von großen Stückzahlen verwenden.
Klenner: Die Idee für die Ausgründung war also der klassische Forschungstransfer. Ich bin promovierter Physiker und habe am IAF in der Gruppe von Herrn Hülsmann gearbeitet. Bei Ondosense bin ich Geschäftsführer und kümmere mich vor allem um Business Development und die Finanzen, Herr Hülsmann ist der technische Leiter. Inzwischen sind wir zu acht. Bei uns in der Firma haben wir die Entwicklung und Prototypenfertigung. Größere Stückzahlen von Platinen lassen wir etwa 500 Meter entfernt bei der Firma BESTec fertigen und bestücken.
Wie haben Sie die Gründung finanziert?
Klenner: Die Vorgründungsphase mit einem Gründerstipendium, die Gründung selbst mit Eigenkapital und unserem Business Angel Kurt-Michael Zimmermann. Außerdem haben wir 2019 eine Pre-Seed-Finanzierung des Landes in Höhe von 400.000 Euro erhalten und dieses Jahr eine EU-Förderung. Zurzeit sind wir dabei, die erste echte Finanzierungsrunde vorzubereiten und stehen mit verschiedenen Partnern in Kontakt. Wir erwirtschaften schon ordentliche Umsätze und gehen davon aus, dass wir nächstes oder übernächstes Jahr unsere laufenden Kosten damit tragen können.
Hat die Coronapandemie Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?
Hülsmann: Wir hatten nie kompletten Stillstand, allerdings haben sich einige Projekte wegen der Pandemie etwas verspätet. Einige Kunden haben hingegen den Stillstand ihrer Maschinen genutzt, um sie mit unserer Sensorik nachzurüsten und Innovationen voranzutreiben. Wir haben nach wie vor den Plan, bis Ende des Jahres zwei weitere Mitarbeiter einzustellen.
Interview: mae