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5 | 2018

Wirtschaft im Südwesten

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Kleine Firmen

EOM Management

OFFENBURG.

Peter Pilgram freut sich sehr über die Wahl der Ju-

roren. Der 57-jährige Agraringenieur leitet die kleine Offenburger

EOM Management GmbH, die den Jobmotor für ihr cleveres Perso-

nalkonzept erhält. EOM ist auf Pulverbeschichtung, Lackierung sowie

dazugehörige Dienstleistungen spezialisiert und war bis vor Kurzem

ein Zwei-Leute-Betrieb: Gründer und Geschäftsführer Pilgram saß

die meiste Zeit im Lkw und fuhr die Teile von den Kunden zu den

Subunternehmen, eine Mitarbeiterin im Büro koordinierte die Auf-

träge. Die wurden immer zahlreicher, weshalb EOM 2016 eine eigene

Produktion aufgebaut hat und seither zusehends wächst: 2017 stieg

die Mitarbeiterzahl von sieben auf elf, aktuell sind es neunzehn, und

es soll eine zweite Schicht aufgebaut werden. Ein Dutzend neue Mit-

arbeiter in Zeiten von Vollbeschäftigung zu finden, ist eine Herausfor-

derung für einen kleinen Betrieb. Pilgram hat sich an die kommunale

Arbeitsförderung und an Flüchtlingsheime gewandt. Zehn der zwölf

Neuen haben ausländische Wurzeln, viele keine Ausbildung. Bei EOM

bekommt jeder eine Chance, der sich reinhängt, und zwar nicht nur

im Betrieb. „Wir kümmern uns auch um persönliche Probleme“, sagt

Pilgram. Gerade Flüchtlinge unterstützt er bei der Wohnungssuche

oder beim Gang zum Amt. Der Chef will wissen, was sie umtreibt, ob

es der Familie gut geht. Er weiß aus eigener Erfahrung, „dass es

wichtigere Dingen als den Umsatz gibt“, und pflegt ganz bewusst

eine familiäre Firmenkultur. Pilgram hat selbst nur ein winzi-

ges Büro. Er sitzt immer noch viel im Laster und mischt sich

sonst „unters Volk“. Einmal im Monat lädt er das ganze Team

zum Essen ein. Bei der Gelegenheit wird auch ein Edeka-

Einkaufsgutschein verlost. Übrigens: Familienbetrieb ist

EOM nun auch ganz wörtlich: Pilgram hat seine drei Söhne

ins Unternehmen geholt. Alle sind Gesellschafter, die zwei

älteren arbeiten zudem als Produktionsleiter im Betrieb.

kat

Mittlere Firmen

Müller

RHEINFELDEN.

„Eigenverantwortung schät-

zen“ und „Die Kunden werden Sie lieben“ ist in

einer Stellenzeige der Müller GmbH für einen Ser-

vicetechniker Elektro zu lesen. Mit emotionalen und individuellen

Inseraten wie diesem und einer täglich bis 22 Uhr ansprechbaren,

externen Personalberaterin für die Bewerber gelingt es dem Indust-

rieunternehmen aus Rheinfelden trotz seiner wettbewerbstechnisch

schwierigen Lage an der Schweizer Grenze Fachkräfte zu finden.

2017 stieg die Mitarbeiterzahl um 9 auf 161 – die Beschäftigten

kommen aus der Region genauso wie aus Hessen, Berlin, Slowenien

oder Spanien und arbeiten im Schnitt seit 15 Jahren bei der Müller

GmbH. Diese setzt zudem darauf, sich durch Ausbildung kompetenten

Nachwuchs zu schaffen. Die zurzeit sechs Auszubildenden erhalten

wöchentlich Zusatzunterricht, werden sozialpädagogisch betreut,

und ihre Projekte werden gefördert. So stehen im Empfangsbereich

des Unternehmens Möbel aus Edelstahl, die die jungen Leute selbst

hergestellt haben. Die Produktion von Edelstahlfässern und -syste-

men für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie sowie die

Feinchemie ist das Spezialgebiet der zur Schweizer Müller-Gruppe

gehörenden Müller GmbH. Die finanzielle Unabhängigkeit als Fa-

milienunternehmen nennt Geschäftsführer Peter Müller als einen

Pluspunkt, um Fachkräfte zu binden. Außerdem verweist er unter

anderem auf die wertschätzende Unternehmenskultur, ein persön-

liches Miteinander, flache Hierarchien, jährliche Weiterbildungen,

gemeinsame Feste und Aktivitäten – und auf kleine Extras wie Ge-

tränke, Eis oder hitzefrei bei extremen Wetterlagen.

mae

Peter Pilgram sitzt immer noch oft am Steuer

seines „Pritschenwagens“. „Das ist die Außen-

haut der Firma“, sagt der EOM-Chef. „Da halte

ich automatisch den Kontakt zum Kunden.“

Von Azubis produziert, von Mitarbeitern und

Kunden genutzt: Edelstahlmöbel im Eingangsbe-

reich der Müller GmbH in Rheinfelden.

Bilder: Thomas Kunz

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