Freiburg/Weil/Reinach/Maulburg. Die Einhaltung aller Sanktionen, aber Loyalität mit russischen Kunden und Mitarbeitern. Diesen Spagat zu meistern, ist aktuell die große Herausforderung für die Schweizer Endress+Hauser AG. Der Anbieter für Mess- und Automatisierungstechnik habe mit Beginn des Krieges in der Ukraine alle Lieferungen nach Russland gestoppt, erklärte das Unternehmen im Rahmen der Jahresbilanz in Basel. „Zugleich stehen wir gegenüber Mitarbeitenden und Kunden in Russland in der Verantwortung“, sagte CEO Matthias Altendorf mit Blick auf die etwa 180 Menschen, die in Russland beschäftigt sind, rund 80 in Moskau sowie 100 weitere in 15 Regionalbüros. Firmen, die die Zivilgesellschaft versorgen und nicht unter die Sanktionen fallen, werde die Firmengruppe weiter beliefern. Der Krieg in Osteuropa überschattet eine durchweg positive Entwicklung, die Endress+Hauser für das Jahr 2021 verzeichnet. 2,6 Millionen Messgeräte wurden trotz angespannter Beschaffungsmärkte und Logistikketten ausgeliefert, teilt das Unternehmen mit. Der Nettoumsatz sei um 11,7 Prozent auf 2,879 Milliarden Euro gestiegen. Zudem habe der Auftragseingang 2021 gut fünf Prozentpunkte über dem Umsatzwachstum gelegen. Altendorf begründet dies mit Nachholeffekten und einem Anstieg der Nachfrage in fast allen Branchen. Moderne Analyseverfahren sowie die Digitalisierung hätten sich beispielsweise in der Prozessmesstechnik positiv ausgewirkt.
Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg 2021 um 28,8 Prozent auf 434 Millionen Euro. Aufgrund einer niedrigeren Steuerrate wuchs das Ergebnis nach Steuern um 40 Prozent auf 356,8 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 79,1 Prozent, ein Plus von 2,1 Prozentpunkten.
Auch im Personalbereich legte der Konzern zu. Ende 2021 arbeiteten weltweit 15.117 Menschen für das Familienunternehmen, 663 mehr als noch vor einem Jahr. Ende 2021 waren es in Maulburg 1.911, ein Plus von 77 gegenüber dem Vorjahr, in Freiburg sind es 13 mehr, nun 193, und in Weil 544, fünf weniger als im Vorjahr. Der Standort Maulburg werde über die nächsten Jahre für insgesamt 75 Millionen Euro weiter ausgebaut, erklärte das Unternehmen.
Nachdem der Auftragsbestand zu Beginn des laufenden Jahres auf Rekordniveau angestiegen war, steht die Prognose für 2022 nun ganz im Schatten des Krieges in der Ukraine. „Wichtig ist nicht, ob wir unter allen Umständen unsere finanziellen Ziele erreichen – sondern dass wir in dieser Situation unsere Kunden weiterhin bestmöglich unterstützen“, betonte Verwaltungsratspräsident Klaus Endress.
bb
Bild: Seit 2014 leitet Matthias Altendorf als CEO die Endress+Hauser-Gruppe.