Zell am Harmersbach. Die Prototyp-Werke GmbH feiert in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. Die Ursprünge des Werkzeugherstellers aus Zell am Harmersbach liegen in einer Firma namens Feinmechanik, die der Ingenieur Alfred Zimmermann dort 1919 gegründet hat. Er startete mit der Produktion von Mikrometern, stellte bald auch Schneideisen für Nähmaschinengewinde und andere Gewindewerkzeuge her.
Das Unternehmen, das seit 1927 als Prototyp Werkzeugfabrik firmiert, wechselte in den zehn Jahrzehnten seines Bestehens vielfach den Eigentümer. Bis 1986, als der letzte Inhaber Dietmar Lauermann aus Altersgründen verkaufte, war es in Privatbesitz. Auch als Teil eines schwedischen Konzerns – von 1986 bis 1993 war dies SKF, danach Sandvik – blieb Prototyp aber der Region verhaftet, vor allem als wichtiger Arbeitgeber. Heute arbeiten 500 Menschen am Standort – 450 Mitarbeiter (darunter 25 Azubis) zählt die Prototyp-Werke GmbH und 50 Mitarbeiter die Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung für „Round Tools“ der Mutterfirma Walter Tools aus Tübingen, die wiederum zu Sandvik gehört. Prototyp selbst agiert heute als Produktionsfirma von Walter. „Unsere Kunden sind die Marken des Konzern“, erklärt Karl Lehmann. Er war von 2009 bis Ende August Geschäftsführer, davor mehr als 20 Jahre Betriebs- und Werksleiter. Insgesamt hat der Ingenieur, der im Dezember 65 Jahre alt wird, ziemlich auf den Tag genau 40 Jahre für Prototyp gearbeitet. Lehmanns Nachfolger Oliver Thomas (47) kommt von der Walter-Gruppe, leitet die Produktion in Frankfurt und ist nun zusätzlich für diejenige in Zell verantwortlich.
Hier werden Standard- und Spezialwerkzeuge für die Metallbearbeitung produziert. Erstere vor allem für den allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau. Letztere insbesondere für die Automobil- und Luftfahrtindustrie. Jeweils die Hälfte des Umsatzes – den der Standort nicht gesondert publizieren darf – wird mit Gewinden und mit Fräsen erzielt. Vergangenes Jahr verzeichnete man ein Plus von rund acht Prozent und einen Rekordumsatz, berichtet Lehmann. Dieses Jahr werde einige Prozentpunkte darunter, somit aber immer noch über den Zahlen von 2017 liegen. „Seit ein, zwei Monaten merken wir die Abkühlung“, sagt Lehmann. „Wir haben die Planzahlen fürs nächste halbe Jahr reduziert, allerdings nicht so, dass wir Probleme haben.“ Die Stundenkonten der Mitarbeiter seien gut gefüllt. Mit dem hohen Anteil an Sonderwerkzeugen sieht der scheidende Chef den Standort gut aufgestellt. Man könne schnell auf Veränderungen reagieren. Zumal in jüngster Zeit viel in Zell investiert wurde.
kat