Michael Schwabe hat in Sachen Digital- und Start-up-Szene eine steile Lernkurve hingelegt, wie der Geschäftsführer der „ETO GRUPPE“, einem 2.500 Mitarbeiter starken Automobil- und Maschinenbauzulieferer mit Sitz in Stockach, selbst feststellt: „Die Szene tickt völlig anders als unsere Branche. Geschwindigkeit ist dort wichtiger als Absicherung. Deshalb redet dort jeder mit jedem über seine Ideen.“ Man diskutiert, greift den Ball auf, zieht Experten hinzu „und aus einer anfänglichen Spinnerei wächst eine Innovation.“ Im klassischen Automobilzulieferergeschäft würde man erstmal den Patentanwalt anrufen, ein Non-Disclosure-Agreement abfassen und eine Präsentation vorbereiten, witzelt Schwabe. Vor rund drei Jahren hat der Hersteller von Steuerungstechnik für Pkw- und Lkw-Antriebe und die Industrie begonnen, sich aktiv auf die elektromobile Zukunft vorzubereiten, unter anderem mit umfangreichen internen Innovationsprozessen. „Aber wir wären naiv anzunehmen, dass wir das alles aus eigener Kraft stemmen könnten, was an Transformation nötig ist,“ sagt Michael Schwabe. „Dort draußen gibt es bereits Ideen, die wir gut nutzen können – in Start-ups, denen wir mit unserer Expertise und Größe zu den nötigen Skaleneffekten verhelfen können.“ Das Unternehmen definierte die Technologiefelder, die für die eigene Zukunft wichtig sind und suchte das Gespräch mit der Szene, stellte auf Kongressen und in Fachmedien offen die eigenen Ansätze und Projekte vor, signalisierte Bereitschaft und Agilität – und freut sich über die Resonanz: „Mittlerweile laufen uns 80 Prozent der Erfinder und Geschäftsanbahnungen von alleine zu. Die finden uns, bevor wir sie finden“, berichtet Schwabe nicht ohne Stolz. Das Eto-Engagement in Start-ups hat viele Facetten und reicht von niedrigschwelligen Ansätzen wie dem Sponsern von Innovationsteams und Wissenschaftsclustern über Minderheitsbeteiligungen, die konkrete Projekte verfolgen, bis zu 100-Prozent-Übernahmen, wenn beide Seiten überzeugt sind, so mehr Schlagkraft zu haben.
uh