
Villingen-Schwenningen. Revox – das bedeutet so viel wie „die wiedergegebene Stimme“. Einen passenderen Namen als diesen konnte es 1951 für die damals erstmalig produzierte Bandmaschine kaum geben. Möglichst originalgetreu sollte der Apparat Töne, Klänge und Stimmen (lateinisch vox) wiedergeben. Beliebig oft, in hoher Qualität, das war der Anspruch des Schweizer Unternehmensgründers Willi Studer. Erst drei Jahre zuvor, 1948, hatte er die „Willi Studer Fabrik für elektronische Apparate“ gegründet, also vor 75 Jahren.
Neben Geräten für den Endverbraucher entwickelte Studer solche für Studios und Rundfunkanstalten. Geräte für den professionellen Markt erhielten den Namen Studer, Produkte für die Amateure trugen den Namen Revox. Die erste Firma hatte ihren Sitz in Zürich. Produktionsstätten, Beteiligungen und Firmierungen wechselten mehrfach, heute ist die „Revox Deutschland GmbH“ im Industriepark von Villingen-Schwenningen ansässig.

Hochkarätige Kundschaft
Einen der wichtigsten Kulminationspunkte erreichte das Unternehmen 1967, als in den berühmten Londoner Abbey Road Studios nicht irgendein Musikalbum produziert wurde. „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles, ein Meilenstein in der Geschichte der Popmusik, wurde hier mit Tonbandaufnahmegeräten von Studer/Revox aufgenommen. „Die Geräte waren damals state of the art – dementsprechend wurden sie auch in den Abbey Road Studios eingesetzt“, erzählt Torsten Stumpf, seit sechs Jahren Leiter Produktion und Service bei Revox in Villingen-Schwenningen.
Die Fab Four waren damals die ersten, die Musik mehrspurig aufnahmen und dafür mehrere Tonbandmaschinen aus dem Hause Studer/Revox verwendeten. „Die Beatles haben diese Form der Musikproduktion erfunden“, erklärt der 46-Jährige. Weitere Produktionen verortet ein Unternehmensfilm im „Who is who der jeweiligen Popmusik-Epoche“: von Abba bis Zappa.
Ausgehend von den ersten Tonbandgeräten diversifizierte sich die Produktpalette im Laufe der Jahrzehnte immer mehr. Der Produktschwerpunkt liegt heute, im digitalen Zeitalter, im Bereich Multiroom-Installationen und Haussteuerungssysteme. Neben Hifi-Produkten, die über den Fachhandel verkauft werden, gibt es zudem einen Reparaturservice für alte Geräte wie Tonbandgeräte, Kassendecks, CD-Player.
Lockdown fördert alte Schätzchen zutage
Die Revox-Group gehört mehrheitlich institutionellen und privaten Schweizer Investoren und beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Sie gehört zu den Firmen, die durch die Coronapandemie Vorteile hatte: Viele Kunden investierten in das eigene Zuhause und somit auch in die Beschallung des Wohnzimmers. Deshalb war der Markt für die Audiobar beziehungsweise das dazugehörige 5.1-System während der Coronaphase sehr stark gewachsen. Zudem wurden verstärkt Keller und Dachböden ausgemistet. Alte Revox-Geräte kamen zum Vorschein und zur Reparatur, so dass sich zum Teil mehrere Wochen Wartezeit anhäuften.
Sowohl die Historie als auch die Moderne lassen sich in den Showrooms von Revox in Villingen-Schwenningen bestaunen – direkt neben den Montagehallen. Dazu zählt etwa das älteste Revox-Tonbandgerät, das T26, aus dem Jahr 1951 oder der Multiuser-Verstärker M500, mit dem per Fernbedienung mehrere Nutzer ihre Soundsysteme steuern können – beispielsweise über Einbaulautsprecher von „Revox invisible“. Dadurch, dass sie unter Putz oder Farbe versteckt sind, kommt die Musik von der Decke oder aus der Wand – für die Hörer praktisch wie aus dem Nichts.
Aktuell bezeichnet Revox die Umsatzentwicklung als gut, veröffentlicht aber keine Geschäftszahlen. Durch die hohe Inflation und den Rückgang im Bausektor sei aber auch eine Zurückhaltung der Kunden spürbar. Neue Produktentwicklungen, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen, lassen Revox aber „sehr zuversichtlich“ in die Zukunft blicken.
Benedikt Brüne
Bild (unten): Bild: Adobe Stock/Ralf
Bild oben: Produktionsleiter Torsten Stumpf mit einem Verstärker von heute und einer betagten Tonbandmaschine A77 rechts.