Tuttlingen. Das Tuttlinger Einrichtungshaus Schatz feiert dieses Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit 225 Jahren besteht das Unternehmen in Familienbesitz, Hans-Ulrich Schatz führt den von seinem Urururgroßvater gegründeten Betrieb in sechster Generation. Wie lange 225 Jahre wirklich sind, machten die historischen Anekdoten deutlich, die Firmenchefin Jutta Schatz für die Jubiläumsfeier im Mai recherchiert hatte: 1794, als Johannes Schatz seine Schreinerei gründete, war das gleiche Jahr, in dem die französischen Revolutionäre Danton sowie Robespierre unter die Guillotine kamen und in dem Josef Haydn seine G-Dur-Sinfonie „Militär“ in London uraufführte. Der Besonderheit dieser langen Firmenhistorie ist sich Hans-Ulrich Schatz bewusst: „Sechs Generationen eines Familienunternehmens an einem Standort – das ist außergewöhnlich und selten“, sagte er bei der Feier. Das gilt insbesondere in Tuttlingen, wo 1803 ein Großbrand die Innenstadt völlig zerstörte. Hier gibt es nur drei Firmen, die noch älter sind als Schatz, wusste Oberbürgermeister Michael Beck zu berichten: ein Bestatter, ein Ofenbauer und eine Schreinerei.
Als solche startete auch Schatz und blieb die längste Zeit ein Möbelhersteller. Erst nach dem zweiten Weltkrieg verlegte sich Gerhard Schatz, der Vater von Hans-Ulrich Schatz, auf den Möbelhandel. Den Schwerpunkt sollten fortan zeitloses Design, Qualität und Beratung bilden. Schatz Schöner Wohnen – so nennt sich das Haus heute – führt hochwertige Möbelmarken wie Interlübke, B&B Italia, Kettnaker, Vitra oder USM. Die 2.500 Quadratmeter große Ausstellung wirkt sehr wertig und einladend. Das Angebot umfasst außer Möbeln, Küchen und Accessoires auch die Einrichtungsplanung, Lieferung, Montage sowie viele andere Dienstleistungen. Dafür beschäftigt Schatz die entsprechenden Spezialisten: Innenarchitekten und -einrichter, Designer, Schreiner sowie Raumausstatter. 13 Mitarbeiter zählt das Team, das bei den Kunden – überwiegend Privatleute aus dem Großraum Bodensee, aus dem Schwarzwald, von der Alb und aus der Schweiz – mit Flexibilität punktet. Auf Wunsch gibt es Beratungstermine am Wochenende, Küchenplanungen bis in die Nacht, und die Schreiner sind sogar einmal nach Sydney geflogen, um dort eine Küche einzubauen.
Das Konzept hat sich bewährt, das Geschäft entwickelt sich gut. Und es scheint auch das richtige Rezept angesichts der wachsenden Internetkonkurrenz zu sein. „Dem Onlinehandel fehlen die Atmosphäre, die Haptik, die Emotionen“, betonte Jutta Schatz. Im Internet gebe es weder eine freundliche Begrüßung beim Eintreten, noch Möbel zum Anfassen und Probesitzen und auch keinen leckeren, selbstgekochten Espresso. Sämtliche Festredner bestätigten dies. „Ein Haus, das Beratung, Qualität und Charme hat, kann gegen Amazon bestehen“, sagte OB Beck. „Das Angebot von Schatz hat mit Stil, Emotionen und Wohlfühlen zu tun“, betonte Rüdiger Schewe, Vizepräsident der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. „Das kann man mit Klicks nicht erreichen.“ Und Axel Schramm, Inhaber des gleichnamigen pfälzischen Bettenherstellers sowie Verbandspräsident der deutschen Möbelindustrie, lobte: „Bei Schatz spielt die Menschlichkeit noch eine große Rolle.“ Es sieht so aus, als bliebe das auch in Zukunft so, denn die siebte Generation macht sich bereit. Carolin Schatz (29) ist Innenarchitektin und startet jetzt im Familienunternehmen. Ihr Bruder Steffen Schatz (22) studiert Betriebswirtschaft.
kat