Während der vergangenen drei Jahre hat sich der Öschberghof einem kompletten Relaunch unterzogen. Das Donaueschinger Hotel, das zur Unternehmensgruppe des Discounters Aldi Süd zählt, hat seine Golfanlage, sein Spa und seine Tagungsräume deutlich vergrößert, außerdem die Zahl der Zimmer fast verdoppelt. Über 60 Millionen Euro hat diese Großinvestition gekostet. Im Dezember wird der Um- und Neubau weitgehend abgeschlossen sein, die offizielle Eröffnung ist fürs Frühjahr geplant.
Donaueschingen. Die Veränderungen sind so zahl- und umfangreich, dass man kaum weiß, wo man mit der Aufzählung beginnt. Vielleicht bei der Parkgarage, denn die sieht der Ankommende zuerst. Sie ist komplett neu und wie die anderen Gebäude nun auch mit Fichtenholz verkleidet, misst etwa 3.800 Quadratmeter und bietet 140 Autos Platz. Von da geht es zum Eingang, der ganz anders aussieht als früher – weniger imposant, dafür edler. Ebenso die Hotelhalle, in der vor allem die vielen Glaskugellampen ins Auge fallen, die wie Tropfen von der hohen Decke hängen. Große, bodentiefe Fenster sorgen hier wie andernorts für Helligkeit. Sie geben den Blick auf die sanften Donaueschinger Hügel rings ums Hotel frei, denen die Bagger in den zurückliegenden drei Jahren noch den einen oder anderen hinzugefügt haben. Hunderttausende Kubikmeter Erde wurden bewegt für die Golfanlage des Öschberghofs. Sie besteht nun aus drei Plätzen mit zusammen 45 Löchern, die alle fußläufig vom Hotel aus erreichbar sind. „Das ist einzigartig in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Alexander Aisenbrey.
Der Öschberghof wurde 1976 als Golfclub samt Superiorhotel im Auftrag von Karl Albrecht (1920-2014) gebaut. Bis zuletzt besuchte der Aldi-Gründer, der ein begeisterter Golfspieler war, die Anlage und wohnte dann in seinem Bungalow dort. Dass dieser bei der Neugestaltung abgerissen wurde, war in Albrechts Sinne – er hatte den Umbau noch mit geplant. Nach wie vor kommen mehr als die Hälfte der Gäste des Öschberghofs zum Golfen. Das könnte sich ändern, denn im Zuge des Millionenprojektes wurden auch der Wellness- sowie der Tagungsbereich ausgebaut, und es entstand ein weiteres Restaurant. Das „ÖSCH NOIR“ soll Feinschmecker anlocken und zielt mit seiner Ausrichtung auf einen Michelinstern. Küchenchef Manuel Ulrich hat im Öschberghof gelernt und danach in mehreren Gourmetrestaurants gearbeitet, zuletzt in der Traube Tonbach in Baiersbronn.
Als „Herzstück des Hotels“ bezeichnet Aisenbrey das neue „ÖSCH SPA“, das nun doppelt so groß ist wie vor dem Umbau. Es erstreckt sich über 5.000 Quadratmeter, bietet einen 25 Meter langen Innen- und einen 20 Meter langen, beheizten Infinity-Außenpool mit Sole, einen Fitnessraum, vier unterschiedliche Erholungsbereiche mit Saunen, Dampfbädern und Ruheräumen sowie Massage, Kosmetik und Friseur. Das Tagungszentrum ist gleichfalls gewachsen. Es umfasst nun sechs Räume sowie einen 400 Quadratmeter großen Festsaal und hat einen separaten Eingang. Schon jetzt haben zahlreiche Hochzeitspaare die Räume fürs kommende Jahr reserviert. Jünger und internationaler soll das Publikum insgesamt werden, berichtet Aisenbrey. Zu den Stammgästen des 1976 gegründeten Hotels zählen bislang vor allem Deutsche und Schweizer. Künftig hofft man auf mehr Besucher aus den Beneluxländern sowie dem Vereinten Königreich und längerfristig aus Übersee. Platz ist ja genug da: Auch ein neues Bettenhaus wurde gebaut, die Zahl der Zimmer und Suiten stieg von 73 auf 127.
Der vergrößerte Öschberghof beschäftigt etwa 100 mehr Mitarbeiter als zuvor. 330 sind es aktuell (darunter 49 Auszubildende), während der Golfsaison von Frühjahr bis Herbst kommen noch Greenkeeper hinzu. Weil es speziell in der Hotellerie und Gastronomie immer schwieriger wird, Fachkräfte zu finden, hat der Öschberghof 2016 zusammen mit 15 weiteren Hotels den Verein „Fair Job Hotels“ gegründet, der sich für bessere Arbeitsbedingungen engagiert und so das Image der Branche verbessern möchte. Minutengenaue Arbeitszeiterfassung und faire Bezahlung zählen ebenso zu den zehn Geboten des Vereins wie gute Arbeitsbedingungen oder Schulungen. Der Öschberghof bietet seinen Angestellten zudem Unterkünfte. Speziell für die Erweiterung entstanden 27 neue Mitarbeiterwohnungen im Donaueschinger Stadtteil Aasen. Diese wie auch den gesamten Um- und Ausbau finanziert das Handelsunternehmen Aldi Süd. Rund 55 Millionen Euro waren zu Baubeginn für die Großinvestition veranschlagt. Tatsächlich liegen die Kosten aber wohl über 60 Millionen Euro. Die Donaueschinger Regionalgesellschaft von Aldi Süd, eine von insgesamt 30, wickelt auch Buchhaltung und Personal für das Hotel ab. Davon abgesehen agiert der Öschberghof, der als GmbH firmiert, eigenständig. Der vierköpfigen Geschäftsführung gehören außer Geschäftsführer Alexander Aisenbrey noch drei Prokuristen an: Hotelmanager Mirko Bartl, F&B-Managerin Mirjam Felisoni und der Leiter der Golfanlage, Paul Gremmelspacher, der seine Position im Januar an Dominik Maucher übergibt.
kat