Ebringen. Seit 25 Jahren führt Leonhard Linsenmeier (Bild) das Familien-Weingut am Ebringer Sommerberg und erzeugt dort auf zwei Hektar Rebfläche „LEONhard Weine“ . Die Familie Linsenmeier wirkt schon etwas länger in der ältesten Weinbaugemeinde im Markgräflerland, nämlich seit 1580. Lange bevor „bio“ und „klimafreundlich“ auch in Supermärkten Einzug halten, entscheidet sich Linsenmeier für ein Experiment. Auf dem Ebringer Sommerberg pflanzt er 1991 eine neue „PIWI“-Züchtung des Weinbauinstituts Freiburg, die Weißweintraube Bronner. Piwi steht für „pilzwiderstandsfähige Rebsorten“. Durch gezielte Einkreuzung von Wildreben in klassische Rebsorten werden besonders resistente Pflanzen erzeugt. Ihr Vorteil: Während klassische Rebsorten mehrmals im Jahr mit Fungiziden gegen Mehltaukrankheiten geschützt werden müssen, kann beim Anbau von Piwis überwiegend bis vollständig auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden. Nicht zu spritzen, bedeutet auch weniger Traktorfahrten und damit weniger verdichtete Böden im Weinberg. 2008 erfolgte die Zertifizierung zum Kontrolliert ökologischen Weinbau.
Inzwischen hat Linsenmeier neben der Weißweinsorte Bronner noch Muscaris, Regent und Johanniter im Sortiment. „Die schmecken alle mindestens so gut wie traditionelle Weine“, sagt Linsenmeier. Schon nach wenigen Jahren Anbau wird er 2006 für den besten Regent Rotwein Europas ausgezeichnet. Ein Meilenstein: „Damit war ich dann sofort international bekannt“. Seither wird er regelmäßig prämiert – zuletzt 2019 mit der Gold- und Silbermedaille des internationalen Piwi-Preises für Bronner und Johanniter des Jahrgangs 2017.
International gibt es großes Interesse an den Piwi-Reben, immer wieder erhält Linsenmeier Anfragen von Winzern aus dem europäischen Ausland: Darunter Litauen, Schweden und Südfrankreich. Denn der 67-Jährige schwimmt nicht nur bei den Reben gegen den Mainstream: „Ich bin der Meinung, dass die Zukunft der Piwi–Weine nicht bei Cuvée liegt, sondern in der Sortenreinheit.“ Mit seinen besonderen Weinen hat sich der kleine Betrieb eine treue Kundschaft erarbeitet, teilweise helfen besonders Begeisterte sogar bei Ernte und Vermarktung mit, erzählt Linsenmeier stolz.
db