Offenburg. Der Mildenberger Verlag blickt auf eine spannende Geschichte zurück: Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte man dringend neue Schulbücher, das vorhandene Material aus der Zeit des Nationalsozialismus war für den Neustart in eine Demokratie nicht zu gebrauchen. General Raymond Schmittlein, damals Leiter der Education publique der französischen Besatzungsmächte in Deutschland, gründete nach Kriegsende den „Lehrmittel-Verlag Offenburg-Mainz“. 1948 übernahmen drei deutsche Gesellschafter das Unternehmen, unter ihnen Franz Burda. Der Verlag deckte damals den gesamten Bedarf an Lehr- und Lernmitteln für die französische Besatzungszone. „Die erste Fibel war ein Schweizer Schulbuch, das angepasst wurde“, erläutert Frank Mildenberger, der das Familienunternehmen in dritter Generation leitet. Karl Mildenberger war zu diesem Zeitpunkt Prokurist des Unternehmens. Mit Burda verband ihn mehr als nur das Geschäftliche: „Aenne Burda und meine Großmutter sind zusammen mit den Kinderwagen spazieren gegangen, das waren sehr freundschaftliche Verbindungen zwischen meinen Großeltern und den Burdas“, erzählt Frank Mildenberger, heutiger Geschäftsführer und Inhaber des Verlags. 1953 verkaufte Burda sämtliche Geschäftsanteile an Karl Mildenberger, der sich selbstständig machte. Der neue Inhaber änderte den Unternehmensnamen in „Lehrmittelverlag Karl Mildenberger Offenburg“. Anfangs war die Buchauswahl noch sehr übersichtlich: Auch wenn die Nachfrage groß war, es fehlte an Autoren.
Heute konzentriert sich das Geschäft des Verlags auf Vor- und Grundschule sowie Sekundarstufe I, Stück für Stück wurde das Repertoire erweitert. Mehr als 2.000 Titel hat Mildenberger in seinem Sortiment, der Umsatz des Familienunternehmens, das 67 Mitarbeiter beschäftigt, liegt bei 16,1 Millionen Euro. Neben den klassischen Deutsch- und Mathelehrbüchern gibt es zahlreiche Begleitwerke und Übungshefte für jedes Fach und Niveau. „Unsere Vielfalt ermöglicht es den Lehrern, im Unterricht der Heterogenität innerhalb der Klassen und auch dem unterschiedlichen Leistungsstand der Kinder gerecht zu werden“, erläutert der Verlagschef. Die größtenteils freien Autoren sind meist Lehrkräfte oder kommen aus dem Hochschulbereich. „Deren praktische Erfahrung ist essenziell“, betont Mildenberger.
Auch die Digitalisierung ist ein großes Thema für den Verlag, dem sich Mildenberger schon früh angenommen hat. Die erste Mathe-Lernsoftware wurde bereits 2004 entwickelt. „Wichtig ist, dass bei allen digitalen Angeboten das Level dem Alter der Kinder angepasst ist. Gerade in der Grundschule sind sowohl der menschliche und soziale Lehrkraft-Kind-Bezug als auch das haptische Erspüren enorm wichtig“, bekräftigt der Geschäftsführer.
So erstaunt es nicht, dass der Mildenberger Verlag zahlreiche Produkte mit dazugehörigem Maskottchen anbietet, welche in der pädagogischen Arbeit in den Klassen zum Einsatz kommen. Ob mit Tessa Tinte, der bunten Krake, Rico, dem Schnabeltier, dem Mathetiger oder mit Eberhart, dem kleinen Tapir: Im Mittelpunkt steht lebendiges Lernen für Kinder von der Vorschule bis zur Sekundarstufe I.
ak
Bilder: Frank und Christine Mildenberger (oben). Schulbuchmaskottchen Tessa Tinte (unten)