March-Hugstetten. Am 1. Oktober 1995 hat Doris Desbarats ihre Versicherungsvermittlung in March bei Freiburg gestartet, deren 25. Jubiläum sie nun feiert. Dass sie sich in der männerdominierten Versicherungsbranche etabliert und zweieinhalb Jahrzehnte gehalten hat, ist keine Selbstverständlichkeit: Nur wenige Prozent der rund 200.000 selbstständig tätigen Versicherungsvermittler oder -berater in Deutschland sind Frauen. Desbarats hat sich von der General- zur Regionalvertretung des AXA-Konzerns hochgearbeitet. Sie ist ehrgeizig und hartnäckig, dabei aber immer sehr charmant und zugewandt. Zusammen mit einer Assistentin betreut sie Privat- und Firmenkunden in der Region, vom Ein-Mann-Betrieb bis zur Firmengruppe mit 800 Mitarbeitern.
Ihr Durchsetzungsvermögen hat Desbarats auch ihrer früheren Tätigkeit zu verdanken. Direkt nach der Wirtschaftsschule war sie ins Unternehmen ihres damaligen Ehemanns eingestiegen, ein IT-Dienstleister mit gut einem Dutzend Mitarbeitern, der Software für Handels- und Produktionsfirmen entwickelte. Die junge Frau kümmerte sich um alles Kaufmännische, bekam dabei viele Einblicke in die Arbeit der Programmierer und verknüpfte diese mit betrieblichen Anforderungen. Dafür musste sie mitunter tief in Vertriebsstrukturen und Produktionsprozesse der Kunden einsteigen. Der Erfolg lohnte den Einsatz, sorgte aber auch für zunehmende Reibereien mit dem späteren Ex-Mann, die sie schließlich dazu bewogen, sich eine eigene Existenz aufzubauen. So kam sie ins Versicherungsgewerbe.
Eigentlich wollte Desbarats Mehrfachagentin oder Maklerin werden, um das Beste für ihre Kunden rauszuholen. „Doch die Realität sah anders aus“, berichtet sie. Mitte der 1990er-Jahre gab es noch fast 800 Versicherer. All deren Programme in der ihr eigenen Gründlichkeit durchzuackern, war nicht möglich. Und es sein zu lassen, entsprach nicht ihrer Vorstellung von Transparenz und Ehrlichkeit. Deshalb entschied sich Desbarats – dem Tipp eines Bekannten folgend – für eine Gesellschaft. Die damalige Colonia Versicherung (die 1997 von AXA übernommen wurde) bot ihr gute Startbedingungen.
Ihr Bestandsvolumen hat Desbarats über die Jahre um den Faktor zehn gesteigert. Sie würde gerne weiter wachsen, doch dafür fehlen die passenden Mitarbeiter. Der Fachkräftemangel ist in der von Konsolidierungen geprägten Versicherungsbranche enorm. Deshalb kämpft Desbarats weiter als Kleinstunternehmerin, die fast alles selbst macht. „Ich bin Macherin“, sagt sie. „Ich bin zuständig für Unternehmenskultur und -strategie, Marketing, Vertrieb, Kundenberatung, Dienstleistung, Expertise, Personal, Ausbildung, Organisation, Umsetzung von gesetzlichen Vorschriften, Finanzen- und Steuern. Zudem Krisenmanagerin, Motivatorin – und Steuerzahlerin.“
kat