Zum Dreivierteljahrhundert gönnt sich die Winzergenossenschaft einen präsentablen Neubau vor allem für Kunden und Gäste.
Sasbachwalden. Eine große Gemeinschaft, 340 Winzer, 248 Hektar Rebfläche und das Thema Schwarzwald auf Etiketten und Kartons – das sind die Alde Gott Winzer Schwarzwald in Sasbachwalden. Die Marke zieht, verkauft wird in die ganze Welt. Nicht nur Wein, hauptsächlich ist das Spätburgunder in Lagen von 170 bis 390 Meter, auch Edelbrände. Kirschwasser ist hier das bekannteste Produkt, „Eierlikör mit Kirsch das legendärste im Sortiment“, sagt Günter Lehmann, geschäftsführender Vorstand seit 2001.
Gegründet wurde die Genossenschaft im September 1948 von 25 Winzern, die das Preisgebaren des Großhandels satthatten und etwas gemeinsam machen wollten, auch um die Erträge zu stärken. Der erste Weinkeller war in der örtlichen Schule untergebracht. 1960 wurde eine eigene Niederlassung in der Talstraße gebaut, größere Erweiterungen folgten etwa im Zehn-Jahres-Rhythmus, ein neues Design gab es 2016, zwei Jahre später wurden die Verkaufsräume modernisiert – aber die wichtigste Veränderung kam zum 75. Jubiläum: Ein Neubau mit Dachterrasse und Platz für bis zu 60 Personen, mit dazugehöriger Weinbar und Räumen für Events und Tagungen. Sasbachwalden ist vom Fachwerk dominiert. Da war es keine Frage, dass alles aus Holz sein muss, wo Beton nicht erforderlich war.
Die Alde Gott Winzer Schwarzwald eG hat im vergangenen Geschäftsjahr Wein für 8,4 Millionen Euro verkauft – 1,6 Millionen Liter. Ein stabiles Ergebnis, wie Lehmann feststellt, der den Laden wie kaum ein anderer kennt: Er hat schon seine kaufmännische Ausbildung hier gemacht, vor mehr als 30 Jahren. Das Unternehmen war selbst zu Coronazeiten über Lebensmitteleinzelhandel, Weinfachhandel und Privatkunden – wobei jedes Segment jeweils knapp ein Drittel des regulären Absatzes ausmacht – gut aufgestellt, während die leidende Gastronomie mit einem Anteil von acht Prozent weniger schwer ins Gewicht fiel. Die Energiekrise als Folge des Krieges in der Ukraine war allerdings als Kostentreiber spürbar. Die Flaschenpreise sind in der Spitze um 60 Prozent explodiert, jeder Karton, jedes Etikett, jeder Verschluss war teurer – auch die Verfügbarkeit wurde zeitweise zum Problem mit Lieferzeiten von mehreren Monaten. „Das beruhigt sich gerade so allmählich“, so der Geschäftsführer.
Die größte Herausforderung für Winzer war immer und wird es bleiben: die Witterung. „Man hat keine planbaren Mengen“, sagt Lehmann. Die Mehrheit (90 Prozent) der Fläche und der Trauben wird noch immer von Hand gelesen, vor allem mit Familie, Freunden und Bekannten, am Steilhang ist die Maschine schwierig einzusetzen. Mit der Tochterfirma German Wine Group, die Ende 2017 von den Sasbachwaldenern mit drei Genossenschaftskollegen aus anderen deutschen Weinregionen gegründet wurde, finden die edlen Tropfen von Kellermeister Michael Huber ihren Weg mittlerweile nach China, Japan, Polen, Tschechien, Schweden, Norwegen, Kanada, USA, Belgien und in die Niederlande – Südkorea ist in der Pipeline.
Auch kurzfristige Ziele haben die Winzer, die im 50-köpfigen Team mit der Alde Gott Edelbrände Schwarzwald eG nach außen gemeinsam auftreten: Die Genusswelt im Neubau muss mit Leben gefüllt werden, so Lehmanns größter Wunsch. Das geht von Weinprobe über Weinwanderungen mit Gastronomen bis hin zur kulinarischen Treibjagd, die im Keller stattfindet.
Text: Mirjam Fischer
Bilder: Alde Gott Winzer Schwarzwald eG (unten), Peter Bender (oben)
Bild oben: Die Alde-Gott-Spitze (v.l.): Hans-Peter Huber (Aufsichtsratsvorsitzender), Günter Lehmann (geschäftsführender Vorstand) und Hubert Vierthaler (Vorstandsvorsitzender)
Bild unten: Der neue Alde-Gott-Standort: oben Weinbar, unten Tagungsräume