Das Planungsbüro Bliestle aus Villingen-Schwenningen gehört in Deutschland zu den führenden Unternehmen, was das Einrichten und Gestalten von Pflegeheimen und anderen Senioreneinrichtungen angeht. Zum 20-jährigen Bestehen hat Inhaber Wolfgang Bliestle in die Ausstellung investiert.
Villingen-Schwenningen. Bunt gemusterte Sessel, Kissen mit Tiermotiven, gestreifte Vorhänge, Lampen, weitere schön anzusehende Accessoires und mitten drin ein Pflegebett mit rosafarbenem Kissen und gestreifter Bettwäsche: So gemütlich und farbenfroh stellt man sich das Zimmer eines Pflegeheims nicht vor. Aber auf diese Weise richtet das Planungsbüro Bliestle aus Villingen-Schwenningen seit 20 Jahren bundesweit gehobene Seniorenresidenzen im Fünf-Sterne-Bereich sowie Pflegeheime ein. Bliestles Kunden sind private Anbieter genauso wie Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und andere soziale Träger. Von den Zimmern bis zu den Küchen, Geschirr, Staubsauger und medizinische Ausstattung inklusive. „Wir sind so gewachsen, weil wir Wert auf die Gestaltung legen und weil wir mit verschiedenen Budgets arbeiten können“, sagt der Unternehmensgründer und Geschäftsführer Wolfgang Bliestle, der selbst ein Faible für Design hat. „Wir sind mittlerweile einer der Größten in der Branche und haben einen erheblichen Marktanteil.“ Sein Planungsbüro ist bundesweit aktiv. Beim Interview am zehn Jahre alten, insgesamt 1.900 Quadratmeter großen Firmensitz in der Marie-Curie-Straße in Villingen Anfang Februar berichtet er von aktuellen Aufträgen in der Nähe von Hamburg, in Ostfriesland und in Berlin. Um rund 80 Neubauprojekte kümmert sich das Büro zurzeit. Die Geschäfte entwickeln sich seit Jahren positiv: „Wir legen jährlich zweistellig zu, mal um zehn, mal um bis zu zwanzig Prozent“, sagt Wolfgang Bliestle. Absolute Zahlen nennt er nicht. Mit Einrichtungen von Alten- und Pflegeheimen macht er etwa 75 Prozent seines Umsatzes, mit Küchen rund 25 Prozent. Hier entfällt ebenfalls der größte Teil auf Pflegeeinrichtungen. Aber auch Schulen und Kindergärten vor allem aus Villingen-Schwenningen und Umgebung sowie Bauträger zum Beispiel aus Freiburg zählen zu Bliestles Kunden. Vor 20 Jahren startete er allein, heute beschäftigt er 35 Frauen und Männer.
Nicht nur die Beispiele von Wohn-, Schlaf- und Essbereichen für Pflegeheime, auch die verschiedenen Küchen, die Bliestle in einem eigenen Gebäude präsentiert, sind schön anzuschauen und funktional zugleich. So, wie es für Wohngruppen, in denen schnell viele Personen versorgt werden müssen, nötig ist. Die Küchen sind aber derart konzipiert, dass beispielsweise der Kombidämpfer gegen einen Backofen und die Industrie- gegen eine gewöhnliche Spülmaschine ausgetauscht werden können und die Küche auch von Unternehmen für Sozialräume oder von Privatleuten verwendet werden kann. Da Privatleute vor allem aus Villingen-Schwenningen und Umgebung immer mehr Interesse an seinen Küchen zeigen, hat Wolfgang Bliestle nun das Küchenstudio um einen 250 Quadratmeter großen, rund 500.000 Euro teuren Anbau erweitert. Wie das Gebäude sind auch die Küchen im Bauhaus-Stil gehalten: Die Formen sind klar, das Design ist schlicht, das Material wahlweise dunkles Holz, Lack oder Keramik. Und so, wie es Wolfgang Bliestle und seine Mitarbeiter in den Pflegeheimen machen, sind die Küchen in Wohn- und Essbereiche integriert. In einer der Küchen prangt ein goldener Hase an der Wand, auf einem Sideboard steht eine Lampe mit Urwaldmotiven. „Ich wollte zum 20. Jubiläum einen baulichen Akzent setzen“, sagt Bliestle. Die Spezialität seines Unternehmens sei die ganzheitliche Gestaltung. Die Urwaldmotive finden sich daher auch auf der Tapete eines Büros wieder, das zum Sozialraum werden soll, wenn im Laufe des Jahres der Neubau bezogen werden kann.
Dieser wird zurzeit nur wenige Meter vom Küchenstudio entfernt gebaut. Auf drei Etagen mit zusammen 1.100 Quadratmetern entstehen Büros für elf Mitarbeiter, Konferenzräume und Lagerflächen. Einen siebenstelligen Betrag investiert Bliestle dafür. Das Projekt verantwortet sein Sohn Patrick. Der 29-jährige studierte Betriebswirt arbeitet seit drei Jahren in der Geschäftsführung des Unternehmens mit. „Wir sind ein Familienbetrieb“, sagt der 55-jährige Wolfgang Bliestle, dessen Frau Sabine ihn bereits seit 17 Jahren unterstützt und die wie er ein Händchen fürs Gestalten hat.
Damit die Stühle, Sessel oder anderen Möbel für Pflegeheime nicht nur schön aussehen, sondern auch praktisch sind, testen Bliestles diese in der Tagespflegeeinrichtung „Café Marie“, die über 21 Plätze verfügt und die die Caritas seit rund sieben Jahren im Erdgeschoss des Hauptgebäudes betreibt. Im Keller ist die Pflegeausstellung untergebracht, im Obergeschoss die Seminar- und Eventlocation „Gusto Marie“, das jüngste Standbein des Unternehmens: Hier richten Bliestles seit zweieinhalb Jahren Schulungen, Tagungen, Firmen- oder private Feiern aus, auf Wunsch auch mit gemeinsamem Kochen. Denn eine Küche fehlt ebenso wenig wie auffallende Accessoires. Dazu zählen eine moderne Schwarzwalduhr und Messinghirsche auf den Regalen genauso wie die Kuhtapete auf der Herrentoilette.
Text und Bilder: mae