Blickt man derzeit in Biergärten, Restaurants, Cafés und Bars, so sieht man voll besetzte Tische, ohne Reservierung geht oft gar nichts. Auch die Unterkünfte in der Region sind – vor allem während der Ferienzeiten – weitgehend ausgebucht. Doch kann die Tourismusbranche wirklich aufatmen? Was haben Lockdowns, Maskenpflicht und Co. mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe gemacht? Und wie beeinflussen aktuelle Geschehnisse den Markt?
Mehr Übernachtungen als vor Corona
2,02 Millionen Übernachtungen zählte der Schwarzwald im Mai 2022. Das bedeutet ein Plus von 1,8 Prozent verglichen mit Mai 2019, dem Jahr vor Beginn der Coronakrise (Quelle: STG).
Rückgang der Gäste aus dem Ausland
2021 haben nur noch 2,26 Millionen Gäste aus dem Ausland im Schwarzwald übernachtet, 2019 – vor Ausbruch der Pandemie – waren es noch 5,56 Millionen. Im Coronajahr 2020 wurden 2,33 Millionen Übernachtungen internationaler Reisender gezählt (Quelle: STG).
Frag Schwarzwaldmarie
Die kostenlose App „Frag Schwarzwaldmarie“ ist im Juli online gegangen. Sie kann über www.frag-schwarzwaldmarie.info oder per QR-Code heruntergeladen werden. Demnächst soll sie auch im Google Playstore oder über den Applestore erhältlich sein. Der digitale Reisebegleiter soll Touristen, aber auch Einwohner der Ferienregion mit Informationen rund um den Schwarzwald versorgen. Von Wandertouren über Ausflugsziele, Restaurants, Veranstaltungen bis hin zu einzelnen Attraktionen. Auch Bus- und Bahnhaltestellen in der Nähe können von den Usern inklusive Abfahrtszeiten in Echtzeit abgerufen werden. Unternehmen, die in die Datenbank der App aufgenommen werden möchten – sei es mit einem Event oder auch einem eigenen touristischen Betrieb – können sich direkt an die Schwarzwald Tourismus GmbH wenden: datenbank@schwarzwald-tourismus.info. Das Digitalprojekt „Frag Schwarzwaldmarie“ war zuvor beim Ideenwettbewerb „Gemeinsam wird es KI“ des Bundesarbeitsministeriums ausgezeichnet worden.
Text: ak
Bild: Schwarzwald Tourismus
Freiburg auf Platz eins
321 Orte im Gebiet der zwölf Land- und vier Stadtkreise zählt die Schwarzwald Tourismus GmbH. Rund 240 sind touristisch aktiv. 2021 entfielen 54,4 Prozent aller Übernachtungen auf die 25 tourismusintensivsten Gemeinden. Spitzenreiter war die Stadt Freiburg mit 1,3 Millionen Übernachtungen. Auf Platz zwei folgte Rust mit knapp einer Million Gäste-Übernachtungen. (Quelle: STG).
Größter Gästeanteil aus dem Ländle
Als Folge der gesunkenen Gästezahlen aus dem Ausland gingen 2021 fast 85 Prozent der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben mit mindestens zehn Betten auf Urlauber aus Deutschland zurück (2019: 75 Prozent). Mit 30,5 Prozent kam die mit Abstand größte Gästegruppe im Gebiet der Schwarzwaldtourismus GmbH aus Baden-Württemberg selbst (Quelle: STG).
Kostenexplosion
Deutschlandweit stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im Mai 2022 um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Erdöl und Erdgas lagen im Juni 148,7 Prozent über dem Preis des gleichen Monats in 2021 (Quelle: Destatis). „Wer ist schon bereit, fünf Euro für ein Hefeweizen zu bezahlen? Das ist aber der Preis, den wir bereits jetzt von den Gästen verlangen müssten“, stellt Michael Steiger fest, stellvertretender Vorsitzender des Dehoga Schwarzwald-Bodensee.
Deutlicher Rückgang der Betriebe
Die Zahl der gastronomischen Betriebsstätten in Baden-Württemberg ist stark zurückgegangen: Waren es vor der Pandemie noch knapp 33.000 Betriebe landesweit, so sind es heute (Stand Juli) nur noch etwa 28.000 (Quelle: Dehoga). „Pachtverträge wurden nicht neu vergeben, manche Wirte haben nach Corona erst gar nicht mehr wiedereröffnet. Es ist eine deutliche Zurückhaltung bei den Gastwirten zu spüren“, erklärt Peter Erhardt, Vorsitzender des Dehoga Schwarzwald-Bodensee.
Steigende Löhne in der Branche
Zum 1. Juli diesen Jahres wurde der Mindestlohn auf 10,45 Euro angehoben, ab 1. Oktober soll er auf zwölf Euro brutto erhöht werden. In der Gastronomie gab es Anfang 2022 eine fünfprozentige Tariferhöhung, um für Mitarbeiter attraktiver zu werden. Seit Juli ist der Ecklohn, also der Einstiegsstundenlohn für Fachkräfte nach dreijähriger Gastronomieausbildung, um knapp neun Prozent auf 14,30 Euro gestiegen (Quellen: IHK Südlicher Oberrhein, Dehoga). „Das entspricht auch dem Wunsch vieler Gastronomiebetriebe. Für die Kollegen ist es wichtig, die Leistungen ihrer Mitarbeiter anzuerkennen und die Vergütung entsprechend anzuheben“, sagt dazu Gastronom Michael Steiger vom Dehoga.
Text: ak
Bild: Adobe Stock – C. Schüßler
DIHK-Konjunkturumfrage
Die Geschäftslage im Gastgewerbe befindet sich trotz Aufhellung noch unter Vorkrisenniveau. Zu diesem Ergebnis kommt die DIHK-Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2022, Sonderauswertung Tourismus.
Die kompletten Umfrage-Ergebnisse: dihk-konjunkturumfrage-fruehsommer-2022-sonderauswertung-tourismus-data.pdf