Wenn es um Chancengleichheit im Beruf und Vereinbarkeit geht, kann sich Katja von Glinowiecki schon mal in Rage reden. „Wir verlieren die Frauen und ihr Potenzial nicht erst, wenn sie die Kinder bekommen, sondern schon vorher, in den ersten Berufsjahren“, so ihre Erfahrung. „Allein durch die immer noch herrschenden Vorurteile, sie könnten ja Kinder bekommen. Und damit hört man auf, sich für bessere Bedingungen einzusetzen.“ Von Glinowiecki berät Unternehmen vor allem auf ihrem Weg zu familienfreundlichen Arbeitgebern. Sie wünscht sich einen grundlegenden Perspektivenwechsel: „Betriebe denken problemorientiert – Wer macht mir jetzt das Projekt fertig? Wie bekomme ich bloß die Elternzeit überbrückt? – statt lösungsorientiert: Was kann ich aktiv tun, damit diese gut eingearbeitete Kraft nach der Familienzeit zurückkehrt?“ Was sind schon drei Jahre Elternzeit gemessen an einem ganzen Berufsleben. Allzu oft, so ihre Erfahrung aus Coachings mit ratlosen Unternehmern, verpasse man schlicht die Chance zum Gespräch: „Fragen Sie Ihre Mitarbeiterinnen – und auch die Mitarbeiter – doch einfach mal, was ihnen weiterhelfen würde für eine bessere Vereinbarkeit und welche Ideen sie haben.“ Dann könne man gemeinsam zu guten und wertschätzenden Lösungen kommen. Hinderlich sei, so sagt Katja von Glinowiecki, die immer noch gängige Annahme, Teilzeit sei nicht effektiv und Mitarbeiter müssten stets – und bis in den Abend – vor Ort sein, um etwas zu leisten. „Das ist längst widerlegt.“
uh