Mit der Zeit bekommt man ein bisschen Routine, stellt Sabine Seibl, Geschäftsführerin der Edeka-Frischemärkte Baur, fest und meint vor allem den Papierkram beim Beschäftigen von Mitarbeitern mit Behinderung. „Ansonsten bleibt jede Stellenbesetzung eine ganz individuelle Sache. Wir führen ein Bewerbungsgespräch mit dem Kandidaten und dem Maßnahmenträger und starten dann für ein, zwei Wochen in ein Praktikum, um zu schauen, wie die Person gestrickt ist und welche Tätigkeit zu ihren Fähigkeiten passt.“ Vom Regalauffüllen über die Obst- und Gemüseabteilung bis zur Kasse und sogar der Frischebedientheke, vieles ist in den 13 Edeka-Märkten möglich. „Es kommt darauf an, wie das Handicap ausfällt“, erklärt Julia Holzinger-Keller, Leiterin der Personalentwicklung. Manche können mit Kunden, andere bleiben lieber hinter den Kulissen. Auf das Praktikum folgt in der Regel ein Langzeitpraktikum, das zumeist in einer Festanstellung mündet. Von den rund 840 Edeka-Mitarbeitern haben mehrere Dutzend ein Handicap. „Wir sehen Inklusion als soziale Verpflichtung“, stellt Seibl fest. Den Kunden gegenüber – seit März bietet man in den Märkten „stille Einkaufsstunden“ für geräusch- und kontaktempfindliche Menschen an –, aber auch intern. „Ein Signal an die Mitarbeiter, dass uns Toleranz und Vielfalt wichtig sind.“ Das Commitment der Teams, so betont Holzinger-Keller, sei von großer Bedeutung, damit Inklusion klappen kann. „Speziell im Handel sind wir darauf angewiesen, dass die Mitarbeiter das mittragen, weil es schon Arbeit ist, die neuen Kollegen in den einzelnen Bereichen zu integrieren.“ Inklusion erfordere eben auch Rücksichten. „Wir haben Teams, die sind begeisterungsfähiger als andere und nehmen jeden, so wie er ist“, ergänzt Seibl. Andere seien weniger offen für Veränderungen. Unterm Strich erkennt Sabine Seibl aber auch hier eine zunehmende Routine: „Je mehr Erfahrungen die Kollegen mit gehandicaptem Mitarbeitern haben, desto geübter und toleranter werden sie im Umgang.“
uh