Ettenheim. Beim Heizungsbauunternehmen Jäger GmbH wurde im April nicht nur das 100-Jährige gefeiert, sondern auch die neue Chefin: Seit diesem Frühjahr leitet Miriam Jäger die Geschicke des von ihrem Urgroßvater Karl Jäger gegründeten Unternehmens.
1923 hatte Karl Jäger im einstigen Fischerdorf Kappel, das heute Teil von Kappel-Grafenhausen ist, eine Blechnerei gegründet, zur Montage und Wartung von Dachrinnen. Und Jäger war nicht nur Handwerker, sondern auch Tüftler: „Unter anderem hat er einen Hühnerfutterautomaten und eine Kükenheizung entwickelt“, berichtet Miriam Jäger über ihren Urgroßvater. Auf den Gründer folgte 1952 Sohn Alois als Geschäftsführer. Der Schwerpunkt des jungen Unternehmens liegt nun auf der Sanitär- und Heizungstechnik. 1991 verlegt der Betrieb sein Büro und die Werkstätten nach Ettenheim, Handwerksmeister Elmar Jäger, Alois‘ Sohn, übernimmt zusammen mit seiner Frau Karin, die Kauffrau ist, das Ruder.
Von langer Hand geplant
Mit Miriam Jäger hat nun die vierte Generation das Steuer übernommen. „Wir haben das langsam vorbereitet“, sagt die 27-Jährige über den Wechsel. Dabei sah es anfangs nicht danach aus, dass sie ins elterliche Unternehmen einsteigen würde, berichtet sie mit einem Lächeln: „Während der Schulzeit habe ich ein Praktikum bei uns gemacht, und das hat mir gar nicht gefallen. Wir haben zwei Wochen fast ausschließlich Platten für eine Fußbodenheizung gelegt. Das war nicht mein Fall!“ Als ihr Vater sie zu einer internationalen Messe in Mailand mitnimmt, schlägt das Pendel in die andere Richtung: „Da dachte ich: ‚Wow!‘ Da gab es so viel zu sehen, das kannte ich alles nicht – und fand es unglaublich spannend.“
Nachdem für sie klar war, dass der Weg ins elterliche Unternehmen führen wird, plante sie ihren Werdegang, absolvierte die Ausbildung im Heizungsbau bei einem befreundeten Familienbetrieb und sammelte in Konstanz bei einem überregional aktiven Unternehmen gezielt Erfahrungen außerhalb und in größeren Strukturen. Nach dem Abschluss der Meisterschule dort, kehrte Miriam Jäger 2019 nach Ettenheim zurück – als Juniorchefin. Mit ihren Eltern ist damals abgemacht, dass sie das Unternehmen in drei oder vier Jahren übernehmen wird.
Diese Zeitspanne war ihr wichtig. Das Handwerkliche, das Planerische hatte sie verinnerlicht, „aber ich hatte bis dahin nie wirklich im Büro gearbeitet“. Gerade weil das Unternehmen viele Privatkunden bedient, ist der kaufmännische Aufwand groß. Unterstützt wird sie dort von Mutter Karin. Vater Elmar steht ihr ebenfalls zur Seite. „Das ist das Schöne an einem Familienunternehmen“, sagt die junge Geschäftsführerin. Ein weiterer Vorteil, nahezu alle der zehn Mitarbeiter kennt sie seit Kindesbeinen: „Das schafft Vertrauen auf beiden Seiten – auch bei Veränderungen.“
Denn die sind im Unternehmen spürbar – zum Teil natürlich durch die aktuelle Situation: „Die Nachfrage und das Interesse an Wärmepumpen und eigener Energie ist immens, das heißt auch für uns, dass wir auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben.“ Dazu zählen auch Computerprogramme für die Planung von Projekten. „Früher haben wir Bäder mit Magnettafeln und Papier entworfen. Mittlerweile nutzen wir einen digitalen 3D-Planer. Damit werden Bäder erlebbarer und können besser, individueller und genauer geplant werden. Für unsere Kunden sind Entscheidungen so einfacher zu treffen, weil sie ihr zukünftiges Bad virtuell betreten und Accessoires oder Armaturen besser aufeinander abstimmen können“, stellt Miriam Jäger fest. Die Zukunft hat begonnen.
Text: mrk
Bilder: Egroma/Haus der Gestaltung, Kathrin Kaufmann
Bilder: Die neue Chefin mit ihrem Team (oben). Elmar und Karin Jäger mit Tochter und Nachfolgerin Miriam (unten v.r.)