Dank der Technologie von Heinzmann werden große Verbrennungsmotoren sauberer. Das Schönauer Unternehmen entwickelt und produziert Motorenmanagement-Systeme für Schiffe, Lokomotiven, Industriefahrzeuge sowie Turbinen und Generatoren. In einem zweiten Geschäftsfeld stellt Heinzmann elektrische Antriebssysteme für Industrie und Transportwesen her. Für seine Innovationskraft hat das Unternehmen jüngst die Wirtschaftsmedaille des Landes erhalten.
Schönau. Markus Gromer ist ein bescheidener Mann. Der geschäftsführende Gesellschafter schreibt die Verdienste, für die Heinzmann gee hrt wurde, hauptsächlich seinem Vater Anton Gromer zu. Und ohne Frage hat der mittlerweile 88 Jahre alte Senior viele Voraussetzungen für die erfolgreiche Firmenentwicklung geschaffen. Er hatte das 1897 in Dresden von Joseph Heinzmann gegründete und von dessen Sohn Fritz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Stuttgart wiederaufgebaute Unternehmen seit 1967 geführt und 1987 übernommen. Um wachsen zu können, verlagerte Anton Gromer die Firma 1992 in seinen Heimatort Schönau, wo nach der Schließung der Irisette-Produktion Industriehallen leerstanden. Mit kaum mehr als drei Dutzend Mitarbeitern, darunter einigen ehemaligen Textilarbeitern, startete Heinzmann hier. Heute beschäftigt das Unternehmen 240 Frauen und Männer an seinem Hauptsitz; weltweit arbeiten insgesamt rund 400 Menschen für Heinzmann. Es gibt mittlerweile acht Produktionsstandorte und fünfzehn Vertriebsniederlassungen auf allen Kontinenten. Der Umsatz hat sich seit 2005 etwa verdoppelt und lag 2019 für die Gruppe bei circa 65 Millionen Euro. Etwa 75 Prozent davon erzielt Heinzmann im Export. Insbesondere diese Internationalisierung und die jüngere Erfolgsgeschichte tragen die Handschrift von Markus Gromer, der seit 1999 Teil der Geschäftsführung ist und seit 2009 das Unternehmen als CEO leitet.
Heinzmann produziert schon mehr als 120 Jahre Regler für Dieselmotoren. Das war die längste Zeit ein eher gemächliches Geschäft, was sich grundlegend änderte, als der Gesetzgeber in den 1980er-Jahren begann, Umweltaspekte in den Blick zu nehmen und damit zunehmend Verbrauch sowie Emissionen von Verbrennungsmotoren zu reglementieren. Seither entwickelt sich Heinzmann sprunghaft. Denn die Technik aus Schönau trägt dazu bei, große Verbrennungsmotoren sparsamer und sauberer zu machen, und sie ließe sich auch auf alternative Kraftstoffe anpassen. Das ist aktueller denn je, zumal die Elektromobilität für große Lasten noch wenig ausgereift ist. Heinzmann will Technologieführer im Bereich Motorenmanagement sein, allerdings nur fernab der Straße. Das Unternehmen beliefert die Hersteller von Schiffen, Lokomotiven, Industriefahrzeugen, Turbinen und Generatoren. „Wir halten uns konsequent aus Automotive raus“, sagt Markus Gromer. Das habe sich bewährt. Auf der Referenzliste stehen bekannte Namen wie MAN, Deutz und Caterpillar, weil sie in den Segmenten Nutzfahrzeuge oder Schiffsantriebe tätig sind. Bei den Kunden hat es in den vergangenen Jahren viele Veränderungen und Konzentrationsprozesse gegeben. Der Markt ist in Bewegung. Auch Heinzmann selbst ist zum Teil durch Zukäufe gewachsen, wie vor wenigen Wochen erst, als die Schwarzwälder das britische Unternehmen Giro Engineering übernahmen, das auf Kraftstoffleitungen für Dieselmotoren spezialisiert ist.
Parallel zum Management von Verbrennern hat sich Heinzmann in der Elektromobilität einen Namen gemacht, und zwar schon lange bevor das Thema Trend wurde. Das kam so: Als das Unternehmen in den 1970er-Jahren seine mechanischen Regler auf Elektrik umstellte, brauchte es dafür Elektromotoren. Die zugekauften liefen allerdings nicht sonderlich gut, deshalb begann man, selbst welche zu bauen. „Die waren ziemlich robust, sodass sich bald andere Anwendungen auftaten“, berichtet Markus Gromer – beispielsweise für Lift- und Steigsysteme, Seilwinden sowie fahrerlose Transportsysteme. Inzwischen spielt die urbane Mobilität eine wachsende Rolle, wenngleich sich Heinzmann auch hier aus dem Massengeschäft heraushält. Man setzt eher auf professionelle Nutzer. So fahren beispielsweise viele gelbe Posträder mit den Schönauer Motoren, die an einem leichten Surren zu erkennen sind. Zudem kooperiert Heinzmann mit weiteren Lastenradherstellern wie Bayk oder Rytle. Die Sparte elektrische Antriebe trägt zwischen einem Fünftel und einem Viertel zum Umsatz des Stammhauses bei, das sind circa zwölf Millionen Euro. Gromer geht davon aus, dass die Zahlen noch deutlich steigen. „Wir gehen da sehr fokussiert rein“, sagt der Heinzmann-CEO. Das Unternehmen zählt auch hier zu den Innovationstreibern. Es steckt zehn Prozent seines Umsatzes in die Entwicklung neuer Produkte.
Eine wichtige Basis dafür sind gute Mitarbeiter. Damit es zukünftig nicht an Fachkräften mangelt, bildet man selbst viel aus. Unter den 240 Mitarbeitern in Schönau sind aktuell 27 Auszubildende und duale Studenten. Auch Weiterbildung spielt eine wichtige Rolle. Um die Mitarbeiter auf Industrie 4.0 vorzubereiten, plant Heinzmann derzeit ein Ausbildungszentrum am Hauptsitz. Das Konzept soll bis Ende des Jahres stehen.
kat